Das Vermaechtnis
hinausfahren als heiraten. Sie ist so gut im Wellentanzen! Ich kann es auch schon recht gut, aber sie ist besser, viel geschickter, besser sogar als jeder Junge des Dorfes. Und fast so gut wie die Delfine. Sie hat solch eine ruhige und angenehme Art. Es tut so gut, sie neben sich zu haben und – sie hat so kluge Gedanken. Über alles hat sie ihre eigenen Gedanken, und obwohl wir etwa gleich alt sind, habe ich stets das Gefühl, dass ich von ihr viel lernen kann“, schwärmt sie von ihrer Freundin.
„Ja, sie ist wirklich sehr klug. Ich habe gehört, wie sie mit Kahuna - Koī sprach und ihm vorschlug, eine kleine Abzweigung von dem Bergwasser zu unserem Dorf zu graben, damit wir ganz nah immer frisches Wasser haben“, stimmt ihr Uhala’an zu.
„Wir wollen alle erst gemeinsam darüber sprechen. Wenn Wasser umgeleitet werden würde, wäre das ein Eingriff in den gewohnten Fluss des Wassers, was gut bedacht sein soll. Die Götter müsse er schließlich auch noch um Erlaubnis bitten, hatte Kahuna - Koī zu mir gesagt, als ich ihn gefragt hatte, wann wir denn mit dem Graben anfangen wollen. Es ist eine so gute und hilfreiche Idee. Ich werde sofort mithelfen, wenn es losgeht.“
„Das sieht dir ähnlich, du bist wirklich Alēi’na- Feuerfischfrau, es entsteht eine Idee und schon willst du loslaufen, um sie umzusetzen“, lacht Uhala’an .
„Es ist schön, dass du mich nicht nur Feuerfischfrau nennst, wie die meisten anderen, sondern auch bei meinem Namen, den mir meine Eltern geschenkt haben. Das ist das einzige, das ich von ihnen mitnehmen konnte.“
Das Gemüt der jungen Frau ist noch sehr schwankend, empfindsam wie ein junger Pflanzensprössling der Steh-auf-Blume , der sich bei der kleinsten Berührung in sich zusammenzieht. Aber ebenso stark, denn bei beiden dauert es nie lange, bis sie sich wieder erholt haben. Uhala’an sagt mitfühlend:
„Du hast noch sehr viel mehr Wertvolles von ihnen mitnehmen können. Ich bin sicher, in dir steckt viel von beiden. Wir sagen, unsere Ahnen können als Schutzgeister bei uns bleiben. Auch da bin ich sicher, nach all dem, was dir widerfahren ist, hast du sie als Schutzgeister stets bei dir gehabt. Sie sind dir näher, als du es jetzt sehen kannst. Sie sind bestimmt glücklich und stolz, dich so zu sehen, wie du jetzt bist und was du in deinem Leben schon alles bewältigt hast. Das zeugt von einer sehr großen inneren Kraft. Eine Tochter, die weit mehr schaffte, als stolze Eltern es sich nur wünschen können.“
„Ich glaube, deswegen verstehe ich mich auch so gut mit Elieano’o . Sie hängt noch so sehr an ihrem Vater, obwohl es schon über zwei Makahiki -Feste her ist, seit er vom Fischen nicht mehr wiederkam. Das Meer ist nicht immer gut zu uns. Es hat gute Stimmungen, aber auch schlechte Stimmungen. Keiner weiß warum und woher, dafür ist es zu groß.“
„Wir kennen den Plan nicht, den die Götter mit uns haben. Und das ist auch gut so. So genießen wir jeden Tag, wie er kommt, ehren die Götter, wie sie sind und danken jeden Tag für unser Leben. Weiß Elieano’o von deiner langen Reise und von deinen Eltern?“ Uhala’an hat eine Idee.
„Nein, ich habe ihr nur gesagt, dass ich sie sehr gut verstehen kann, dass sie noch traurig ist. Ich glaube, sie versteht mich auch so. Wir fühlen so ähnlich. Sie ist so hübsch mit ihren lockigen dunklen Haaren und diesem Haarband, an das sie viele kleine blaue Federn geknüpft hat. Ihr Vater, er hätte nicht Fischer werden sollen wie die meisten Männer, so sagt sie immer. Er hätte in den Bergen nach Nahrung suchen sollen. Er hatte immer irgendwo Erde hängen. Ihre Mutter lachte immer darüber und meinte, dass er wohl eher Papa unsere Mutter Erde hätte heiraten sollen, weil er immer mit der Nase auf dem Boden umherging. Bei der Erde, so sagt Elieano’o , hätte er bleiben sollen. Das Wasser war nicht für ihn bestimmt. Er kannte jede Pflanze auf dieser Insel, so erzählt sie immer.
Sie sagt, sie würde ihn auch jetzt erst richtig verstehen. Früher machte er ihr Angst, denn er war sehr groß. Er redete immer sehr viel, wenn er mit ihrer Mutter zusammen war, über all die Pflanzen. Er war so anders als die anderen Väter im Dorf. Auch das bereitete ihr manchmal Angst. Sie dachte, er wäre enttäuscht von ihr gewesen, weil sie nicht mitgehen wollte, wenn er die Absicht hatte, ihr die Pflanzen zu zeigen und zu erklären. Er nahm es so hin und nahm sie auch einfach nicht mehr mit. Wie gesagt, sie verstand es so,
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