Das Vermächtnis der Feen (German Edition)
verloren hat, sogar in zwei Schichten.«
O’Reardon schüttelte vergrämt den Kopf.
Moma legte beruhigend die Hand auf seinen Arm. »Aaron, es hat keinen Sinn, sich über Dinge aufzuregen, die man nicht ändern kann. Mir macht viel mehr Sorge, was mit Amy passiert ist. Irgendwie passt mir gar nicht, dass wir einfach abwarten, was geschehen wird. Es muss doch etwas geben, das wir tun können.«
Ihr Blick fiel auf die Zeitung und ihr Gesicht hellte sich auf. »Ob es vielleicht etwas bringt, Amys Foto zu veröffentlichen?«
»Es schadet jedenfalls nicht«, sagte der Professor und schlug mit finsterer Miene den Regionalteil zu. »Vielleicht hat sie ja tatsächlich jemand gesehen. Wir können auf dem Weg nach Glasglean beim Meath Report vorbeischauen und das gleich erledigen.«
Moma warf Josie einen unsicheren Blick zu. »Was denkst du?«
Josie strich gedankenverloren Marmelade auf eine Scheibe Brot. »Ja, warum nicht … « Sie sprach nicht weiter.
Jedem am Tisch war klar, dass auch diese Aktion nichts bringen würde. Der Professor und Josie sprachen es nicht aus, um Moma zu schonen. Und Moma behielt ihre Gedanken für sich, weil sie nicht zugeben wollte, dass der Professor wohl recht gehabt hatte, als er neulich gesagt hatte, dieser Fall sei nicht von dieser Welt. Überhaupt hatte Moma, seit Josie in Chicago ihre Familie ausfindig gemacht hatte, zunehmend Probleme, die Ereignisse vernünftig zu erklären. Dabei mochte sie es gar nicht, wenn sich die Dinge ihrem Verstand entzogen. Und je stärker dieses Gefühl wurde, umso mehr kämpfte sie dagegen an.
Ihre Großmutter wischte sich mit der Serviette über den Mund. »Josie, willst du wirklich nicht mitkommen? Die Pfarrmatrikel in Glasglean sind bestimmt interessant.«
»Danke, Moma, ich bleib lieber hier. Vielleicht lese ich ein bisschen und dann will ich mal sehen, ob es noch Walderdbeeren gibt.«
»Walderdbeeren?« Der Professor warf ihr einen prüfenden Blick zu.
»Verlauf dich bloß nicht!«, sagte ihre Großmutter und stand auf. »Am besten, du nimmst Wolf mit, dann hat er gleich ein bisschen Bewegung.«
»Und Arthur«, ergänzte der alte Herr verschmitzt und deutete zur Einfahrt, wo gerade ein großer schlaksiger Junge von seinem Rad sprang.
Josie atmete innerlich auf. Arthur war gekommen, er hatte ihr die beleidigte Tour von gestern also nicht krummgenommen.
Auch für heute plante Arthur, in Galbridge zwei weitere Folianten abzufotografieren, womit er, mit einem verlegenen Lächeln, seinem Großonkel gegenüber den Besuch rechtfertigte. »Zu zweit geht es um vieles schneller, das muss ich unbedingt ausnützen.«
Josie war einverstanden. Sie besorgte sich bei Maude eine Dose und bat Arthur, auf dem Rückweg einen Abstecher in den Wald zu machen, um ein paar Beeren zu sammeln, wobei sie aber für sich behielt, für wen sie gedacht waren. Wieder zwei dicke Bücher im Gepäck radelten sie los. Wolf trabte, glücklich, mitkommen zu dürfen, zunächst mit wehenden Ohren vor ihnen her. Doch schon nach der Hälfte des Wegs wurde er kurzatmig und blieb zurück, sodass Josie und Arthur etwas langsamer fuhren. Wolf war eben nicht mehr der Jüngste.
Eingeklemmt zwischen Kartons und einem unaufgeräumten Regal lag der große Hund wenig später in Kennys Laden und döste vor sich hin, um neue Kräfte zu sammeln, während seine zweibeinigen Begleiter ihre Arbeit erledigten.
»Was bist du für ein Braver!«, lobte ihn Josie, als sie wieder auf die Räder stiegen. »Und jetzt ab in den Wald!« Wolf wedelte gut erholt mit dem Schwanz.
Diesmal wählte Arthur die Route, die Josie am vergangenen Tag genommen hatte. Wolf lief auch jetzt wieder voraus und schloss unterwegs flüchtige Bekanntschaft mit dem Collie und dem Deutschen Schäferhund, die auch heute ihre Schafherde hüteten und sich sichtlich über die Abwechslung freuten. Anders als Josie gestern bog Arthur jedoch kurz nach der Schafwiese in einen Feldweg ein und Josie musste feststellen, dass sie einen Riesenumweg gemacht hatte.
Sie vermied es, heute über Dinge zu sprechen, die Arthur »sonderbar« finden könnte. Und so unterhielten sie sich über Lieblingsfächer und Musik, und welche Bücher sie mochten. Arthur hatte den Tolkien-Zyklus Der Herr der Ringe bereits komplett gelesen. Auch hatte er die Filme gesehen, womit er Josie etwas voraushatte.
»Die sind gut gemacht«, sagte er. »Aber wenn man die Bücher gelesen hat, wird man doch irgendwie enttäuscht.«
Josie nickte. »Das kenn ich. Zum
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