Das Vermaechtnis
ungefährlich eingestuft und nicht weiter beachtet.
„Entsinnst du dich meines Versprechens? Ich zeigte dir die Zukunft, Alasdair.“
Er sah ihre Unsicherheit, dort, wo eben noch leidenschaftlicher Kampfgeist gestanden hatte. Sie war eine Schlange und seine ganz persönliche Hölle, aber er liebte diese Frau. Hatte sie immer geliebt und glaubte nicht, dass er jemals würde damit aufhören können. Wie konnte das sein? Wo kamen diese Gefühle plötzlich her? Es musste eine Täuschung sein!
„Du zeigtest mir etwas, dass es für uns niemals geben wird, und das weißt du!“ Er wollte sie von sich schieben, aber sie hielt ihn zurück.
„Mach die Augen auf, Alasdair! Ich habe dir gesagt, unsere Zeit wird kommen – und nun sieh dich um! Ich stehe im Mondlicht vor dir, zittere aus Angst vor deiner Zurückweisung und hoffe auf deine Vergebung. Du brennst vor Verlangen, mich in deine Arme zu schließen, auch wenn der Schnitt, den ich dir eben zugefügt habe, nahe der Stelle schmerzt, die sich am meisten nach mir verzehrt. Es ist möglich!“
Alasdair schüttelte den Kopf.
„Es war nie mein Schwanz, sondern immer mein Herz, das sich nach dir verzehrte! Und was hier gerade geschieht, ist irgendein übler Zauber. Es ist nicht echt, denn es kann nicht echt sein! Wir fühlen nichts seit jener Nacht.“
„Du selbst hast uns dieses Geschenk gemacht, Alasdair. Du hast das Cameronmädchen zu uns gebracht, wie ich es dir in der Vision zeigte. Du hast mich lange genug geliebt, um uns dieses Geschenk zu machen. Du kannst vorgeben, mich für das, was ich tat, zu hassen, du kannst mir aus dem Weg gehen, um mich zu strafen … aber, was du nicht leugnen kannst, ist deine Liebe zu mir, denn dort drüben steht der Beweis. Du hast dieses Mädchen um der Liebe willen, die du für mich empfindest, durch die Zeit zu uns geschickt, denn sie ist unser Schlüssel zum Glück.“
Nachdem ich mich von dem Anblick, den der unbekleidete Krieger bot, erholt hatte, fragte ich mich allen Ernstes, ob sich die Welt nicht verkehrt herum drehte. Nathaira hatte mich tagelang durch die Wildnis geschleppt, damit ich sie glücklich machen konnte – und dann schlugen sich diese beiden Wilden beinahe die Köpfe ein. Es war großes Kino, ihnen zuzusehen, und das malerische Szenenbild hätte kein Bühnenbildner eindrucksvoller hinbekommen. Nur die tödlichen Hiebe waren mit Showkämpfen nicht zu vergleichen, auch wenn selbst mir sehr schnell klar wurde, dass sie nicht vorhatten, sich ernsthaft zu verletzen.
Es schien beinahe, als wäre es ein Spiel zwischen ihnen. Sie verletzten sich mit Worten und mit Taten, so, als gäbe es nur diese Möglichkeit, Gefühle im anderen zu wecken. Gefühle, die sie nur meiner Anwesenheit in dieser Zeit zu verdanken hatten.
Obwohl sich der Schwertkampf nur wenige Meter vor mir abspielte, empfand ich keine Furcht. Ich war nicht der Feind – hatte mir Alasdair am Friedhof gesagt. Je länger ich den beiden zusah, wie sie nicht nur im Kampf miteinander, sondern auch mit ihren widersprüchlichen Gefühlen lagen, glaubte ich ihm. Diese zwei Menschen hatten viele andere Feinde – hatten auf dem Weg, ihre Kämpfe zu gewinnen, ihre Liebe verloren und sich selbst dabei tiefe Wunden zugefügt.
Vielleicht stimmte es. Vielleicht war dieser Moment deren einzige Chance auf Glück.
Ich sah zu ihnen hinüber. Nathaira küsste Alasdair innig und schmiegte sich an ihn. In seinen Augen erkannte ich Schmerz und zugleich aufkeimende Hoffnung, die der Hüne jedoch versuchte zu verbergen, als er sie von sich schob.
Ich war hin- und hergerissen. Nathaira war eine Frau, die mir und Payton so viel Leid gebracht hatte – aber jetzt empfand ich dennoch Mitgefühl für sie. Vielleicht war es auch hier an der Zeit, die Liebe den Hass besiegen zu lassen. War es nicht genau das, was schon einmal Vanoras Fluch aufgehoben hatte? Irrte Nathaira? War es vielleicht doch möglich, den Fluch zu brechen? Wenn dies meine Prüfung war, dann konnte ich womöglich nur bestehen, wenn ich den ersten Schritt zur Vergebung tat.
Ich trat näher ans Ufer, um ihre Gefühle zu verstärken, und lächelte, als Alasdair die Frau, für die er selbst in zweihundertsiebzig Jahren noch zu töten bereit war, in seine Arme zog und sich mit ihr ins Wasser gleiten ließ.
Na schön, sollten die beiden ihr kurzes Glück bekommen, aber das bedeutete ja noch lange nicht, dass ich Lust hatte, einen Highlander-Porno anzuschauen, darum setzte ich mich zwischen die Felsen und
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