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Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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erzählte nicht, wie er Saphira gefunden und Brom kennen gelernt hatte oder woher er kam. Und Murtagh schwieg gleichermaßen darüber, warum das Imperium ihn jagte. Es war eine simple Abmachung, doch sie funktionierte.
    Durch die ständige Nähe war es jedoch unvermeidlich, dass sie einiges voneinander erfuhren. Eragon war fasziniert von Murtaghs Einblick in die Machtkämpfe und Intrigen am Königshof. Er schien genau zu wissen, was jeder einzelne Edelmann und Höfling tat und wie es sich auf die anderen auswirkte. Eragon lauschte gespannt und bald schwirrte ihm der Kopf von so viel Niedertracht und Ränkespiel.
    Die erste Woche verging ohne ein Zeichen von den Ra’zac, was Eragons Nervosität etwas dämpfte. Trotzdem hielten sie nachts abwechselnd Wache. Eragon hatte erwartet, auf dem Weg nach Gil’ead Urgals zu begegnen, doch alles blieb ruhig. Ich dachte eigentlich, in dieser entlegenen Gegend würde es von Ungeheuern nur so wimmeln, überlegte er. Trotzdem, ich beschwere mich nicht, wenn sie woanders hingegangen sind.
    Er träumte nicht mehr von der Frau. Und wenn er versuchte, sie vor seinem inneren Auge zu sehen, erblickte er nur das leere Verlies. Jedes Mal wenn sie durch ein Dorf oder eine Stadt kamen, vergewisserte er sich, ob es dort ein Gefängnis gab. Wenn dem so war, verkleidete er sich, ging hin und erkundigte sich nach den Insassen,  aber die Frau war nie dabei. Seine Verkleidungen wurden immer aufwändiger, als er in den Ortschaften Steckbriefe mit seinem Namen und seiner Beschreibung entdeckte.
    Auf dem Weg nach Norden kamen sie in die Nähe der Hauptstadt Urû’baen. Es war ein dicht besiedeltes Gebiet, in dem es schwierig war, unbemerkt zu bleiben. Soldaten patrouillierten auf den Landstraßen und bewachten die Brücken. Die beiden Reisenden verbrachten mehrere Tage voller Anspannung, bis sie die Stadt hinter sich gelassen hatten.
    Als Urû’baen endlich in der Ferne verschwand, fanden sie sich am Rande einer riesigen Tiefebene wieder, derselben, die Eragon durchquert hatte, nachdem er das Palancar-Tal verlassen hatte, nur dass er sich jetzt auf der gegenüberliegenden Seite befand. Sie hielten sich am Rande der Ebene und folgten dem Lauf des Flusses Ramr nach Norden.
    In diese Zeit fiel Eragons sechzehnter Geburtstag. Zu Hause in Carvahall wäre sein Eintritt ins Mannesalter mit einem großen Fest gefeiert worden, aber hier in der Wildnis erzählte er Murtagh nicht einmal davon.
    Nach nunmehr knapp sechs Monaten war Saphira fast ausgewachsen. Ihre Schwingen waren riesig; sie brauchte jeden Zoll davon, um ihren muskulösen Körper und die starken Knochen in die Lüfte zu heben. Ihre Fänge waren fast so dick wie Eragons Fäuste und die Spitzen so scharf wie Zar’roc.
     Schließlich kam der Tag, an dem Eragon zum letzten Mal den Verband von seinem Brustkorb abnahm. Die Rippen waren wieder vollständig zusammengewachsen, und zurückgeblieben war nur eine kleine Narbe, wo der Stiefel des Ra’zac ihn getroffen hatte. Saphira schaute zu, während er sich erst vorsichtig und dann, als der Schmerz ausblieb, mit zunehmendem Genuss streckte.
    Er spannte zufrieden die Muskeln an. In früheren Zeiten hätte er voller Wohlbehagen gelächelt, aber nach Broms Tod fielen ihm solche Freudenbezeugungen schwer.
    Er zog sein Wams über und ging zu dem kleinen Lagerfeuer, das sie entfacht hatten. Murtagh saß davor und schnitzte an einem Stück Holz herum. Als Eragon das Schwert zückte, spannte sich der Körper des andern unmerklich an, doch seine Miene blieb gleichmütig. »Da ich wieder gesund bin, hätte ich Lust auf einen kleinen Kampf. Wie wär’s?«, fragte Eragon.
    Murtagh warf das Holz zur Seite. »Mit scharfen Klingen? Wir könnten uns gegenseitig umbringen.«
    »Gib mir dein Schwert«, sagte Eragon. Murtagh zögerte einen Augenblick, dann reichte er ihm das lange Breitschwert. Eragon ließ auf magische Weise die Klingen stumpf werden, so wie Brom es ihm beigebracht hatte. Als Murtagh skeptisch auf die Schneide schaute, sagte Eragon: »Wenn wir fertig sind, mache ich es wieder rückgängig.«
    Murtagh prüfte, wie das Schwert in der Hand lag. Zufrieden sagte er: »Na dann los.« Eragon versiegelte Zar’roc ebenfalls, nahm eine gebückte Körperhaltung ein und ließ unvermittelt die Klinge auf Murtaghs Schulter niedersausen. Ihre Schwerter prallten klirrend aufeinander. Eragon drehte sich blitzartig um die eigene Achse und schlug erneut zu, doch Murtagh parierte wieder und wich tänzelnd

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