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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Grab?« Armide blieb stehen, schaute sie stirnrunzelnd an und schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich eine ziemlich dumme Ausrede, Caiwen. Die Toten werden verbrannt. Niemand hat je auf dem Riff ein Grab ausgehoben.« Damit wandte sie sich um und stapfte weiter auf die Klippen zu, an deren Fuß sich die Höhle wie ein weit geöffnetes Maul auftat.
    »Aber es ist wahr.« Caiwen begann zu laufen und schloss wieder zu ihr auf. »Ich glaube, dass mein Vater es ausgehoben hat, denn ich habe dort ein Brett mit der Inschrift: Im Gedenken an unsere geliebte Tochter, gefunden.«
    »Unsere geliebte Tochter?« Armide warf ihr einen raschen Blick zu, blieb aber nicht stehen. »Was redest du da für einen Unsinn? Du bist die einzige Tochter von Lenval und Verrina.«
    »Vielleicht hatten sie ja vor mir schon mal ein Kind?« Endlich sprach Caiwen aus, was sie schon die ganze Zeit bewegte.
    »Unmöglich!« Armide schüttelte den Kopf. »Das müsste ich wissen. Du warst und bist das einzige Kind, das Verrina jemals geboren hat.«
    »Aber ich habe gesehen, wie meine Eltern...«
    »Du irrst dich, Caiwen.« Armide hob abwehrend die Hand, so wie sie es immer tat, wenn sie nicht weiter über etwas sprechen wollte. »Was immer du dir in Gedanken auch ausmalen magst, es kann nicht stimmen.Am besten, du fragst deinen Vater, was es mit
dem Ganzen auf sich hat. Ich bin sicher, er wird dir auf alles eine Antwort geben können.«
    Sie hatten die Höhle erreicht. Wind und Wellen hatten sie in Hunderten von Wintern aus dem porösen Gestein herausgewaschen und die vorgelagerte Klippe zu einem Ort gemacht, an dem ganz besondere Schätze zu finden waren. Ein kleiner Tunnel, den die Riffbewohner vor vielen Wintern in die Klippe geschlagen hatten, führte vom Strand aus in den hinteren Teil der Höhle.
    Caiwen war neugierig. Mit angehaltenem Atem folgte sie der Heilerin durch den Gang. Er war so schmal, dass Armides Schultern fast die Wände berührten, und so niedrig, dass Caiwen aufpassen musste, sich nicht den Kopf zu stoßen. Die Enge und das Wissen um die gewaltigen Gesteinsmassen, die sich über ihrem Kopf auftürmten, lösten bei Caiwen ein ungewohntes Gefühl von Beklemmung aus. Sie war erleichtert, als der Tunnel nach zwanzig Schritten in einem kuppelähnlichen Gewölbe endete, das bei Hochwasser fast gänzlich unter Wasser stand. Jetzt war das Wasser so weit zurückgegangen, dass der etwas höher gelegene Höhlenboden nahe den Wänden im Trockenen lag. Man konnte darauf gehen, ohne nasse Füße zu bekommen.
    Armide drängte zur Eile. »Das Wasser steigt bereits wieder«, hörte Caiwen sie sagen und sah, wie sie sich daranmachte, auf dem rutschigen Gestein zum Wasser hinunterzuklettern. »Komm her!«, rief sie und bedeutete Caiwen, ihr zu folgen. »Hier gibt es genügend Blasentang, den du ernten kannst.« Sie deutete in die Höhle hinein und fügte hinzu: »Ich halte dahinten nach Schwimmgras Ausschau.« Ohne abzuwarten, ob Caiwen der Aufforderung Folge leistete, wandte die Heilerin sich um und entfernte sich.
    Caiwen bewegte sich vorsichtig zu der Stelle, die Armide ihr gezeigt hatte, zückte ihr Messer und begann, den feuchten Blasentang büschelweise abzuschneiden. Dabei konnte sie förmlich
zusehen, wie das Wasser stieg. Immer wieder musste sie auf höher gelegene Felsen ausweichen, um keine nassen Füße zu bekommen. Je höher das Wasser kam, desto schneller arbeitete sie, aber die Flut holte sie dennoch ein. In kürzester Zeit überwand das Wasser eine volle Mannslänge und beendete die Tangernte, noch ehe ihr Korb ganz gefüllt war.
    Auch Armide musste die Arbeit früher als gehofft beenden. Ihr Korb war nur halb voll, als sie zu Caiwen auf den schmalen Pfad zurückkehrte, den die Männer einen Fuß über dem Meeresspiegel in den Fels geschlagen hatten. »Nicht viel, aber besser als nichts«, meinte die Heilerin mit einem betrübten Blick auf ihre magere Ausbeute. »Ich kann nur hoffen, dass es bis zum nächsten Niedrigwasser ausreicht.«
    »Es tut mir leid«, sagte Caiwen aufrichtig. »Ich wusste nicht, dass wir so wenig Zeit haben.«
    »Ich hatte es dir gesagt.« Armide seufzte. »Ja, ja, wenn die Jugend doch nur einmal auf uns Alte hören würde.«
    »Das nächste Mal bin ich pünktlich.« Caiwen hob die Hand zum Schwur. »Versprochen.«
    »Schon gut, Kind.« Armide lächelte versöhnlich. »Was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ändern. Sprechen wir nicht mehr davon.«
    Caiwen war froh, dass die Heilerin ihr nicht mehr böse

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