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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Höhle spiegelte sich in Hunderten fein gearbeiteter Facetten und tauchte den Pokal in blutiges Rot.
    Mit wenigen Schritten war Caiwen an der Vitrine. Fast wäre sie gestürzt, weil ein neuerlicher Donnerschlag den Berg erschütterte. Aber sie konnte sich im letzten Moment an der Höhlenwand festhalten.
    Als der Boden nicht mehr schwankte, trat Caiwen vor die Vitrine, untersuchte sie und stellte enttäuscht fest, dass sie weder eine Tür noch einen Deckel besaß. Der Pokal war wie in einem gläsernen Würfel eingeschlossen. Während sie das Behältnis nach einem magischen Schloss oder einer unsichtbaren Öffnung abtastete,
besah sie sich den Kelch genauer. Sie hatte sich getäuscht. Der Pokal glänzte nicht allein deshalb rötlich, weil er das Feuer widerspiegelte, er war auch aus einem roten Glas gefertigt, wie Caiwen es nie zuvor gesehen hatte. Noch mehr aber überraschte sie, dass der Kelch leer war. Wo war das Blut der Hohepriesterin, das sich mit Dämonenblut vermischt hatte, um eine unheilige Verbindung zu stiften?
    »Enttäuscht?«
    Die Stimme jagte Caiwen einen eisigen Schreck durch die Glieder. Sie wirbelte herum und erstarrte. Keine zehn Schritte entfernt, stand Nimeye zwischen ihr und dem tosenden Feuersturm, der aus dem Loch im Boden in die Höhe schoss. Ihr kostbares Kleid war zerrissen und wies unzählige Brandlöcher auf. Die einstmals kunstvoll frisierten Haare hingen ihr wirr und rußgeschwärzt ins Gesicht. Sie wirkte erschöpft, aber ihre Stimme hatte nichts an Kraft und Hochmut verloren, als sie lässig die Hände vor der Brust verschränkte und mit kaltem Lächeln sagte: »Ein Jammer, Liebes. Nun bist du so weit gekommen, nur um hier zu sterben.«

    Als Finearfin den Schwarzen sterben sah, zerbrach etwas in ihr. Verzweifelt hatte sie versucht, sich durch den Strom der flüchtenden Elfen einen Weg zur Empore zu bahnen. Aber obwohl Durin und Heylon ihr nach Kräften zur Seite gestanden hatten, war es ihr unmöglich gewesen.
    Die Erschütterungen des Berges hatten ein Ausmaß erreicht, das selbst den verbannten Elfen Furcht einflößte und sie in blinder Panik ins Freie drängen ließ. Niemand achtete mehr auf die drei Verräter, die Nimeye zum Tode verurteilt hatte.
    Die Wachen waren verschwunden und die ganze Aufmerksamkeit der verräterischen Hohepriesterin galt dem Schwarzen, der sie mit bewundernswerter Ruhe herausgefordert und am Ende
sein Leben gegeben hatte, um Caiwen von ihrem Einfluss zu befreien.
    Lauf, Caiwen! Lauf! Die letzten Worte des Schwarzen schienen Caiwens Geist geklärt zu haben. Obwohl ein neuerliches Beben den Boden erschütterte und die Höhle mit Staub füllte, erkannte Finearfin, dass das Mädchen sich, ohne zu zögern, umwandte und in die Höhlen zurücklief.
    »Verflucht seien die Götter! Was tut sie da?« Durin ergriff einen flüchtenden Elfen und schleuderte ihn zur Seite, um sich Platz zu verschaffen. »Sie muss verrückt geworden sein.«
    »Sie ist nicht verrückt. Sie ist mutig.«
    »Mutig?« Heylons Stimme überschlug sich fast. »Der Vulkan kann jeden Augenblick ausbrechen. Sie rennt in den Tod, und du nennst es mutig?«
    »Sie sieht nicht ihr eigenes Schicksal, sondern das der anderen«, bemerkte Finearfin.
    »Die Wächterstatue!« Nun begriff auch Durin, was Caiwen vorhatte. »Sie versucht, die Statue zu retten.«
    »... und Nimeye versucht, sie daran zu hindern.« Finearfin war nicht entgangen, dass Nimeye ihrer Enkelin gefolgt war. Die Elfenkriegerin hatte den Schwarzen erreicht, der mit schwelenden Gewändern am Boden lag, kniete erschüttert neben ihm nieder und schloss ihm die blicklosen Augen.
    »Worauf wartet ihr? Wir müssen ihr helfen!« Heylon stand in dem Durchlass, durch den Caiwen und Nimeye verschwunden waren, und gestikulierte wild. »Wir dürfen sie nicht im Stich lassen.«
    »Der Junge hat recht!« Durin packte Finearfin an der Schulter. »Komm...« Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick zerriss ein gewaltiger Donnerschlag die Luft.
    Im hinteren Teil der Höhle stürzte die Decke ein, armdicke Risse klafften jäh im Boden auf, und eine Staubwolke verschluckte alles, was mehr als zwei Schritte entfernt war.

    Finearfin hustete. Sie hörte die Elfen in der Höhle aufschreien und fühlte Durins Hand auf der Schulter. Alles andere war hinter einem dichten Vorhang aus Staub verborgen.
    »Finearfin!... Durin!« Von irgendwo jenseits des Graus drang ihr Heylons schmerzerfüllte Stimme an die Ohren. »Heylon?« Finearfin hustete und schaute in

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