Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
Vom Netzwerk:
hatte sie eigentlich von Arthur erwartet? Jeder, der so eine Geschichte hörte, musste sie für verrückt halten. Sogar Moma hatte Zweifel, auch wenn sie es nicht offen sagte. Nur der Professor schien ihr zu glauben. – Wenigstens einer! Mit jedem Meter, den sie vorankam, mischte sich aber auch mehr und mehr Unsicherheit in ihre überlegungen. Hatte sie Arthurs Zwinkern vielleicht falsch interpretiert? Gesagt hatte er doch eigentlich nichts. War ihre Reaktion womöglich überzogen gewesen? Verdammt, ihre Nerven lagen wirklich bloß!
    Ein wütendes Hupen schreckte Josie auf. Sie sprang kreidebleich vom Rad. Schwein gehabt! An diesen Linksverkehr würde sie sich nie gewöhnen!
    Sie schob das Fahrrad auf die andere Straßenseite und fand sich unter der überdimensionalen Guiness-Werbung eines Pubs mit dem Namen Black Dragon wieder. Josie sah sich unsicher um. Hier waren sie vorhin nicht vorbeigekommen, so viel war sicher. Nach kurzem Zögern entschloss sie sich, einfach weiter geradeaus zu fahren. Irgendwie würde sie den Weg zum Waldrand schon finden.
    Die Straße führte tatsächlich aus Galbridge hinaus, doch war sie breiter als die, die Arthur genommen hatte. Josie durchquerte ein Neubaugebiet mit vielen kleinen Einfamilienhäusern. Dazwischen Geschäfte, rechts ein Supermarkt, links eine Tankstelle und ein Autohaus. Am Ortsende hielt sie an einer Kreuzung und studierte die zweisprachigen Straßenschilder. Baile Átha Cliath  – wie sprach man das denn aus? Was für ein umständlicher Ausdruck für Dublin! Das war jedenfalls die falsche Richtung! Und Navan ? Navan lag zu weit nördlich, so viel wusste sie. Sie entschied sich, nach links abzubiegen.
    Trotz des Regens am Nachmittag, zeichneten sich auf der schmalen geteerten Straße, die von einer hohen Hecke aus Schlehen, Wildrosen und Haselnussbüschen gesäumt war, breite Spuren lehmverschmutzter Räder ab. Ein einsames Schaf trottete ihr entgegen.
    »Wo gehörst du denn hin?«, rief ihm Josie zu. Aber das Schaf hob nicht einmal den Kopf.
    Kurz darauf entdeckte sie durch eine Lücke in der Hecke die zugehörige Herde. Ein Deutscher Schäferhund und ein Collie lagen träge im Schatten und ließen die Schafe Schafe sein. Schlafmützen!, dachte Josie gerade, als sie zusammenfuhr. In rasantem Tempo näherte sich ein Laster. Sie stoppte erschrocken und drückte sich in die Büsche. Eine Fontäne Schmutzwassers spritzte aus einer Pfütze, als das Fahrzeug an ihr vorbeidonnerte.
    »Idiot!« Hoffentlich kamen nicht noch mehr von dieser Sorte! Verärgert an sich herumputzend stieg Josie wieder auf. Das nächste Stück hatte sie die kleine Straße ganz für sich, sie schien nicht sehr befahren zu sein. Die Heckenrosen dufteten, eine Amsel hüpfte über den körnigen Asphalt. Josie kniff die Augen zusammen. Eine Amsel? – Ja, diesmal war es wirklich nur eine Amsel.
    Nur hundert Meter später wehte der Wind Maschinengeräusche zu ihr hin. Das Stöhnen schwerer Fahrzeuge, das wasserfallartige Rieseln von Kies, der abgeladen wurde. Nach der nächsten Biegung lichtete sich die Hecke und erlaubte Josie den Blick über eine von bizarren Wolkenschatten überzogene Landschaft. Jetzt war ihr auch klar, welches Ziel der rücksichtslose Fahrer angesteuert hatte. Zu ihrer Linken zäunten flatternde Plastikbänder ein weites Areal ein, in dem Bagger und andere Baufahrzeuge Planierarbeiten durchführten. Unmittelbar daran grenzte, etwas erhöht im umgebenden Weideland, eine Insel aus Büschen und niedrigen Bäumen, in die die Bulldozer bereits eine klaffende Wunde gerissen hatten.
    Je näher sie kam, desto unangenehmer wurde der Lärm. Dieselabgase krochen in ihre Lungen. Was bauten die hier eigentlich mitten in der Pampa? Und warum noch um diese Zeit? Es musste doch schon längst Feierabend sein. Während sie sich beeilte, die Baustelle hinter sich zu lassen, suchte sie nach einem Schild, irgendeinem Hinweis darauf, was hier entstehen sollte. Aber sie fand nichts. Doch waren es nicht nur der Krach und die Abgase, die Josie Unbehagen bereiteten. Es lag etwas Unheilvolles über dem Terrain, etwas, das ihr die Kehle zuschnürte, ohne dass sie es hätte näher beschreiben können. Es war nur ein Gefühl, ein kohlrabenschwarzes Gefühl, das sie schnell vorbeifahren ließ.
    Der Lärm begleitete sie noch bis zur nächsten Abzweigung, von wo aus sie erleichtert den Wald entdeckte und auch den Feldweg, den sie vorhin gekommen waren.
    Ihre Gedanken kehrten zu Arthur zurück. Sie hätte

Weitere Kostenlose Bücher