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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Vergangenheit, vor allem aber über ihre Mutter. In vielem erkannte sie sich wieder, manches war ihr neu und anderes wiederum machte sie nachdenklich, aber alles trug dazu bei, dass sich die vielen losen Fäden, die sie schon so lange bei sich trug, allmählich zu einem Muster verwoben. Mit jeder neuen Erkenntnis fand Caiwen ein Stück weit zu sich selbst, und ihr wurde schmerzlich bewusst, welche Fährnisse das Schicksal ihr in ihrem kurzen Leben bereits zugemutet hatte.
    Sie lauschte Finearfins Worten aufmerksam, fragte nach und versuchte, das Gehörte mit ihren eigenen Erlebnissen und Erinnerungen zu verknüpfen, aber irgendwann war ihr Kopf so voll, dass sie Finearfin nicht mehr folgen konnte. Sie wurde immer stiller und bemerkte schließlich nicht einmal, als Finearfin sie etwas fragte.
    »Ich denke, für heute ist es genug«, hörte sie die Elfe sagen. »Fünfzehn Winter sind eine lange Zeit. Wenn du dein Erbe und deine Bestimmung wirklich verstehen willst, darfst du nichts überstürzen.«
    »Danke.« Caiwen lächelte tapfer. »Du hast recht, das ist alles
sehr viel für mich. Ich … ich muss erst in Ruhe über alles nachdenken. Entschuldigt mich.« Sie erhob sich und ging zum Bug des kleinen Schiffes, um allein zu sein. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Heylon ihr folgen wollte, aber Finearfin hielt ihn zurück. Caiwen dankte ihr im Stillen für ihr Verständnis. Sie fühlte sich überfordert und schrecklich kraftlos, mitgerissen von einem Strom von Ereignissen, auf die sie selbst keinen Einfluss hatte und die doch ein fester Bestandteil ihres Lebens waren.
    Es war verrückt. Sie war aufgebrochen, um für das Volk vom Riff eine Möglichkeit zu finden, in seine alte Heimat zurückzukehren, aber nun war alles ganz anders, und sie bezweifelte, dass es ihr gelingen würde, an ihrem Plan festzuhalten. Das Gefühl, nicht mehr Herr über ihr Handeln zu sein, war für sie nur schwer zu ertragen. Sie wünschte sich zurück auf das Riff. Wünschte, sie könnte alles ungeschehen machen und ihr Leben wieder in die beschaulichen kleinen Bahnen lenken, die es früher bestimmt hatten, und wusste zugleich, dass dieser Wunsch sich niemals erfüllen würde.
    Die Zeit verrann.
    Endlos erstreckte sich der Ozean unter dem blauen Himmel, an dem nur eine hauchzarte Schleierwolke den Sonnenschein etwas trübte. Wenn Caiwen zurückschaute, sah sie Finearfin und Heylon ins Gespräch vertieft. Auch Heylon hatte viele Fragen. Die Antworten darauf schienen ihm nicht immer zu gefallen. Sein sonnengebräuntes Gesicht wirkte angespannt. Seine Hände bearbeiteten nervös eines der Taue, die an Deck herumlagen.
    Caiwen hörte auf, ihn anzusehen, und wandte sich ab. In ihre eigenen Gedanken versunken, bemerkte sie die dünne, dunkle Linie vor dem Horizont zunächst nicht, die allmählich näher rückte. Sie sah nicht die verstreuten Eilande, die in der Ferne auftauchten, und hatte auch keinen Blick für die Seevögel, die wie kleine weiße Blitze durch die Luft schossen und auf der Jagd nach Fischen nicht selten in unmittelbarer Nähe platschend ins Wasser tauchten.

    Als sie die Küste schließlich doch bemerkte, fuhr ihr ein heißer Schrecken durch die Glieder. Wo fahren wir hin? Was erwartet mich? Und wie, bei allen Göttern, soll ich vollbringen, was die Elfen sich von mir erhoffen?
    Caiwen schaute über die vertraute Weite des Ozeans und seufzte. Bisher hatte sie bei Entscheidungen immer ihren Instinkten vertraut - vorrangig, um den Menschen auf dem Riff zu helfen. Nun musste sie erkennen, dass diese Instinkte offenbar ein anderes Ziel verfolgten, an das sie durch die Kraft ihres Erbes gebunden war und dem sie nicht entfliehen konnte.
    Ihr Blick wanderte nach Osten zurück, wo sich die Küstenlinie nun klar und deutlich vor dem Horizont abzeichnete. Das Land ist so groß! Riesengroß! Plötzlich fühlte Caiwen sich klein und verletzlich. Die Welt jenseits des Ozeans war so anders. Mit Regeln, die sie nicht kannte, und Menschen, die ihr gewiss nicht immer freundlich gesinnt waren. Eine Welt, die in der Nacht von blutrünstigen Anderweltwesen durchstreift wurde, die ihr schon jetzt Angst machten. Finearfin hatte sie nicht näher beschrieben. Sie schien zu wissen, dass sie sehr viel von Caiwen verlangte.
    »Beängstigend, nicht wahr?«
    Caiwen fuhr herum und sah, dass Heylon sich zu ihr gesellt hatte. Er schaute sie nicht an. Während er sprach, war sein Blick allein auf die Küstenlinie gerichtet. »Ich habe noch nie einen Baum gesehen«,

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