Das Vermächtnis der Feuerelfen
gemacht. Als er Caiwen entdeckte, hat er nicht lange gefackelt und uns betäubt, um sie zu entführen.«
Sie legte Heylon die Hand auf die Schulter und sagte: »Wenn das alles stimmt, dann hat das Baumhörnchen sofort wieder die Gestalt eines Pferdes angenommen, nachdem die Wirkung des Salzes nachließ. Wir müssen also nach Hufspuren suchen.«
Sie deutete auf den Boden und beschrieb einen Halbkreis. »Du suchst in dieser Richtung und ich da drüben. Ich bin sicher, wir wissen schon bald, wohin sie geritten sind.« Ohne eine weitere Erklärung drehte sie sich um, um mit der Suche zu beginnen, aber Heylon fasste sie am Arm und hielt sie zurück. »Finearfin?«
»Was gibt es noch?«
»Wie … wie sehen Hufspuren aus?«
NACHTMAHRE!
S ind das Hufspuren?« Heylon hockte sich neben Finearfin und betrachtete die halbrunden Abdrücke im Schnee. »Ja.« Finearfin zeichnete die Spur langsam mit dem Finger nach. Ein Sonnenstrahl streifte ihr Haar und ließ es wie flüssiges Gold schimmern. »Sie stammen von einem kräftigen Pferd, das eine große Last zu tragen hatte.«
»Durin und Caiwen.« Heylon nickte. »Wie alt sind die Spuren?«
»Das ist auf dem Schnee schwer zu schätzen.« Finearfin schüttelte betrübt den Kopf. »Aber ich würde denken, dass sie einen halben Tag Vorsprung haben.«
»Und? Wohin führen sie?«, fragte Heylon ungeduldig, als Finearfin nicht von sich aus weitersprach.
»Nach Süden«, sagte Finearfin knapp. »Nach Arvid.«
»Worauf warten wir dann noch?« Heylon sprang auf. »Wir müssen ihnen nach.« Während er zum Lager lief, um seine Sachen zu packen, vergewisserte er sich, dass Finearfin sich erhob und ihm folgte. In den Augen der Elfenkriegerin glomm dieselbe Entschlossenheit, die auch er spürte, doch ihre Bewegungen wirkten so ruhig und gelassen, als sei nichts geschehen. »Wir finden sie«, hörte er sie so leise sagen, als spräche sie zu sich selbst. »Ich habe nicht fünfzehn Winter nach ihr gesucht, um am Ende zu scheitern. Und wenn es mich das Leben kostet, Nimeye bekommt sie nicht.«
Die Sonne hatte den östlichen Horizont noch nicht einmal zur Hälfte erklommen, als sie aufbrachen. Den Blick hielten sie fest auf den Boden gerichtet, um die halbrunden Vertiefungen nicht aus den Augen zu verlieren, die viel zu selten auf dem harten Boden zu sehen waren und ihnen die Richtung wiesen. Weder Finearfin noch Heylon sprach es laut aus, aber beide wussten, dass es ein Wettlauf gegen die Zeit war. Durin besaß ein Pferd, sie mussten sich ihren Weg durch den Wald zu Fuß bahnen. Wenn sie überhaupt eine Chance haben wollten, Caiwen zu finden, mussten sie schnell sein.
Der Wald und seine Bewohner gaben sich friedlich. Manchmal hörten sie das Heulen eines Wolfes oder den Todesschrei eines bedauernswerten Geschöpfes, das in den Fängen eines Raubtiers sein Leben aushauchte, aber sie blieben unbehelligt. Auch das Wetter meinte es gut mit ihnen. Als die Nacht hereinbrach, wählte Finearfin einen sicheren Lagerplatz auf einem Hügel, von dem aus sie eine gute Sicht in alle Richtungen hatten. Und noch bevor der Morgen graute, nahmen sie die Verfolgung wieder auf. So verging der zweite Teil der Suche auf die gleiche Weise wie der erste. Sie kamen gut voran. Die Spur des Pferdes war auf der dünnen, überfrorenen Schneeschicht nur schwer zu erkennen, und Durin machte es ihnen zusätzlich schwer, indem er in einer Zickzacklinie über die schneefreien Flächen ritt, trotzdem gelang es ihnen immer, sie wiederzufinden.
Inzwischen war Finearfin überzeugt, dass Durin allein war. Für Heylon war das eine gute Nachricht, aber die Elfe machte ihm schnell klar, dass sich ihre Lage dadurch nicht wesentlich verbesserte. Während sie wanderten, erzählte sie Heylon vieles über Durin und die Zunft der Kopfgeldjäger, das er noch nicht wusste, aber auch vieles, das er lieber nicht gewusst hätte. Nebenbei erfuhr er einiges über die Elfen und das Leben in Tamoyen. Ob die Tamoyer noch immer einen Hass auf die Nachkommen der Piraten hegten, konnte Finearfin ihm zu seinem großen Bedauern
jedoch nicht sagen. Als es Nacht wurde, hatte er immer noch viele Fragen, aber das lange Marschieren hatte an seinen Kräften gezehrt, und nachdem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, schlief er fast augenblicklich ein.
Mitten in der Nacht schreckte Durin aus dem Schlaf hoch. Sein Herz raste. Obwohl es stockdunkel war, setzte er sich auf und versuchte zu erkennen, was ihn geweckt hatte. Der Wald und die Lichtung wirkten
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