Das Vermaechtnis der Drachenreiter
schmiedeeiserne Wendeltreppe wand sich zu einem kleinen Alkoven mit zwei Stühlen und einem Lesetisch empor. An Wänden und Decke hingen Laternen, die weißes Licht verströmten, sodass man überall im Raum lesen konnte. Den Steinfußboden zierte ein prachtvoller ovaler Teppich. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein Mann hinter einem großen Schreibtisch aus Walnussholz.
Seine dunkle Haut glänzte wie geöltes Ebenholz. Sein Schädel war völlig unbehaart, doch er hatte einen gepflegten Oberlippenund Kinnbart. Seine markanten Züge verliehen ihm etwas Kriegerisches, doch unter seinen buschigen Augenbrauen blickten ernste, intelligente Augen hervor. Seine Schultern waren breit und kräftig, betont von einer v-förmig geschnittenen, mit Goldfäden bestickten roten Weste über einem purpurfarbenen Hemd. Er strahlte Würde und eine starke, natürliche Autorität aus.
Seine Stimme klang kräftig und selbstsicher, als er sie ansprach. »Willkommen in Tronjheim, Eragon und Saphira. Ich bin Ajihad. Bitte, nehmt Platz.«
Eragon setzte sich neben Murtagh auf einen Stuhl, während Saphira sich schützend hinter ihnen niederließ. Ajihad hob die Hand und schnippte mit den Fingern. Ein Mann trat hinter der Wendeltreppe hervor. Er sah genauso aus wie der Kahlkopf neben ihm. Eragon starrte die beiden überrascht an und Murtagh erschrak. »Eure Verwirrung ist verständlich; sie sind Zwillingsbrüder«, sagte Ajihad lächelnd. »Ich würde euch ihre Namen verraten, aber sie haben keine.«
Saphira fauchte verächtlich. Ajihad sah sie einen Moment lang an, dann setzte er sich in einen hochlehnigen Stuhl hinter seinem Schreibtisch. Die Zwillinge bezogen unter der Treppe Posten und standen reglos nebeneinander. Ajihad presste die Finger gegeneinander, während er Eragon und Murtagh musterte. Sein forschender Blick bohrte sich in ihre Gesichter.
Eragon rutschte unbehaglich auf seinem Platz hin und her. Nach einer Weile, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, ließ Ajihad die Hände wieder sinken und gab den Zwillingen erneut ein Zeichen. Einer der beiden eilte zu ihm. Ajihad flüsterte ihm etwas ins Ohr. Plötzlich erbleichte der Mann und schüttelte heftig den Kopf. Ajihad runzelte die Stirn, dann nickte er, als hätte sich soeben etwas bestätigt.
Er sah Murtagh an. »Deine Weigerung, dir in den Geist schauen zu lassen, bringt mich in eine schwierige Lage. Dir wurde nur erlaubt, Farthen Dûr zu betreten, weil die Zwillinge mir versichern, dass sie dich unter Kontrolle haben, und weil du Eragon und Arya geholfen hast. Mir ist klar, dass es Dinge gibt, die du lieber für dich behalten möchtest, aber solange du das tust, können wir dir nicht trauen.«
»Ihr würdet mir ohnehin nicht trauen«, sagte Murtagh trotzig.
Bei diesen Worten verdüsterte sich Ajihads Miene und seine Augen blitzten gefährlich. »Es ist zwar dreiundzwanzig Jahre her, seit ich sie zum letzten Mal gehört habe ... Aber ich kenne diese Stimme.« Die Zwillinge blickten beunruhigt drein und steckten aufgeregt flüsternd die Köpfe zusammen. »Sie kam aus dem Munde eines anderen Mannes, der mehr Tier als Mensch war. Steh auf.«
Misstrauisch folgte Murtagh der Aufforderung, während sein Blick zwischen den Zwillingen und ihrem Herrn hin und her schoss. »Zieh dein Wams aus«, befahl Ajihad als Nächstes. Achselzuckend gehorchte Murtagh. »Jetzt dreh dich um.« Als er ihm den Rücken zuwandte, fiel das Licht auf die schreckliche Narbe.
»Murtagh«, stieß Ajihad hervor. Orik entfuhr ein überraschter Grunzer. Ohne Vorwarnung fuhr Ajihad zu den Zwillingen herum und herrschte sie an: »Habt ihr das gewusst?«
Die beiden zogen die Köpfe ein. »Wir fanden seinen Namen in Eragons Geist, hätten aber nie gedacht, dass dieses Bürschchen der Sohn eines so mächtigen Mannes wie Morzan sein könnte. Es war ... «
»Und das habt ihr mir nicht erzählt?«, sagte Ajihad. Mit einer Handbewegung würgte er ihre Erklärungsversuche ab. »Darüber reden wir später.« Er wandte sich wieder Murtagh zu. »Zuerst muss ich dieses Durcheinander ordnen. Weigerst du dich noch immer, dich prüfen zu lassen?«
»Ja«, sagte Murtagh bestimmt und zog sich wieder an. »Ich lasse niemanden in meinen Geist eindringen.«
Ajihad stützte sich auf die Platte seines Schreibtischs. »Es wird unangenehme Folgen haben, wenn du weiterhin dickköpfig bleibst. Solange mir die Zwillinge nicht bestätigen, dass du keine Bedrohung darstellst, können wir dir keinen Glauben schenken, trotz oder
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