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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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nickte.
    „Weißt du, dass er keine Strafe, sondern ein Geschenk für mich ist? Ich bin dankbar für mein Leben ohne Schmerz.“
    Ich wusste es. Sie hatte mit allen Mitteln verhindern wollen, dass Paytons Liebe zu mir den Fluch brechen würde, weil sie nicht zurück wollte in ein Leben mit Gefühlen.
    „Aber du spürst auch keine Liebe, keine Freude, kein Glück! Wie kann dir das egal sein?“
    Wir ritten eine Weile schweigend, und ich fragte mich, wohin sie mich führte. Burragh lag weit hinter uns, die Nacht war nicht mehr weit, und es schien, als befänden wir uns im Auge eines Orkans. Aber ich hatte mich zu weit vorgewagt, um jetzt noch Furcht zu empfinden.
    „Was weißt du über das Schicksal?“, fragte Nathaira.
    „Wissen? Nichts. Aber vielleicht spricht der Wind ja irgendwann auch zu mir?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Du trägst das Erbe der Camerons, aber du bist keine von ihnen. Ich habe dich in meinen Visionen gesehen, aber nun ergibt das, was ich sehe, keinen Sinn mehr. Das Einzige, was der Wind immer wieder an mein Ohr trägt, ist, dass du mein Schicksal bist– und ich wohl deines.“
    „Was hast du denn in den Visionen gesehen?“
    „Dich. Ich sah dich. In einer anderen Zeit. Aber wie sollte ein einfaches Cameronmädchen meinen Worten Glauben schenken können? Wie solltest du verstehen, dass ich gesehen habe, wie du dich auf eine Reise begibst, um dein – und mein Schicksal zu erfüllen?“
    Ich hielt mein Pferd an. Die Burg war hinter dem Horizont verschwunden, und direkt vor uns führte eine Brücke über den Fluss. Ich wusste, wo ich war. Der Strom trennte das Land der McLeans von dem der Stuarts.
    „Du hast recht. Ein einfaches Mädchen würde dich für verrückt halten. Aber wäre ich ein einfaches Mädchen, würde ich wohl nicht glauben, stark genug zu sein, das Schicksal herauszufordern, oder?“
    Nathaira erstarrte. Kurz zitterten ihre Hände, und sie biss sich auf die Lippe.
    „Dann ist es wahr?“, hauchte sie und musterte mich von Kopf bis Fuß. Ich zuckte die Schultern. Als hätte ich mir dieses Los ausgesucht.
    „Warum bist du hier?“
    Das war eine gute Frage. Wo sollte ich anfangen? War es meine Bestimmung? Hatte mich Alasdair hergeschickt, oder war ich hier, um Payton von dem Fluch zu erlösen?
    Hatten mich vielleicht all diese Gründe hierhergeführt? Wer – wenn nicht Nathaira – konnte mir meine Fragen beantworten? Aber ich zweifelte daran, dass sie sich freiwillig so hilfsbereit zeigen würde.
    „Weißt du das nicht?“
    „Doch, aber ich habe es bis jetzt nicht glauben können.“ Sie wurde blass und mehrere Blitze, die zugleich niedergingen, zeigten ihren Aufruhr. Sie fasste sich ans Herz.
    „Du fügst mir Schmerzen zu“, flüsterte sie, und eine Träne rann ihr über die Wange. „Bist du deshalb hier?“
    Ich verstand nicht, was sie meinte, und konnte auch ihre Tränen nicht verstehen. Sie war verflucht, wieso fühlte sie etwas? Schwächte allein meine Nähe Vanoras Fluch? War ich meinem Ziel etwa näher, als ich dachte?
    Sie war schnell. So schnell, dass mir keine Zeit blieb, zu reagieren, ehe sie – oder war es der Wind? – mich vom Pferd stieß. Ich landete hart auf dem Rücken, und, noch ehe ich auch nur einen Atemzug tun konnte, saß sie über mir. Der Schmerz in ihren Augen, der mir schon zuvor aufgefallen war, loderte heiß mit wachsender Hoffnung um die Wette. Ihre Hand zitterte, als sie mir die Klinge an die Kehle presste.
     

    Payton raufte sich die Haare. Und dafür hatte er vier Tage vergeudet? Ungläubig besah er das einzige Pferd, welches er in Auld a´chruinn für sein mühsam in ganz Europa zusammengetragenes altes Geld bekommen sollte. Der braune Wallach war ein mageres Gerippe, das seine besten Tage längst hinter sich gelassen hatte. Zwar hielt er seine Ohren gespitzt, seine Augen glänzten, und beim Abtasten der sehnigen Beine waren Payton keine Schwellungen aufgefallen, aber er hatte dennoch ernste Zweifel, ob es dieser Gaul schaffen würde, ihn nach Burragh zu bringen.
    „Er ist schon etwas betagt und macht nicht viel her, hat aber bisher noch jede Strecke geschafft.“
    Der Eigentümer lehnte entspannt am Gatter und wartete auf Paytons Entscheidung.
    „Für den Beutel Münzen will ich aber auch noch Zaumzeug, Hafer und einen Sattel zu dem jämmerlichen Gerippe“, verhandelte Payton nach, aber selbst, als er all das bekommen hatte und aus dem Ort ritt, zweifelte er an seiner Investition.
     

    „Der Wind lügt nie – du wirst mir

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