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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ihre unausgesprochenen Gedanken. Ab und zu hob eine
der beiden den Kopf und lächelte Mutter Renkin
ermutigend an, um dann den Blick wieder zu senken und
sich ihrem Essen zu widmen.
    Die Bäuerin, deren Vorstellung von Aufregung und
Abenteuer nie darüber hinausgegangen war, den Marktplatz von Tare zu besuchen, starrte sie weiterhin an.
    Endlich hob Sternenschein den Kopf und schob ihren
Teller beiseite. »Bäuerin Renkin, Ihr müßt uns etwas
über Euch selbst erzählen.«
    Die Bäuerin öffnete zögernd den Mund, um ihn dann
aber schnell wieder zu schließen. Was gab es schon über
ihr eintöniges Leben im nördlichen Arkness zu berichten,
was für diese zauberischen Geschöpfe beachtenswert
gewesen wäre?
    »Erzählt uns, wo Ihr herkommt, Teuerste«, schlug
Bleichstern ihr vor. »Das wäre immerhin ein Anfang.«
Zögernd erzählte die Bäuerin den beiden Ikarierinnen
von ihrem Mann und den Kindern in Nordarken, ihrem
Leben, das sich um die Schafe und magere Ernten drehte.
»Ich bin zum ersten Mal weiter als fünf Meilen von zu
Hause weg«, schloß sie leise, überzeugt davon, die
Vogelfrauen nunmehr zu Tode gelangweilt zu haben.
Sie wirkten jedoch alles andere als gelangweilt. »Und
Eure Mutter?« fragte Sternenschein leise und freundlich.
»Ist sie zu Hause und paßt auf Eure Kinder auf, während
Ihr den Markt besucht?«
Die Bäuerin schüttelte den Kopf. »Nein. Meine Mutter
starb leider drei Wochen nach meiner Geburt am
Milchfieber.«
Bleichstern lehnte sich zurück und runzelte die Stirn.
»Aber wer hat Euch dann aufgezogen?«
»Meine Großmutter, edle Dame.«
»Ah«, riefen die beiden Zauberinnen wie aus einem
Mund. »Eure Großmutter.«
Jeder der Zauberer, die durch das südliche Tencendor
nach Norden reisten, hatte sich die Zeit genommen, nach
solchen Frauen Ausschau zu halten. Aber es waren ihrer
nur wenige unter den Achariten. Der Seneschall hatte es
nicht an … Wachsamkeit fehlen lassen.
»Sie muß eine außergewöhnliche Frau gewesen sein«,
meinte Sternenschein.
»Und sicher hochbegabt«, fügte Bleichstern hinzu und
ergriff eine von Frau Renkins in den Schoß gelegten
Hände. »Vielleicht hat sie Euch schöne Geschichten
erzählt, als Ihr noch ein kleines Mädchen gewesen seid.«
Mittlerweile sehr angespannt, nickte die Bäuerin, ohne
jedoch zu sprechen. Sie hatte die Augen fest auf ihren
Schoß gerichtet.
»Ihr seid hier sicher«, meinte Sternenschein und legte
ihre Finger über Frau Renkins Hand, die wiederum in der
von Bleichstern ruhte. Ein Gefühl des Friedens durchströmte die Bäuerin, und sie hob den Blick. »Vollkommen«, bestärkte die Zauberin sie.
»Ich habe niemals jemandem ein Wort davon erzählt«,
murmelte die Frau, und ihre Augen füllten sich vor
Schuldbewußtsein mit Tränen. »Niemals.«
»Ganz gewiß nicht«, warf Sternenschein beruhigend
ein. »Ihr seid ein braves Mädchen gewesen. Das mußtet
Ihr ja sein.«
»Sie nahmen sie mit.« Tränen rannen über ihre Wangen. »Als ich acht war. Und zehn Jahre lang sind sie
jedes Jahr wiedergekommen und haben mir Fragen
gestellt. Ich habe mich gefürchtet.«
»Das bezweifle ich nicht.« Bleichsterns Stimme klang
vor Zorn hart, aber Mutter Renkin wußte, daß ihre
Empörung sich nicht gegen sie richtete.
Die Bäuerin schniefte und wischte sich mit dem Ärmel
über die Nase. »Sie haben sie verbrannt. Das erzählten
sie mir.«
»Euch werden sie nicht verbrennen«, erklärte Sternenschein, während sie sich voller Herzlichkeit nach vorne
beugte und die Frau kurz an sich drückte. »Ihr seid jetzt
in Sicherheit.«
Die Bäuerin holte zitternd Luft und beruhigte sich
allmählich. »All die Brüder sind verschwunden. Während
meiner Reise in den Süden habe ich keinen einzigen zu
Gesicht bekommen, und hier in der Stadt gibt es auch
keine.«
»Nein. Alle Brüder des Seneschalls haben sich davongemacht, und es sind nur noch wenige Pflughüter übrig.
Somit steht Euch jetzt frei, zu tun, was Euch gefällt, und
zu glauben, was Ihr wollt.«
»Würdet Ihr mir erzählen, was passiert ist? Ich habe so
wenig erfahren – und das auch nur vom Hörensagen.«
»Aber gerne.« Und Sternenschein umriß in kurzen
Worten, was sich während der letzten zwei Jahre in dem
Land Arkness ereignet hatte.
Auf Frau Renkins Gesicht zeichnete sich, wenn das
überhaupt möglich war, noch mehr Staunen ab als zuvor.
»Dann bin ich wirklich in Sicherheit? Der Seneschall
wird mir nicht weh tun, wenn ich … wenn ich …«
»Ihr seid in

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