Das Vermaechtnis
dich, durch dein Licht und deine Wärme ist das Leben überhaupt erst möglich!
In einer deiner Glanzzeiten stieg einer deiner vielen Aspekte noch weiter auf zu Aton , durch den Pharao Choi-Echnaton . Choi-Echnaton wollte deine Verschmelzung mit Amun zu Amun-Re durch Aton noch übertreffen. Er wollte dich damit ablösen und vernichten.
Amun , dem Wind- und Fruchtbarkeitsgott, dem Gott der Götter, dem Allesbeweger , dessen Tempel in Karnak steht, der mit dem Widderkopf. Und Aton… “
Sie blickt zu Re , der schon wieder tief Luft holt und fügt gleich hinzu: „Zu Aton dann an passender Stelle später.
Die Liste der Gottesgemahlinnen des Amun ist lang und reichte wohl von der 18. bis in die 26. Dynastie. Oh, wart ihr beide, Re und Amun , als ihr zu Amun-Re eins wurdet, zum Götterkönig, zum Sonnen-, Wind- und Fruchtbarkeitsgott mit der hohen Doppelfederkrone, unermesslich stolz und hattet zeitweise völlig vergessen, dass ihr ein Gott wart, so menschlich kamen uns eure Gebaren vor. Besonders von der kleinen Pharaonentochter Gimra-Hatschepsut wurdest du zutiefst verehrt, die auch Die erste der Damen, die Amun umarmt geheißen wurde. Auch zu ihr gleich mehr.
So sind wir nun mal. Kein Gott ist frei von Eitelkeit, das gebe ich zu, und wir sind gegeneinander völlig urteilsfrei, denn eine Krähe hackt bekanntlich einer anderen kein Auge aus. Nur manchmal, wenn die Menschen es so sehen, aber nicht von unserer eigenen Natur aus. Denn wir sind so, wie wir sind, auch wenn wir uns stetig verändern, sind wir.
Du, Re , du bist der Schöpfer, der Urheber, die treibende Kraft von allem, was existiert. Du spielst die Hauptrolle im großen Buch der Unterwelt, im Amduat . Du garantierst durch das Unterweltsbuch die Existenz deiner Tochter Ma’at . Ma’at steht für die große Göttliche Ordnung und für Gerechtigkeit.
Sei gegrüßt, große Ma’at , wie so oft von ansprechender Frauengestalt, stets mit einer Feder in deiner Hand. Lasst mich kurz einbringen, dass die Menschen mit dem Amduat ein großes Werk geschrieben und gezeichnet haben, natürlich mit einer gewissen Unterstützung indirekter göttlicher Natur. Die Menschen haben nun einmal nicht die Sicht der Dinge, wie wir sie haben, sondern ihrer Natur gemäß eine eigene Sicht ihrer Welt. Ohne dich, großer Re , ging jedenfalls damals gar nichts in Tameri .“
„Sollten wir nicht der Erklärung halber diese Sicht ihrer Welt einmal kurz erläutern?“, wirft Ma’at ein, diejenige, die die Göttliche Ordnung vertritt.
„Und der guten Ordnung halber auch einen kleinen Einblick, nun, vielleicht auch einen etwas größeren Einblick in das Amduat , das Buch der Unterwelt. Das ist Basiswissen, das wir nicht vorenthalten sollten!“
„Die Sicht ihrer Welt, gern, meine ich“, meint der falkenköpfige Horus , der sich kurzfristig in einen ganzen Falken verwandelt, seine Flügel ausschüttelt, um sich wieder zurück in eine Menschenfigur mit Falkenkopf zu verwandeln. „Doch weshalb dieses recht spezielle Werk der Unterwelt?“
„Werter Horus , großer Königsgott, schon zu frühen Zeiten wurde dein Abbild, der Himmelsfalke, mit dem König gleichgesetzt. Gepriesen seiest auch du!
Horus , du bist der Sohn des großen Osiris, und der Pharao ist der auf der Erde lebende Sohn des Osiris . Jeder König trug sogleich einen Horus -Namen, um die enge Gottesverbindung auszudrücken. Da die Menschen den König auch mit der Sonne und mit dem Himmel, dem Reich des Osiris , gleichsetzten, kam es zu dem Königssymbol der Flügelsonne. Denn dich nannten sie einst den Himmelsgott mit Sonne und Mond als Auge. Zudem, großer Horus , seiest du genannt als Beschützer der Kinder und als der Welten- und Lichtgott. Dies zu deiner Preisung.
Das Amduat , lieber Horus , ist zwar sehr speziell, doch du musst zugeben, ohne das Wissen um die Demut des Volkes von Tameri vor der Nacht, vor dem Tod, kann man nicht verstehen, dass sie ihr ganzes Leben nach den Vorbereitungen für das Leben nach dem Tod strebten und eben auch für die erneute Geburt des Lebens nach jeder Nacht. Sie haben sehr interessante Bilder und Vorstellungen davon entwickelt, die, obgleich sie damals nicht die Welt komplett als Planeten sehen konnten und dadurch ein eingeschränktes Weltbild hatten, doch eine sehr interessante Vorstellung des Übergangs vom Leben in den Tod und wiederum zum Leben kreierten.
Re als Sonnengott macht einen tiefgründigen Wandlungs- und Erkenntnisprozess durch. Ein großes Mysterium ist die
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