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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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langsam, und nimmt die Hände vor ihr Herz. Die Musik wird wieder leise, die Bewegungen der Frauen wieder gemächlich und sanft und Uhala’an beendet nach ein paar ausklingenden Schritten den Tanz.
    „ Mahalo !“
    Die Frauen strahlen, die Männer kommen zu ihnen und alle setzen sich an den Strand, um sich zu erholen und etwas zu trinken. In ihrer Mitte sitzt das Brautpaar.
    Natürlich ist das Thema jetzt der Tanz und die starke Verbindung zum Berg. Niemand ist beunruhigt deswegen, denn der Berg lässt immer wieder von sich hören und seit vielen Jahren schon fließt die Lava zur anderen Seite hinunter bis ins Meer und verschont das Dorf. Im Gegenteil, sie sehen seine kleinen Zeichen als ein Teilnehmen des großen Lebenden Berges an dem Glück der Menschen im Dorf.
    Kahuna - Koī geht, nachdem sie lange dort gesessen, geredet und gegessen haben, nun zu Pu’kon und Nainoa , bittet um etwas Raum um die beiden und für sich und führt nun für das Brautpaar ein Segensritual durch, verbunden mit einem Fruchtbarkeitsritual. Er schließt mit dem Sprechgesang eines langen Gebetes an die Götter.
     
    Dann ist es an der Zeit, die Seherin zu holen und sie zu bitten, dem Brautpaar eine glückliche Zukunft voraussagen. Alēi’na fällt jetzt erst auf, dass sie bei dem Tanz nicht dabei gewesen ist.
    In dem Moment erscheint alte Seherin ‘Alana neben dem Kahuna , gestützt auf ihren Stock. Als hätte sie ihre Gedanken gehört, fragt sie nach der Musik, die sie eben gehört hatte. Die Musiker erheben sich und beginnen ihr zu Ehren von neuem mit den Rhythmen der Wellen und mit dem leisen Lodern des Feuers. 
    Alēi’na ist entzückt von der alten Frau – wie verwandelt wippt sie mit, lächelt, kichert, freut sich. Als sei sie ein junges Mädchen schwingt sie ihre Hüften, wackelt mit ihrem Kopf kaum merklich hin und her, was sehr typisch für sie ist, und schwingt sich langsam in einen Traumzustand. Die Musiker werden langsam leiser, die alte Seherin hört plötzlich auf mit ihren Bewegungen und fängt an zu erzählen, von dem Brautpaar – alles gut, sagt sie, für die beiden, lange Reise, lange würden sie zusammen leben und vieles erleben, alles gut, für die beiden!
    Alle freuen sich, diese Worte zu hören, doch die Seherin kommt noch nicht zurück und ruft zu den Musikern: „Weiter, weiter!“, was sie natürlich schon die ganze Zeit tun, denn ohne ein Zeichen von ihr würden sie niemals aufhören. Die Rhythmen halten sie in ihren Bildern. Sie wippt weiter.
    Plötzlich, schreit sie laut auf, und setzt sich in den Sand. Sie beginnt klar und deutlich zu erzählen, was sie sieht:
    Es sind beruhigende Bilder, Worte. Jede Bedrohung würden sie alle überleben. Sie hätten ein schönes Leben in Frieden. Wenn sie neue Hütten bauen, dann sollten diese nicht so weit am Meer stehen. Aber keine Bedrohung käme vom Meer. Kaum, dass sie zu Ende geredet hat, stellt Kahuna - Koī ihr immer wieder eine neue Frage. Alēi’na fragt Kanopak’ , die neben ihr steht, ganz leise, wieso er fragen würde, ob das die Seherin nicht stören würde.
    „Nein, im Gegenteil“, flüstert Kanopak’ . „Stille holt sie wieder zurück aus dem Reich der Götter. Die Fragen halten sie in Verbindung mit ihnen.“
    „Darf nur der Kahuna sie etwas fragen?“, will Alēi’na noch wissen.
    „Jeder darf fragen, nur der Kahuna weiß sofort die richtigen Fragen, das, was wichtig ist für unser Dorf. Er steht mit ihr in Verbindung.“
    „Meinst du, ich kann ‘Alana auch etwas fragen?“
    Kanopak’ lächelt Alēi’na an. „Natürlich. Wenn es eine Frage ist, die für das Wissen um unser Dorf wichtig ist, ja. Nur gib Kahuna - Koī ein Zeichen, damit du zu ihm eine Verbindung aufbauen kannst und diese dann über ihn zur Seherin und den Göttern läuft.“
    Ein Zeichen ist nicht nötig, denn Kahuna - Koī hat die beiden jungen Frauen beobachtet und verstanden. Er nickt ihr zu.
    „ Ku , unseren großen männlichen Gott, sie machen ihn zu einem Gott der Zerstörung, zu einem Gott des Krieges! Und…“ Die Seherin krümmt sich und schreit laut auf: „Sie bringen ihm zu Ehren Menschenopfer! Lebende Menschen werden ins Feuer geworfen!“
    Wie ein Schock kommen diese Worte. Alle waren erschüttert. Was würde da auf sie zukommen? Was sind das für Bilder, die die Götter der Seherin geschickt haben? Was sollte das bedeuten? Mit einem Mal herrscht eine große Verwirrung.
    „Wann kommen sie, kommen sie bald?“, fragt Alēi’na , die in sich eine Panik

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