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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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legte sie einen Pfeil auf die Sehne, spannte und schoss. Nur durch einen halsbrecherischen Sturzflug konnte das Tier sein Leben retten. Der Pfeil streifte seine Schwanzfedern und ließ ein paar davon ins Wasser gleiten, während der Adler einen schrillen Schrei ausstieß, beidrehte und mit mächtigen Flügelschlägen nach Westen davonflog.
    »Was soll das?« Caiwen war entsetzt. »Bist du von Sinnen, auf so ein wunderbares Tier zu schießen?«
    »Das war kein Tier.« Finearfin hatte einen zweiten Pfeil auf die Sehne gelegt, verzichtete jedoch auf einen Schuss, weil der Adler schon zu weit entfernt war. »Das war ein Wechselwesen.«
    »Ein Wechselwesen?« Caiwen runzelte die Stirn. »Aber du sagtest doch, es sei ein Sturmadler.«
    »Das dachte ich zuerst auch. Aber dann habe ich es gespürt.«
    »Was gespürt?« Heylon runzelte die Stirn.
    »Die Aura der Anderwelt, die jedem Geschöpf der dunklen Sphäre anhaftet wie ein übler Geruch. Es braucht ein wenig Übung, um sie zu erkennen, aber bei den Göttern, ich habe schon so viele dieser Kreaturen getötet, dass sie mich nicht mehr täuschen können.«
    »Ich habe nichts Ungewöhnliches bemerkt«, sagte Caiwen.
    »Kein Wunder. Du bist ja auch erst zum zweiten Mal einem solchen Wesen begegnet.«
    »Zum zweiten Mal? Wann war das erste Mal?«
    »Auf dem Schiff, als wir Heylon befreit haben. Erinnerst du dich an die Ratte auf dem Weg?«

    »Das war auch ein Wechselwesen?«
    »Ja, aber nicht irgendeines.« Finearfin presste die Lippen fest zusammen und schaute dem Adler nach, der nur noch als dunkler Punkt in der Ferne auszumachen war. »Wechselwesen können jede beliebige Tiergestalt annehmen. Binnen eines Wimpernschlags verwandeln sie sich von einer Maus in ein Pferd. Das macht sie sehr gefährlich. Einige Anderweltdämonen halten sie als Sklaven, um ihre Opfer leichter überwältigen zu können. Aber dieses hier ist etwas Besonderes.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es war auf dem Schiff und nun scheint es auf der Suche nach uns zu sein. Warum sollte es sonst die Gestalt des Tieres annehmen, das die schärfsten Augen in ganz Tamoyen hat?« Finearfin ballte die Fäuste.
    »Und was bedeutet das?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich fürchte, nichts Gutes. Anderweltwesen verbünden sich in der Regel nicht mit Menschen, aber diesem Melrem traue ich alles zu. Ich weiß nicht, mit welchem Zauber es ihm gelungen sein könnte, sich ein Wechselwesen gefügig zu machen, aber eines weiß ich gewiss: Wenn dem so ist, wissen sie jetzt, dass wir entkommen sind. Von nun an müssen wir doppelt wachsam sein.«

    »Entkommen?« Melrem sprang auf. »Das ist unmöglich.«
    »Und doch ist es so.« Durin blieb gelassen. Er hatte von Anfang an nicht daran geglaubt, dass die beiden Elfen und der Junge blindlings in den Tod gesprungen waren. Wäre es ihm möglich gewesen, hätte er Saphrax sofort auf die Suche nach den dreien geschickt, aber die Dunkelheit und dichter Nebel hatten lange verhindert, dass das Wechselwesen aufbrechen konnte. Als sich der Nebel am späten Vormittag endlich gelichtet hatte, war Saphrax losgeflogen. Obwohl er die Welt nun mit den Augen eines
Sturmadlers sah, hatte er lange suchen und am Ende feststellen müssen, dass die Flüchtigen bereits einen großen Vorsprung hatten. »Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass sie sich auf einem kleinen Schiff nahe der Küste befinden«, erklärte Durin dem überraschten Melrem, der den ganzen Vormittag damit verbrachte hatte zu überlegen, wie er seiner Großmutter Caiwens Tod möglichst schonend beibringen konnte.
    »Und wo sind sie jetzt?« Melrems Wangen glühten vor Aufregung. Wie alle auf dem Schiff war er überzeugt gewesen, Caiwen und die anderen beiden hätten im eisigen Wasser des Ozeans ihr Ende gefunden. Die Männer in den Beibooten, die man unverzüglich zu Wasser gelassen hatte, um nach den Geflohenen zu suchen, hatten keine Spur von ihnen finden können, und so hatte der Kapitän sich kurz nach Sonnenaufgang entschlossen, die drei für tot zu erklären und weiterzusegeln.
    »Schwer zu sagen.« Durin fuhr sich nachdenklich mit der Hand über das Kinn. »Grob geschätzt etwa einen Tagesritt nördlich von Arvid. Es sieht ganz so aus, als wollten sie dort an Land gehen.«
    »An Land? Aber dort gibt es weit und breit keinen Hafen.«
    »Ich nehme mal an, das kommt ihnen gerade recht.« Durin seufzte. »Ich bin der Elfe, die sich hier auf dem Schiff versteckt hat, schon einmal begegnet. Sie ist sehr gerissen und weiß, sich zu

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