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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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genau vorgeschriebene Ablauf unterbrochen. Der Schlitzer schnitt den Bauch genau an der markierten Stelle auf. Nicht mehr, nicht weniger. Mit einem sehr scharfen äthiopischen Stein schnitt er genau die richtige Tiefe. Danach musste er fliehen, so schnell er konnte! Denn er war sich seines Lebens nicht sicher, da er eine Schändung des Körpers begangen hatte. Es war zwar seine Aufgabe, aber so waren sie, die Tameri . Sie verfolgten ihn und wenn sie ihn sahen, bewarfen sie ihn mit Steinen und den schlimmsten Beschimpfungen.
    Die Einbalsamierer hingegen galten als ehrenwert. Sie entnahmen die Eingeweide, Leber, Nieren und Gedärme, wuschen sie mit Palmwein, reinigten sie mit Kräutern und Salz. Danach wurden sie in Natron gelegt. Das Herz blieb, wenn es ging, an seiner Stelle im Körper. War es zu sehr zerstört, kam an dessen Stelle ein heiliger Skarabäus. Das Herz war wichtig, denn es wurde vor dem Totengericht auf die Waage gelegt. 
    Der nun leere Körper wurde mit Palmwein gewaschen und mit gemahlenen, wohlriechenden Stoffen eingerieben. Der Körper wurde gefüllt mit reichlich Material wie Kräutern, Stroh, auch Wüstensand, damit der Leichnam in Form blieb. Zugenäht wurde der Körper in Natron eingelegt, denn Natron entwässerte den Körper, sodass er nicht weiter verwesen konnte. Bis zu vierzig Tagen konnte es nun dauern, ehe mit der Prozedur fortgefahren werden konnte.
    Nach dieser Zeit kamen die Innereien in die dafür bestimmten vier Kanopenkrüge. In dieser Form standen sie unter dem göttlichen Schutz der vier Söhne des Horus. Die Innereien waren auch für das Leben nach dem Tode lebenswichtig. Der Körper wurde nach der entsprechenden Zeit wieder aus dem Natron genommen und gewaschen. Damit die Haut eine ansehnliche Farbe erhielt, wurde sie mit reichlich Milch, Wein, Mastix und Zedernöl eingerieben. Die Wangen wurden mit Leinenballen ausgestopft, auch die Augenhöhlen. In die Nasenlöcher kamen Harzklumpen.
    Genau nach Vorschrift werden Arme und Beine einzeln, dann der ganze Körper mit in Harz getränkten Leinenbinden umwickelt, meist Zedernöl, auch Myrrhe und Zimt oder Thymian. Zwischen die meisten Lagen wurden Glücksbringer, kleine Uschebti -Statuen und Zaubersprüche mit eingebunden, auch Skarabäen, Amulette, königliche Ornamente und persönliche Schmuckstücke, mit welchen der Leichnam danach auch geschmückt wurde. All dies diente der sicheren Überfahrt in das Leben nach dem Tod, und auch direkt für das Leben nach dem Tod. Dazu gab es noch eine große Anzahl von Grabbeigaben, alles Dinge, die der Pharao in seinem Leben nach dem Tod gebrauchen konnte. Alles wurde in seiner Grabkammer bereitgestellt bis hin zu seinen Speisen und Getränken.
    Die ganze Prozedur der Mumifizierung, von Anfang bis Ende, welche 70 Tage währte, wurde von Priestern begleitet. Durch Rituale, Sprüche, Gebete und magische Worte brachten sie die Seele dazu, in den in dieser Zeitspanne vorbereiteten Körper, zurückzukehren. Nicht zu vergessen die fast ununterbrochen anhaltenden Räucherungen währenddessen, denn die Düfte verbanden die Menschen mit den Göttern und den Toten mit der Ewigkeit.
    Die 70 Tage erklären sich daher, dass die Tameri eine Entsprechung zu dem Lauf des Sternes Sirius sahen. Dieser Stern verschwand jedes Jahr für genau 70 Tage vom Himmel. In dem Moment, als er wieder erschien, folgte die Nilüberschwemmung, wenn die Götter zufrieden gestimmt waren, so meinten die Tameri . Die Nilüberschwemmung bedeutete für sie den Fortbestand des Lebens durch den fruchtbringenden Schlamm, den der Nil für sie brachte.
    Das Wiedererscheinen des Sirius sahen sie als Beweis für die Wiederauferstehung und brachten dieses Phänomen in Parallele zur Rückkehr der Seele. Die erneute Rückkehr des Wassers bedeutete für sie auch die Wiederkehr der Seele. Die erneute Befruchtung des Landes war für sie die Wiederbelebung des Leichnams durch die Seele.
    Der so vorbereitete Leichnam konnte nun der Familie übergeben werden, damit die Begräbnisfeierlichkeiten beginnen konnten. Betonen möchte ich noch, dass dies in etwa der großen Kunst des Mumifizierens zur Zeit des Burgon-Amenhotep III entsprach. Es währte lange, bis sie diese hohe Kunst erreicht hatten und wurde danach auch nur wenig weiterentwickelt.
    Da dies die teuerste Art war und sich natürlich nicht jeder diese leisten konnte, wurden auch schnellere und günstigere Varianten angeboten. Auf die möchte ich nun nicht weiter eingehen, denn wir sprechen

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