Das Vermaechtnis
Himmel, und Sturmböen schlugen Payton entgegen, rissen an ihm, sodass er sich an den Brettern festkrallte, als die nächste Vision über ihn hereinbrach.
Er wusste, der Blick aus seinen Augen sprach Bände, und Sam schien zu verstehen.
Verschwörerisch blinzelte sie ihm zu, beobachtete genau, wie er lässig an den tanzenden Gästen vorbei, den Fackeln, die den Strandweg beleuchteten, entlang zur Terrassentür schlenderte, und mit einem vielversprechenden Blick nach drinnen verschwand.
Würde sie ihm folgen?
Hier in der partyfreien Zone waren die Musik und die feiernden Gäste kaum zu hören. Er beobachtete, wie sie hereinkam, sich nervös die Haare hinter die Ohren strich und ihr Shirt zurechtzupfte.
„Payton?“, flüsterte sie mit bebenden Lippen, und Paytons Verlangen erwachte.
„Ich dachte schon, du gibst mir einen Korb.“
Er lehnte, die Arme lässig vor der Brust verschränkt, am Türrahmen. Im schwachen Licht der Partybeleuchtung sah sie nur seine Silhouette – und das erwartungsvolle Funkeln in seinen Augen. Sie kam zu ihm, und er schloss sie in seine Arme und küsste sie. Dies war ihre Nacht.
Irgendwie waren sie in ihr Zimmer gekommen, und Sam lehnte mit dem Rücken gegen das Türblatt, ihre Lippen bereits geschwollen von seinen Küssen – nie war sie Payton schöner erschienen. Geschmeidig wie eine Raubkatze ging er auf sie zu, stützte seine Arme links und rechts von ihr gegen die Tür und neigte den Kopf für einen weiteren Kuss. Dann löste er seine Lippen, sah Sam in die Augen, als er mit einem leisen Knirschen den Schlüssel im Schloss drehte, um die Welt auszusperren.
Ihr scheues Lächeln zeigte ihm ihre Unsicherheit, und mit aller Zärtlichkeit, zu der er fähig war, wollte er ihr diese nehmen.
„Sam?“, hauchte er in ihr Ohr, „entspann dich, mo luaidh.”
Er wusste, wie gerne Sam den gälischen Kosenamen hatte, und tatsächlich beruhigte sie sich.
„Tha gràdh agam ort”, gestand sie ihm ihre Liebe, schlang ihre Arme um seinen Rücken und zog ihn näher zu sich heran. Sie schmiegte sich an seinen Körper, und Payton umfing sie mit seiner Kraft. Keine Schmerzen, nur Lust strömte durch seine Adern, und die Liebe, die er empfand, ließ seine Hände zittern, als er sie langsam unter ihr Shirt wandern ließ. Sam kicherte.
„Was ist?”, fragte er, ohne jedoch damit aufzuhören, ihre Taille zu streicheln.
„Hm, nichts ... deine Hände zittern.”
„Deine auch“, hauchte er an ihrem Hals, um dann eine Flut von Küssen bis hinunter zu ihrem Schlüsselbein folgen zu lassen.
Sam schloss die Augen und schien die Gefühle zu genießen, welche er in ihr weckte.
Was immer geschehen war oder geschehen würde, es zählte in dieser Nacht nicht. Es gab nur ihn und Sam – und eine Nacht voll Liebe. Tränen brannten in Paytons Augen, als es ihm nicht gelang, die Bilder von Sam zu fassen zu bekommen. Wie Nebel glitten sie ihm durch die Finger, und er blieb zurück, die Fackel des Schicksals in der Hand, umgeben von einem Kreis aus Feuer. Die vier Elemente tobten um ihn. Wellen peitschten gegen die hölzernen Dreibeine, der Boden bebte, und Flammen spien ihre Glut in den nächtlichen Himmel, während der Wind die wieder einsetzenden Trommelschläge in die Welt hinaustrug.
Er musste sich entscheiden.
„Ich schwöre dir, dich auch dann für alle Zeit zu lieben, wenn du es nicht schaffst, mich zu retten. Ich schwöre dir, … dir zu vergeben, wenn du es nicht schaffst. Dich dennoch ewiglich zu lieben und mit der Hoffnung zu sterben, mich deiner Liebe immer als würdig erwiesen zu haben.“
Wie leicht war ihm dieser Schwur über die Lippen gekommen! „Trink und dann küss mich ein letztes Mal, ehe ich in die kalte Nacht entschwinde“, hatte er verlangt. Die kalte Nacht , sie umgab ihn auch jetzt. Ein Eid, mit Blut besiegelt, aus Liebe gesprochen … und unter Schmerzen gebrochen.
Die Fackel zitterte in seinen Händen, und Beathas Worte hallten ihm durch den Kopf.
„Wenn du die Wahrheit erkennst, wird dich die Dunkelheit verschlingen – aber du wirst dabei glücklich sein.“
Er schloss die Augen, rief sich Sams Lächeln in Erinnerung.
„Vergib mir“, flüsterte er und senkte die Fackel.
Kapitel 24
Duncansborough, Grenzland, 1741
Ich drehte mich um, und mein Herzschlag setzte aus. Das war nicht der Mann, den ich erwartet hatte – und doch war er es. Schuld schlug wie eine Welle über mir zusammen, und dennoch hob mich die Erleichterung wieder aus den Tiefen dieses
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