Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
Vom Netzwerk:
denen Druid Dubh gesprochen hatte?
    Ohne weitere Erklärungen ließ sich Aaron O’Reardon mit dem schweren Band in einem der Ohrensessel nieder. Seine von Altersflecken gesprenkelten Hände fuhren zitternd über den Einband. Als er ihn öffnete, wirbelte der Staubnebel eines fast vergessenen Buchs hoch.
    Moma stand auf, rückte eine altmodische Stehlampe näher zu ihm hin und schaltete sie ein. »Was ist das?«
    Der Professor blätterte wortlos eine brüchige Seite nach der anderen um. Dann schien er gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte. Sein Zeigefinger glitt über die Zeilen eines vergilbten Blatts. Stockend begann er zu lesen.
    »Und es wird kommen eine Zeit, in der, was einst der hohen Barden Gut, verlischt durch blindes Wort und Denken. Und des Vergessens graue Nebel verdunkeln das einst Gold’ne Reich. Dann blüht des Widersachers Macht, des schwarzen Fürsten Dorchadons. Im Reich Narranda sinkt der Gold’ne Thron und wird zum Fraße der Dämonen. Weh dem Geschlecht der Sterblichen! Kein Glaube, keine Zuversicht wird trösten ihre armen Seelen, wenn einstmals die Schatten herrschen. Und bis zum Untergang der Welten Wehklagen in den Äther steigt.«
    Der Professor hob den Kopf und blickte gedankenvoll ins Kaminfeuer. »Ich fürchte, es ist so weit. Die Kräfte der Finsternis gewinnen an Boden. Sie manifestieren sich in der Menschenwelt.«
    »Was ist das für ein Buch, Aaron?«, wiederholte Moma ihre Frage, doch diesmal bebte ihre Stimme.
    Der alte Herr setzte die Brille ab und sah sie ernst an. »Caliesins Buch der Prophezeiungen.«
    »Caliesin? Wie eigenartig!«, sagte Moma gedehnt. »Das war doch ein Barde aus dem sechsten Jahrhundert.« Sie wandte sich zu Josie, die mit aufgerissenen Augen zuhörte. »Barden waren Dichter und Sänger. Hoch angesehene Leute, die herumzogen und den Menschen die alten Mythen und Geschichten erzählten.«
    »Du hast recht, Dorothy«, sagte der Professor. »Und Caliesin gehörte zu den berühmtesten seiner Zunft. Er war mit Hellseherei begabt. Viele seiner Prophezeiungen sind eingetroffen und manche werden sich wohl noch erfüllen. Und ich befürchte, diese hier …«, mit einer schweren Bewegung legte er die Hand auf die Buchseite, »beginnt gerade, sich zu verwirklichen.«
    Moma schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich werde grade von einem Déjà-vu überrollt. Der Text der Prophezeiung stimmt auf frappierende Weise mit der Grundidee zu meinem Roman überein. Einige Figuren aus den alten irischen Mythen – deshalb bin ich ja auch hier – werden eine Schlüsselrolle spielen. – Ein Kampf zwischen hellen und dunklen Mächten. Bis jetzt habe ich zwar nur einen groben Entwurf, aber die Handlung spielt sowohl in der Wirklichkeit als auch in der sogenannten Anderwelt. – Und …« Sie rieb sich die Stirn. »Zwei Mädchen, Freundinnen, die magische Kräfte in sich tragen – was sie zunächst jedoch noch nicht wissen –, sind in die Geschehnisse verwickelt. Ist das nicht merkwürdig?«
    »Weiß Gott!« Der Professor warf ihr einen eindringlichen Blick zu. »Seit der ersten E-Mail, die du mir geschrieben hast, hatte ich ein schwer zu fassendes Gefühl, Dorothy. Zwischen deinen Zeilen steckte mehr als die bloße Frage nach den alten irischen Geschichten. Ich kann nicht sagen, wieso – aber so war es.« Er verstummte.
    Für einen Augenblick lag zentnerschwere Stille über dem Raum.
    Dann brach Moma das Schweigen. »Du meinst, wir sind nicht zufällig hier?«
    Der Professor hob die buschigen Brauen. »Den Glauben an Zufälle hab ich schon lange verloren.«
    Wie ein Schnappschuss blitzte Taddys ratloses Gesicht in Josie auf. Selbst sein fester Glaube an die Zufälligkeit von Ereignissen war vor Kurzem schwer erschüttert worden.
    Das Gespräch ließ sie ihre Erschöpfung fast vergessen. Sie setzte sich auf. »Aber warum haben sie Amy geholt? Was nützt sie dem Herrscher Dorchadons, diesem – Dyk…« Sie suchte in dem Durcheinander ihrer Gedanken nach dem Namen.
    »Dykeron?«, vervollständigte der Professor verblüfft. »Woher kennst du all diese Namen?«
    »Von der Amsel«, antwortete Josie. Dann verbesserte sie sich: »Von dem kleinen Vogelmann in dem Federmantel.«
    »Druid Dubh?« O’Reardon stockte. »Der Bote aus der Anderwelt?« Er strich sich mit den Händen übers Gesicht. »Eine uralte mythische Figur. Was geht hier vor?«
    »Ich weiß es nicht.« Mit einem kleinen Stöhnen ließ Josie den Kopf wieder aufs Kissen plumpsen. »Aber wir – ich meine, Amy

Weitere Kostenlose Bücher