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Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Das Vermächtnis der Feen (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Endres
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Beispiel bei Harry Potter . Die Bücher sind um Längen besser!«
    Als sie den Waldrand erreicht hatten, sprang Arthur ab und lehnte sein Rad an einen uralten Baum, eine knorrige Persönlichkeit, die das grüne Haupt hoheitsvoll in den Himmel reckte. »Als ich noch in der Grundschule war, haben mein Bruder und ich uns oft im Springwood rumgetrieben.« Er blickte nach oben. »Auf dieser Eiche sind Brian und ich immer rumgekraxelt. Siehst du die Bretter? Die haben wir damals festgebunden, das war unser Piratenausguck.«
    Josie stellte ihr Fahrrad neben das seine. »Piraten?«
    Arthur grinste verlegen. »Ist ja schon eine Weile her.« Er sah sich suchend um. »Irgendwo hier muss ein super Erdbeerplatz sein.«
    »Such! Erdbeeren!«, feuerte Josie Wolf an. Die Nase gesenkt, schnupperte der große Hund eifrig den Boden ab.
    Arthur grinste. »Fürchte, Wolf zieht weniger wohlriechende Dinge vor.«
    Auch heute wieder überkam Josie das untrügliche Gefühl, beobachtet zu werden, aber anders als gestern, empfand sie es nicht als bedrohlich. Die Zweige knacksten unter ihren Füßen, der krächzende Alarmruf eines Eichelhähers warnte die Waldbewohner vor den Eindringlingen. Josie bildete sich für einen Moment ein, ein leises Hicksen zu hören. Hatten die Moosboggels noch immer Schluckauf? Sie fingerte das Purpurband heraus und umfasste sicherheitshalber die Drachenfibel.
    Und dann geschah etwas Merkwürdiges. Von einem Moment auf den anderen verwandelte sich das Erscheinungsbild des Waldes in ein von Leben waberndes Gebilde. Josie blieb fasziniert stehen. Jeder Baum schien sein Wesen, ja, sein Gesicht zu zeigen. Die jungen Birken strahlten von unbändiger Lebenslust, während eine alte Fichte mit hängenden Stachelzweigen übellaunig vor sich hin rauschte und dabei den Geruch von Unzufriedenheit und Missmut verbreitete. Farbige, formlose Lichterscheinungen schwebten über den Pflanzen, den großen, wie den kleinen. Josie erinnerte sich, Momas Garten als kleines Kind manchmal ähnlich erlebt zu haben. Eigenartig, das hatte sie fast vergessen.
    Arthur, der vorausgegangen war, riss sie aus ihrer Verzauberung. »Hier!«, rief er. »Ich hab die Stelle gefunden!«
    Josie stakste auf Zehenspitzen zu ihm hin, ängstlich darauf bedacht, kein noch so kleines Kräutchen zu beschädigen.
    Arthur beobachtete sie verwundert. »Hast du dir wehgetan? Du gehst so komisch.«
    Josie schüttelte den Kopf. »Ich möchte bloß nichts zertreten.«
    Dann beugte sich Arthur nach unten. »Schau! Sie sind tatsächlich noch da.«
    Vor ihren Füßen wuchsen zierliche Büschel zwischen Moos und Waldklee. Weiße Blüten und rote Früchte wechselten sich an lichtgrünen Stängeln ab. Mit ihren zart gezackten Blättern kamen Josie die Pflänzchen wie Kunstwerke vor. Rote und weiße Lichtpunkte schwebten wie Seifenblasen darüber. Hatten Erdbeeren eine Seele?
    Josie kniete sich hin und strich mit dem Zeigefinger sanft über eine der prallen Früchte. »Die sind so schön. Darf man die denn einfach pflücken?«
    Arthur hob die Augenbrauen. »Du stellst ja Fragen! Was denkst du, wie sich Erdbeeren vermehren? Die Samen verteilen sich nur, wenn sie gegessen werden.«
    Josie nahm die Hand von der Fibel. Augenblicklich hörte der Spuk auf. Arthur sollte sie nicht schon wieder für »sonderbar« halten. Und außerdem hatte er völlig recht. Der Zweck einer Frucht war es, verspeist zu werden, und dabei spielte es sicher keine Rolle, wenn ein Hausgeist das erledigte.
    Die Dose war schnell gefüllt. Während sie schon auf dem Rückweg zu den Rädern waren, schob sich Arthur eine Beere in den Mund. »Mhm, die schmecken wirklich. So aromatisch! Vielleicht kann uns Maude ein bisschen Sahne dazu schlagen.«
    Josie sah ihn so erschrocken an, dass er lachte. »Hast wohl Angst, ich ess dir alle weg?«
    Das rasch näher kommende Rotorengeräusch eines Helikopters lenkte ihre Aufmerksamkeit unwillkürlich nach oben.
    Josie kniff die Augen zusammen. »Ein Rettungshubschrauber! Da ist irgendwo was los!«
    Arthur wurde blass. »Verdammt!« Er rannte zu der alten Eiche und zog sich an einem Ast hoch.
    Josie blickte ihm perplex nach. »Was ist denn?«
    »Die Baustelle! Er landet bei der Baustelle!«, rief Arthur völlig außer sich vom Baum herunter. »Bloody hell! Es muss schon wieder was passiert sein!«
    Hals über Kopf kletterte er abwärts. Die letzten eineinhalb Meter sprang er. »Shit!« Mit einer schmerzverzerrten Grimasse raffte er sich hoch.
    »Hast du dir wehgetan?«,

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