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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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und bewirtschafteten ihr Land. Um von dem Hochwasser nicht überrascht zu werden und auch genauer planen zu können, entwickelten die Priester einen Kalender. Die Astronomie war damals schon hochentwickelt…“
    „Großer Re , du schweifst erheblich ab vom Thema. Kalender und Astronomie wird später der große Burgon-Amenhotep III seinem ersten und Lieblingssohn Gimra-Thutmosis erklären. Was war also mit dem Nil?“, unterbricht ihn Ma’at , die Göttliche Ordnung , denn eine gewisse Ordnung muss sein, auch bei den Göttern, dafür ist sie schließlich da. Gerade Re muss hin und wieder auf die Spur gebracht werden. Re räuspert sich und fährt fort:
    „Danke Ma’at , Göttliche Ordnung , wenn ich dich nicht hätte! Nun – der Nil durchschneidet also die Welt und teilt sie in Ost und West. Die Welt ist eine Scheibe mit dem Nil, der sie in diese zwei Hälften teilt. Diese Scheibe schwimmt auf einem riesigen Weltenmeer. Ost und West bilden die Grenze zum All, denn im Osten geht die Sonne auf, also ich, und im Westen geht sie unter, also ich. Im Norden ist ebenfalls ein Meer und im Süden sind gefährliche Fremdländer, die Nubier zum Beispiel. Das soll erst einmal ohne Bedeutung sein, denn Tameri verstand sich als Zentrum. Nun gut, später einmal war der Süden nicht ganz unwichtig für den Weihrauch, aber das soll eine andere Geschichte sein, wenn wir von der großen Pharaonin Gimra-Hatschepsut erzählen.“ Re zwinkert hinüber zu Ma’at , die schon dabei ist, Luft zu holen, um ihn einmal wieder… Und er fährt ordnungsgemäß fort:
    „Die Unterwelt oder Totenwelt ist eine Kopie der Oberwelt oder Lebenswelt. Die Unterwelt ist sozusagen eine Parallelwelt, in der man das Leben fortsetzt. Deshalb hat jeder, ob Pharao, hoher Beamter oder einfacher Arbeiter, so viele Grabbeigaben wie möglich, damit auch das Leben im Jenseits möglichst angenehm ist. Nut ist die große Himmelsgöttin.“
    Re schaute hinauf zu der großen schlanken Frauengestalt, die sich nun über die Welt beugt und auf deren Körper die Sterne zu funkeln beginnen. Sie lächelt ihn an. Sie weiß, dass nun ihre Geschichte kommt.
    „Gepriesen seiest du, die große Göttin Nut , Wächterin über den Himmel und der himmlischen Ordnung . Ohne dich könnte ich, durch den Tag gealtert, abends im Westen nicht untergehen, um am nächsten Morgen wieder von dir jung geboren zu werden. Die Tameri sehen mich, Sonne, den Sonnengott, durch deinen Mund am Abend verschwinden, als würdest du mich verschlingen. Und durch deinen Körper reise ich zwölf Stunden in der Nacht und erlebe Nacht für Nacht Unglaubliches, wovon ich bald berichte, wenn ich über das Amduat zu sprechen komme. Jeden Morgen werde ich als Chepris -Käfer oder Skarabäus, als Zeichen der Verjüngung, aus deinem Schoß wiedergeboren. Darauf können sich alle verlassen, denn dies gehört zur Göttlichen Ordnung . Du bist die Mutter der Gestirne, die du des Tags verspeist, um sie des Abends wieder zu gebären. Tag und Nacht, ein Kreislauf wie Leben und Tod, ja, damals wurde das Leben von den Gedanken um den Tod bestimmt und der Tod von den Gedanken ans Leben – aber, ich schweife schon wieder ab, davon mehr im Amduat .
    Große Göttin Nut , du spannst deinen Körper über die Welt. Im Osten berührst du mit deinen Füßen und im Westen mit deinen Händen den Horizont. Du wirst gestützt von deinem Vater, dem Luftgott Schu . Die Erde ist dein Bruder und Gemahl Geb . Zusammen also zeugtet ihr die beiden Göttinnen Isis und Nephtys und die beiden Götter Osiris und Seth . Gepriesen seid ihr alle! So will ich nun zu euch vier Geschwistern kommen, zu eurer Geschichte, denn ihr alle hängt mit dem Totenkult zusammen. Wie das entstand, das will ich sogleich erzählen.
    Nephtys , Herrin des Hauses, mit deinen schützenden Flügeln, und Isis , mit dem Herrscherthron in Form des Kuhgehörns und der Sonnenscheibe, die du auf deinem Kopf trägst. Auch du stehst hier mit schutzgebenden Flügeln und gleich seid ihr beide an schöner Gestalt. Osiris , Federn umrahmen deine Krone. Osiris , du stehst hier mit Krummstab und Geißel, deinen Königszeichen, denn du warst ein Freund der Hirten und Herden, und Seth , groß an Kraft bist du, etwas zwielichtig dein Wesen, der Gegenpol, das Chaos, mit einem Kopf des Scha , dem Jagdtier aus der Wüste, gepriesen seid ihr alle vier Geschwister! Nut , die Himmelsgöttin, ist eure Mutter und Geb , der Gott der Erde, ist euer Vater.
    Osiris , deine Frau wurde die schöne

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