Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
irrten, Haar und die Zähne einzeln aus.«
Josie fröstelte. Mitfühlend strich sie über Ednas verkrampfte Hände.
Ganz in Gedanken fixierte Arthur die Lampe. »Aber warum war er so wütend? Ich meine, er hatte zwar nicht Amy, aber …«
Torun schaltete sich wieder ein. »Es braucht die ungeküsste Maid, den Drachen zu befrieden. Wer ihm serviert ein altes Weib, dem ist der Tod beschieden.«
»Ach so …«, murmelte Arthur.
»Nicht eben galant«, kommentierte Wolf die Äußerung des Trollkönigs.
Edna winkte matt ab. »Lass nur. So sind die Trolle eben. Doch ohne sie wäre von mir heute nichts übrig als ein verirrter Schatten in Ombragon. Sie haben mich gerettet.«
»Aber wo ist Amy? Hast du sie gesehen?«, fragte Josie leise.
Edna rieb sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ja, ich hab sie gesehen. Sie haben sie in das Verlies neben dem meinen werfen lassen. Amy hat mir alles erzählt.Von dir und dem Test – und von deiner Großmutter; meiner Halbschwester.« Sie kämpfte mit den Tränen.
»Und das war alles noch auf Arcatrox?«, erkundigte sich Arthur.
»Ein wirklich fürchterlicher Ort«, fuhr Edna mit erstickter Stimme fort. »Ein Ort der Hoffnungslosigkeit und des Todes. Aber Dykeron hat Feinde, Widerstand regt sich. Dorchadon war von Beginn an kein Platz zum Leben, aber seit einiger Zeit überschwemmen schreckliche Zuwanderer das Land. Horrorgestalten aller Art wie die Hellcs – schwarzes Gesindel aus dunklen Fantasien entsprungen, kaum besser als der gehörnte Fürst selbst.« Vielstimmige Unmutsbekundungen hallten durch die Höhle. »Die Situation der unterdrückten Völker verschlechtert sich rapide«, ergänzte Edna ihre Ausführungen. »Doch mit dem Mut der Verzweiflung rüsten die Trolle zum Widerstand.«
»Nicht nur die Trolle …!«
Josie kniff die Augen zusammen, um genauer zu erkennen, wer da sprach. Ein kleiner Kerl, den sie zunächst auch für einen Troll gehalten hatte, blickte beleidigt unter einer zerrissenen Hutkrempe hervor. »Nicht nur die Trolle haben Mut, wir Schrate tragen auch so gut wir können dazu bei, dass Dykeron bezwungen sei.«
Torun bekräftigte die Worte des Kleinen. »Der Schrate sind’s zwar nicht mehr viele, doch zu dem hehren hohen Ziele tragen sie wahrhaft wacker bei. Sie sind ganz unserer Partei!«
»Was ist mit den Schraten geschehen?«, fragte Arthur, nichts Gutes ahnend.
Ein weiterer Schrat, mit einem nicht weniger zerrissenen Hut, unter dem struppige Haare hervorstanden wie vertrocknetes Wurzelgewirr, ballte die kleine Hand zu einer harten Faust. »Dykeron, er sei verflucht, von Pest und Beulen heimgesucht! Er hat genommen uns den Raum, den Saft verdorrt aus jedem Baum. Wir Schrate sind des Waldes Kinder, doch dieser hundsgemeine Schinder nahm unserm Forst das helle Licht, und drüberhin ist er erpicht …« Der Kleine hielt inne und rieb sich die Augen, um dann mit weinerlicher Stimme fortzufahren: »Er ist erpicht, klein Schrätlein auf dem Spieß zu braten und seinen Bauch damit zu laben.« Aufschluchzend verbarg er das Gesicht in seinem schmutzigen Ärmel.
»Bloody Hell«, ächzte Arthur. »Das ist wirklich harter Tobak!«
Edna schüttelte traurig den Kopf. »Ja, weiß Gott! Dykeron hat viele seiner Untertanen auf grausamste Weise ausgerottet. Nur die Dunkelwesen hat er verschont. Bis heute noch lässt er Elfen an seine Basilisken verfüttern. Angeblich züchtet er sogar welche nur zu diesem Zwecke.«
Josie runzelte die Stirn. »Basilisken?«
»Vogelähnliche Fabelwesen«, antwortete Arthur.
»Leider nicht halb so harmlos, wie sich das anhört«, mischte sich Wolf in ihre Gedanken. »Ich hoffe, wir lernen sie nicht näher kennen.«
»Ja, das bleibt zu hoffen.« Edna starrte ausdruckslos ins Licht der Laterne.
Arthur folgte grübelnd ihrem Blick. »Aber wie kann man es schaffen, aus Arcatrox zu fliehen?«
Ein untersetzter Troll, dem dunkle Haarbüschel aus den Ohren wuchsen, entblößte seine braunen Zähne zu einem breiten Grinsen. »Die Hellcs sind Söhne der Spelunken und selbst auf Wachdienst noch betrunken. Ein kleiner Freund ging uns zur Hand, schlich sich ganz leise und gewandt hin zu den üblen Lumpen. Und gab ein wenig Exitus in die gefüllten Humpen.«
»Gift!«, sagte Josie.
Edna nickte. »Das Rattenvolk gehört zu den Verbündeten der Trolle. Die kleinen Freunde haben meine Fesseln durchnagt und die Schlüssel herangeschleppt. Doch als ich schon dabei war, Amys Verlies aufzusperren, kam die Wachablösung. Und die war
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