Das Vermächtnis der Feuerelfen
schlage dir einen Handel vor: Ich helfe dir, gesund zu werden, und du führst mich dorthin, wo ich sie finden kann.«
»Selbst einer Elfe sollte es ohne fremde Hilfe möglich sein, den Weg nach Arvid zu finden«, knurrte Durin unwirsch. Er traute Finearfin nicht über den Weg und ärgerte sich, dass ausgerechnet sie es war, die ihn hier im Wald gefunden hatte.
»Ich spreche nicht von Arvid«, erwiderte Finearfin kühl. »Ich spreche von denen, die dir den Auftrag gaben, Caiwen zu holen - von denen, die auch die Krieger schickten.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause und fügte hinzu: »Du siehst, wir haben dasselbe Ziel.«
»Was weißt du schon über meine Ziele?« Ohne ein Wort des Dankes ergriff Durin den Wasserschlauch, den die Elfe ihm reichte, und leerte ihn fast bis zur Neige. Das Wasser war köstlich, linderte die Kopfschmerzen und vertrieb fast augenblicklich die Übelkeit aus seinen Eingeweiden. Seine schlechte Laune hingegen konnte es nicht bessern.
»Saphrax hat mir erzählt, dass du sehr hartnäckig sein kannst, wenn es darum geht, ausstehenden Lohn einzufordern«, erklärte Finearfin, nachdem er getrunken hatte.
»Und wenn schon, das habe ich bisher immer allein geregelt.«
»Du hast mich falsch verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass ich dir helfen werde - du wirst mir helfen.« Finearfin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ihre Selbstsicherheit brachte Durin nicht nur auf, sie verunsicherte ihn auch, aber das wollte er sich auf keinen Fall anmerken lassen. So reckte er trotzig das Kinn und fragte: »Ach, und warum?«
»Weil du am Leben bleiben willst?« Obwohl es eine Frage war und keine Drohung, horchte Durin auf. »Soll das heißen, dass du mich tötest, wenn ich dir nicht helfe?« Sein Lachen war eine
Spur zu schrill, um überlegen zu klingen. Er war geschwächt und spürte, dass die Elfe ihm gegenüber im Vorteil war.
»Das muss ich gar nicht.« Ein Lächeln, das die Mundwinkel nicht erreichte, huschte über Finearfins Gesicht. »Du trägst den Tod bereits in dir. Verweigerst du mir deine Hilfe, werden wir allein nach Arvid gehen und dich hier deinem Schicksal überlassen.«
»Du lügst!« Nun wurde es Durin zu dumm. Er fühlte sich schon viel besser. Wie konnte die Elfe da behaupten, dass er dem Tod näher sei als dem Leben? Sein Blick irrte umher und streifte Saphrax, der in Gestalt eines Baumhörnchens neben Finearfin hockte und das Gespräch der beiden aufmerksam verfolgte. »Sag, dass sie lügt!«, fuhr er das Wechselwesen an.
»Dann müsste ich lügen.« Saphrax legte den Kopf schief und blinzelte.
»Was ist das hier? Eine Verschwörung?« Durin war außer sich. Sein Herz hämmerte wie wild und er fühlte sich schwindelig, aber davon ließ er sich nicht einschüchtern. »Machst du jetzt etwa auch schon gemeinsame Sache mit meinen Feinden?«, herrschte er Saphrax mit hochrotem Gesicht an. »Ist es wirklich schon so weit gekommen, dass du unsere Freundschaft verrätst?«
»Aber sie hat recht.« Saphrax duckte sich unter der Wucht der Worte und suchte Schutz hinter Finearfins Rücken. »Deine Verletzungen an Kopf und Bein sind von einem gefährlichen Wundbrand befallen, der sich bereits in deinem Körper ausgebreitet hat«, sagte er aus der Deckung heraus. »Du spürst es nicht, weil Finearfin dir ein elfisches Heilmittel gegeben hat, aber es ist da.«
»Das … das glaube ich nicht.« Durin verwünschte sich im Stillen dafür, dass seine Stimme bebte.
»Es steht dir frei zu glauben, was immer du willst.« Finearfin wirkte nach wie vor so gleichmütig, als ginge es um nichts. »Die Wirkung des Heilmittels hält nicht lange an. Wenn du es nicht bald wieder zu dir nimmst, wird das Fieber schnell zurückkommen,
du wirst schwächer werden und rasch sterben.« Sie machte eine Pause und fügte mahnend hinzu: »Sich so aufzuregen, ist in deinem Zustand übrigens auch nicht ratsam.«
»Du … du … verdammte …« Durin schnappte nach Luft und suchte nach den richtigen Worten. Innerlich vor Wut schäumend, schaute er zuerst Saphrax und dann Finearfin an.
Das war also der Vorteil, der sie so sicher auftreten ließ. Sie hatte ihn in der Hand. Er hatte keine Wahl. Wenn er am Leben bleiben wollte, musste er den Pakt eingehen. Einen Augenblick noch ließ er sich Zeit, seine Niederlage vor sich selbst einzugestehen, dann straffte er die Schultern, als hätte er den Entschluss aus freien Stücken gefasst, und sagte mit fester Stimme: »Also gut, ich führe dich nach Arvid und zu denen,
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