Das Vermaechtnis
schloss fest die Augen.
„Du verdorbenes Ding!“, schalt ich mich selbst, da mir Alasdairs beeindruckender Körper noch immer durch den Kopf spukte.
Kapitel 18
Burragh, 1741
„ Seas “, ließ Payton das betagte Pferd, das ihn so viele Münzen gekostet hatte, mit einem sanften Ruck an den Zügeln anhalten.
Vor ihm ragte Burragh in den Himmel, und das rege Treiben auf dem Burghof war bis zu ihm zu hören. Das Schlagen eines Hammers auf den Ambos, die Rufe der Männer auf der Brustwehr und das Klirren von Klingen auf dem Waffenübungsplatz vermischten sich zu einer längst vergessenen, aber noch immer vertrauten Melodie. Wie der Duft nach frisch gebackenen Keksen die Kindheit zu neuem Leben erweckte, so schafften es diese Geräusche, den Menschen in ihm zu erwecken, der hier zu Hause gewesen war.
Payton saß ab und strich dem alten Gaul über die Blesse. Er hatte Angst.
In den letzten Stunden hatte ihn die Frage, was ihn in Burragh erwarten würde, nicht zur Ruhe kommen lassen. Er betete darum, hier Sam zu finden, um sich dem Rest nicht allein stellen zu müssen.
In Gedanken bei seinem Vater, den zu sehen er genauso sehr hoffte, wie er es fürchtete, führte Payton das Pferd die letzten Meter auf das hochgezogene Fallgitter zu.
Jeder Schritt über den gestampften Burghof hallte wie das Echo seines früheren Lebens in ihm wieder, und ihm wurde schwindelig. Die Wachen auf den Zinnen nickten ihm zu oder hoben zum Gruß die Hand. Ein Stallknecht, dessen Gesicht Payton zwar bekannt vorkam, dessen Namen er aber in den vielen Jahren vergessen hatte, kam herbeigeeilt und nahm ihm die Zügel aus der Hand.
„ Bas mallaichte ! Was ist denn aus Eurem Fuchs geworden? Wo habt Ihr denn diese Mähre her?“
Er schüttelte fassungslos den Kopf und schlug sich die Kappe auf den Oberschenkel, sodass der Staub nur so flog. Sogleich fuhr er dem Pferd mit der Hand die Vorderläufe hinunter und fühlte die Gelenke, hob den Huf und inspizierte die Eisen.
Payton, dem erst jetzt klar wurde, dass man ihn wirklich für den Mann hielt, der er einst gewesen war, unterbrach die Musterung und schob sich zwischen den Burschen und das Pferd.
„Es ist ein gutes Pferd. Bring es weg und sorg dafür, dass es ihm an nichts fehlt.“
Natürlich hielt man ihn … für ihn , denn wie sollten die Leute hier auch nur ahnen können, dass es aktuell zwei von ihm gab. Während Payton noch darüber nachdachte, ob den Menschen, die ihm nähergestanden hatten, die Veränderung auffallen würde, stolperte er beinahe über ein Huhn, welches ihm, von Lous wildem Bellen aufgescheucht, vor die Füße lief.
Lou!
War das möglich? Payton klopfte sich auf die Oberschenkel, um den riesigen Wolfshund zu sich zu rufen, und erkannte, dass er sich wie ein Kind darauf freute, sein Gesicht im struppigen Fell seines alten Haustieres zu vergraben. Lou legte seinen mächtigen Kopf schief und zögerte. Zwar wedelte seine Rute voll Freude, aber er schien zu spüren, dass mit seinem Herrchen etwas nicht stimmte. Immerhin war er die zweihundertsiebzig Jahre ältere Ausgabe des Payton, den Lou kannte.
„Komm her, mo charaid! “, lockte er den Hund zu sich und streckte ihm die flache Hand entgegen. Mit einem unsicheren Jaulen kam das Tier näher und schnupperte. Seine riesige Zunge fuhr über Paytons Arm, und nach einem weiteren Jaulen drängte er sich dicht an Paytons Brust.
„Ist ja gut, mein Großer“, flüsterte Payton dem Hund ins Fell und schlang seine Arme um den warmen Körper des Tiers. Sein Magen verkrampfte sich vor Freude, diesen seit vielen Hundert Jahren tot geglaubten Freund wieder bei sich zu haben. Nach all der Zeit hatte der Hund ihn erkannt. Dies rührte ihn, sodass es ihm schwer viel, sich von ihm zu lösen.
„Nimm dir eine Frau – und lass den Köter in Frieden“, spottete einer der Wachmänner und lehnte breit grinsend am hölzernen Geländer, welches die Brustwehr stützte.
„ Fan sàmhach !“, warnte Payton den Kerl, besser die Klappe zu halten, erhob sich aber und strich die Falten in seinem Kilt zurecht, ehe er den Hof in Richtung Wohnturm durchquerte. Lou wich ihm nicht von der Seite, und Payton fühlte sich dadurch ein wenig sicherer.
Er öffnete die große Tür und trat in die Eingangshalle. Hier war es dunkel und zugig. Es kam ihm vor, als kehrte er nach einer langen Reise nun in sein Zuhause zurück. Er würde wohl einige Tage brauchen, sich wieder zurechtzufinden.
Lou bellte einmal und trottete dann durch die offene
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