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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Eichenholz, an dessen Kopfende zwei fünfarmige Kerzenleuchter ein flackerndes Licht auf die schmale Gestalt einer alten Frau warfen.
    Die Alte gab den beiden Dienerinnen, die ihr beim Aufsetzen geholfen hatten, ein Zeichen, worauf diese lautlos aus dem Zimmer huschten.
    »Ist er das?«, fragte sie mit erstaunlich kräftiger Stimme, die so gar nicht zu ihrem zerbrechlichen Äußeren passen wollte.
    »Ja, Großmutter.« Die Demut in Melrems Worten ließ erahnen, welche Macht die Alte besaß.
    »Komm näher. Komm ins Licht.« Sie hob ihre knochige Hand und machte eine winkende Geste. »Meine Augen sind nicht mehr so gut wie früher.«
    Melrem trat vor.
    »Du nicht!« Ihr Ton war so scharf, dass selbst Durin zusammenzuckte. »Er!« Ihr hagerer Zeigefinger deutete auf ihn. Er trat vor und neigte zur Begrüßung das Haupt gerade so weit, dass es nicht ehrfürchtig wirkte. Jetzt, da er nahe am Bett stand, konnte er die Alte noch besser sehen. Sie war alt. Unglaublich alt. Noch nie hatte Durin einen Menschen mit so vielen Falten gesehen, noch nie eine Frau mit so schütterem Haar. Nur wenige schlohweiße Strähnen bedeckten ihren kahlen, von Altersflecken übersäten Schädel wie ein dünner Flaum. Die spitzen Ohren und die gebogene Nase waren unnatürlich groß. Dürr, wie sie war, wirkte
sie wie das grausige Abbild des Todes, und doch, das spürte er genau, steckte noch eine Menge Lebenskraft in ihr.
    »Na, erschreckt dich mein Anblick?« Die Alte verzog das Gesicht zu einem zahnlosen Grinsen. »Alle erschrecken sich, wenn sie mich zum ersten Mal sehen.«
    »Sagen wir, er fasziniert mich.«
    »Eine gute Antwort und eine mutige.« Die Alte lachte und es klang wie das Rascheln von Pergament. »Wie heißt du?«
    »Durin.«
    »Durin.« Die Alte sprach den Namen so langsam aus, als sei er eine Speise, von der sie erst kosten musste. »Ich bin Maeve«, stellte sie sich schließlich vor und deutete auf ein Gemälde, das neben dem Bett an der Wand hing. Es zeigte eine wunderschöne Elfe in einem fließenden himmelblauen Kleid. »Ich war nicht immer so hässlich«, sagte sie, und es klang fast ein wenig entschuldigend. »Vor einhundertachtzig Wintern hielten sich das menschliche und das elfische Erbe noch im Gleichgewicht. Inzwischen musste ich erfahren, dass Halbelfen nach einer langen Jugend erschreckend schnell altern, weil die sterbliche Hülle dem hohen Alter nicht gewachsen ist. Ein bitterer Preis für ein langes Leben.«
    »Ihr... Ihr habt einhundertachtzig Winter gesehen?« Durin gab sich keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen.
    »Zweihundertundsieben Winter, um genau zu sein«, korrigierte Maeve. »Auf dem Bild bin ich siebenundzwanzig.«
    »Unglaublich.« Durin war beeindruckt. »Bevor ich Melrem begegnet bin, habe ich immer geglaubt, dass sich die Völker nicht vermischen.«
    »Das tun sie auch nicht.« Die Alte nickte bedächtig. »Ich darf von mir behaupten, die einzige Tochter eines Elfen und einer Tamoyerin im ganzen Königreich zu sein.« Sie kicherte heiser. »Meiner Mutter eilte der Ruf einer großen Verführerin voraus. Es muss wohl etwas dran gewesen sein, denn immerhin konnte mein Vater Lorcann ihr nicht widerstehen.«

    »Ist sie das?« Durin deutete auf ein Gemälde, das neben dem Bild der jungen Maeve hing. Es zeigte eine andere wunderschöne Frau, die Maeve sehr ähnlich sah.
    »Nein.« Die Alte presste die Lippen zusammen und wandte sich ab. Durin spürte ihren Schmerz und wusste, dass sie nicht antworten würde.
    »Das ist meine Mutter«, warf Melrem von hinten ein. »Sie ist tot.«
    »Das tut mir leid.« Durin räusperte sich verlegen. Als einer, für den das Töten zum Handwerk gehörte, besaß er wenig Übung in Beileidsbekundungen. Insgeheim ärgerte er sich, dass er gefragt hatte.
    »Sie ist nicht tot! Sie ist verschollen!« Die heftige Reaktion der Alten machte deutlich, dass sie sich noch nicht mit dem Tod ihrer Tochter abgefunden hatte.
    »Aber der Schwarze hat …«
    »Schweig! Der Schwarze ist ein Narr und ein Scharlatan«, fiel Maeve ihrem Enkel scharf ins Wort. »Solange es keine Beweise gibt, ist Annaha nicht tot.«
    »Ist sie es, die ich für Euch suchen soll?«, fragte Durin, um einem Streit zuvorzukommen.
    »Auch. Aber nicht nur.« Die Alte warf Melrem noch einen zornigen Blick zu und wandte sich dann wieder freundlich an Durin. »Setz dich doch. Vom ewigen Hinaufstarren bekomme ich Nackenschmerzen. So kann ich nicht reden.«
    Durin zog sich einen der gepolsterten Stühle heran und

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