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Das Vermächtnis der Feuerelfen

Das Vermächtnis der Feuerelfen

Titel: Das Vermächtnis der Feuerelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kniff die Augen fest zusammen und unterdrückte im letzten Moment das Bedürfnis, mit den sandigen Händen über sein Gesicht zu reiben, was alles nur noch schlimmer gemacht hätte. Ohne auf den Schmerz zu achten, der in seinem rechten Bein wütete, robbte er so weit nach links, bis er gegen etwas Weiches stieß, das einen üblen Geruch verströmte. »Uh! Bei den Pforten der Anderwelt,
was für eine Gestalt hast du denn diesmal gewählt?«, fragte er, um Atem ringend.
    »Ich bin ein Seelöwenbulle«, gab Saphrax Auskunft. »Das einzige Tier weit und breit, das der stürmischen See trotzen kann und stark genug ist, lebensmüde Kopfgeldjäger an Land zu schleppen.«
    »Na wunderbar. Falls du es noch nicht bemerkt hast, der Sturm ist vorbei. Du kannst dich jetzt in etwas Kuscheliges mit Fell verwandeln.« Durin hüstelte und fügte hinzu. »Du stinkst schlimmer als Nachtmahrgeschmeiß.«
    »Ich könnte, aber ich will nicht.« Saphrax grunzte erneut. »Diese dicke Fettschicht ist herrlich warm und außerdem falle ich so nicht auf.«
    Durin gab einen ächzenden Laut von sich und ließ sich erschöpft in den nassen Sand sinken. Da erinnerte er sich plötzlich wieder, warum Saphrax zur Insel geflogen war. »Erzähl mir, was du über das Riff herausgefunden hast«, bat er.
    »Falls du Angst vor Geistern hast, kann ich dich beruhigen . Grunz «, schwatzte Saphrax so munter drauflos, als hätte er nur auf diese Frage gewartet. »Auf dieser Insel gibt es eine Menge Erstaunliches zu entdecken, aber keine Geister. Ich weiß gar nicht, wie die Seefahrer auf so eine verrückte Idee kommen. Es ist doch offensichtlich, dass... Oh!« Saphrax verstummte und rückte ein Stück von Durin ab.
    »Was ist los?«, wollte Durin wissen.
    »Da oben auf der Klippe steht jemand.« Saphrax grunzte aufgeregt. »Ich glaube, du bekommst Besuch.«
    »Verdammt!« Während Durin mit der einen Hand nach seinem Kurzschwert tastete, das zu seiner Erleichterung immer noch in seinem Gürtel steckte, versuchte er verbissen, die kratzenden Sandkörner wegzublinzeln. Für einen Moment formte sich vor seinen Augen das verschwommene Bild eines breiten Sandstrands am Fuß einer gewaltigen Klippe aus schwarzem Gestein
und der Eindruck eines strahlend blauen Himmels, dann wurden die Schmerzen unerträglich und er musste die Augen wieder schließen. Schleifende Geräusche in der Nähe und ein kühler Windzug ließen ihn ahnen, dass der Seelöwe sich entfernte. »Saphrax?«
    »Ich tauche ab.« Die Stimme des Wechselwesens klang beunruhigend weit entfernt. »Wer weiß, was bei denen hier auf der Speisekarte steht. Du machst das schon.« Platschend und prustend wuchtete Saphrax seinen massigen Leib ins Wasser.
    »Saphrax, warte!«
    Niemand antwortete.
    »Mistkerl!« Durin fluchte und ballte die Fäuste. Ohne den Schutz von Saphrax’ massigem Körper griff der Wind wieder mit eisigen Klauen nach ihm. Er fror erbärmlich und sehnte sich nach einem geschützten Unterschlupf und einem wärmenden Feuer. Hätte er es gekonnt, wäre er zu den Klippen gehumpelt, aber der Schmerz in seinem rechten Bein war zu stark. Ohne fremde Hilfe würde er niemals aufstehen können. In Anbetracht der Umstände sah er nur eine Möglichkeit, dem Schicksal zu begegnen - er musste sich tot stellen.

DER SCHWARZE
    D er Morgen über Arvid nahte mit frostig blassem Licht, das zögernd durch die hohe Wolkendecke sickerte, die Dunkelheit vertrieb und verheißungsvolle hellblaue Streifen an den eisengrauen Himmel zeichnete. Der Wind, der die ganze Nacht in den Straßen und Gassen der Stadt gewütet hatte, wurde schwächer, während sich die Sonne im Osten als roter Feuerball über den Dächern erhob und die Wellen des aufgewühlten Ozeans die Überreste nächtlichen Sturms gegen die Kaimauer warfen.
    Finearfin verließ die Herberge, die ihr in der Nacht Schutz und Obdach geboten hatte, und schlug wie an jedem Morgen den Weg zum Hafen ein. Seit sie das Hölzerne Fass zwei Nächte zuvor verlassen hatte, war ihr der Hafen schon fast zu einer zweiten Heimat geworden. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang tauchte sie in das bunte Treiben zwischen Be- und Entladen, Netzflicken und Feilschen ein und sog eine Fülle von Eindrücken in sich auf, die das brodelnde Leben im Stadtviertel bestimmten. Gelächter, Streit und Schlägereien, die lockenden Stimmen der Hafendirnen, das Fluchen der Wirte und das Weinen von Kindern vereinten sich hier jeden Tag aufs Neue zu einem geschäftigen Summen, das Finearfin auf

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