Das Vermaechtnis der Hexen
auf und zog mich mit hoch. Er ging voran und ich folgte ihm. Versuchte ihm zu folgen, eher gesagt. Ich knickte um und fiel zu Boden. Ich würde diese Grasflecken bestimmt nie wieder rausbekommen. Ich dachte, ich fiel.
Plötzlich spürte ich Kälte. Ein Käfig aus Kälte umgab mich. Ich öffnete meine Augen und sah Jas. Ich lag in seinen Armen. Er richtete mich wieder auf.
»Danke, dass du mich aufgefangen hast.«
Er lächelte mich schmal an. Dann ging er schnell in Richtung Parkplatz. Wie konnte er mich so schnell auffangen? Er war doch ein gutes Stück entfernt gewesen. Und dann noch diese Kälte. Kam sie wirklich von seinem Körper?
»Kommst du?«
Ich blickte auf. Jas stand in einiger Entfernung und sah mich an.
»Ja, ich komme schon.« Vorsichtiger diesmal, damit ich nicht wieder umknickte, rannte ich zu ihm. Er ging voran zu einem schwarzen BMW. Ich kam an und bewunderte das hochglanzpolierte Auto. Total verblüfft fragte ich: »Ist das deiner?«
»Nicht direkt. Er gehört meinem Vater. Aber ich darf auch damit fahren.«
Ach so. Und seine Geschwister? »Sind deine Geschwister mit einem anderen Auto gekommen?«
Jas nickte bloß. Er nahm den Autoschlüssel und schloss auf. Mit einer fließenden Bewegung setzte er sich hinein. Ich öffnete die Tür und setzte mich auf das schwarze Leder. Alles sah nagelneu aus.
Ich blickte gedankenverloren aus dem Fenster und hatte gar nicht gemerkt, dass er schon fuhr, und zwar ziemlich schnell. Entsetzt starrte ich ihn an.
»Fahr doch nicht so schnell. Du fährst sonst noch gegen einen Baum.«
Spöttisch sah er mich an. Fuhr jetzt zum Glück nur noch hundert.
»Wieso rast du so?«
»Ich fahre immer so. Wie soll ich es dir erklären? Ich sag einfach mal, es liegt in meiner Natur.«
In seiner Natur, aha. Er wird immer mysteriöser.
Plötzlich hielt er an. Ich schaute aus dem Fenster. Wir standen vor meinem Haus. Verwirrt guckte ich ihn an.
»Ich dachte, wir wollten ein Picknick machen?«
Er lächelte mich an. »Ja das machen wir ja dann auch. Willst du dir nicht erst einmal ein anderes Schuhwerk anziehen?« Seufzend öffnete ich die Tür. »Vanessa.«
»Ja?«
Jas beugte sich zu mir hinüber. »Beeil dich. Ich fahre schnell nach Hause und packe Essen und Trinken ein. Du ziehst dir bequeme Schuhe an. Ich bin schnell wieder zurück.«
Daran zweifelte ich nicht. Ich stieg aus und er startete das Auto. Der Motor schnurrte und schon war er weg. Schnell lief ich die Auffahrt hinauf. In meinem Zimmer angekommen, stellte ich meine Tasche ab und ging direkt in den begehbaren Kleiderschrank. Ich zog die Absatzschuhe aus und schnappte mir ein Paar Ballerinas aus dem Schuhregal. Dann sah ich in den Spiegel und richtete meine Frisur. Mir fiel auf, dass meine Augen strahlten. Und auf meinem Gesicht lag ein breites Lächeln. Wieso machte ich mich schick für ihn?
Langsam stieg ich die Treppe hinab und ging aus dem Haus. Es überraschte mich nicht. Jas stand gegen sein Auto gelehnt in der Einfahrt. Ich ging schnell auf ihn zu und stieg ein.
»Wo soll es hingehen?«, fragte ich, nachdem er ins Auto gestiegen war.
»Lass dich überraschen.« Er grinste mich schelmisch an. Ich versuchte wegzublicken, aber es ging nicht. Ich konnte meinen Blick nicht mehr von seinem Gesicht nehmen. Er wirkte konzentriert und wandte kein einziges Mal den Blick von der Straße ab. Ich wollte ihn nicht anstarren, aber er sah viel zu gut aus, um es nicht zu tun. Dann fragte er: »Wieso siehst du mich so an?«
Ich sah ihm überrascht in die Augen. »Wie sehe ich dich denn an?«
Er überlegte kurz. »Ich weiß nicht recht. Ich würde sagen ...« Er beendete den Satz nicht.
»Was würdest du sagen?« Aber er antwortete mir nicht.
»Jas. Sag es.« Er tat es trotzdem nicht. »Jas. Sonst springe ich aus dem Auto«, drohte ich.
»Das tust du nicht.«
»Wieso glaubst du, dass ich es nicht tue?«
»Ich glaube es nicht, ich weiß es.«
»Werden wir ja sehen.« Ich sah auf die Straße und mir wurde mulmig zumute.
»Siehst du, ich habe es ja gesagt.«
Ich entschloss mich, ihn zu ignorieren. Was mir auch sehr gut gelang.
Dann hielt der Wagen und ich öffnete zuerst die Tür. Ich lief einfach geradeaus. Ein Arm legte sich um mich.
»Wo willst du denn hin?«
Ich antwortete ihm nicht und stand stur da. Er drehte mich um. Ich sah ihn nicht an. Sein Gesicht kam immer näher und blieb kurz vor meinem stehen. Jetzt musste ich ihn ansehen und verlor mich in seinen Augen. Wieder einmal.
»Was ist los?«
Ich
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