Das Vermaechtnis der Hexen
dieses Baumhaus für mich gebaut, als ich ein kleiner Junge war. Wir wohnten hier in der Nähe, bis ich sieben war, dann sind wir fortgezogen.
Wir sind dann ab und zu hierher gefahren, um ein paar Verwandte zu besuchen.«
Erstaunt fragte ich: »Du hast hier gewohnt?«
Er nickte. »Ja, und wir waren damals miteinander befreundet, erinnerst du dich nicht?«
»Ich kann mich verschwommen an einen Jungen erinnern, mit dem ich andauernd draußen war und irgendwelche Sachen unternommen habe.«
Ich rief eine glückliche Erinnerung wach. Wie hatte ich ihn vergessen können? Oder besser gesagt, vergessen hatte ich ihn nicht, sondern nur, dass er es war. Ich musste darüber unwillkürlich lachen.
»Was ist?«
Ich antwortete ihm nicht und schüttelte mich vor Lachen. »Vanessa!«
Er nahm mein Gesicht in seine Hände und blickte mir tief in die Augen. Ich hörte auf zu lachen und rückte näher an ihn heran. Ich wurde ganz ruhig. Sein Gesicht kam näher und ich schloss die Augen. Er küsste meine Schläfe, meine Stirn, meine Lider, meine Nase, meine Wangen, mein Kinn und zum Schluss meinen Mund. Dieser Kuss sagte alles. Es fühlte sich an, als ob mein Magen explodierte. So viele wunderbare Gefühle spürte ich. Plötzlich glaubte ich ihm. Ich glaubte fest daran, dass er mich liebte.
Dieser Kuss dauerte eine Ewigkeit. Wir lagen eng umschlungen auf der Couch, bis mein Handy klingelte. Es war Mom, wer sonst.
»Ja?«
»Hallo Schatz. Wo bist du? Es ist schon spät. Komm bitte sofort nach Hause«, sagte sie.
»Ja, ist doch okay. Ich bin in circa einer halben Stunde da.« Dann sagte ich noch schnell: »Bye, Mom«, und legte auf.
»Wir müssen los.«
Seufzend standen wir auf, legten alles zurück in den Korb und kletterten hinab. Hand in Hand liefen wir zu seinem Auto und fuhren zurück. Nach zwanzig Minuten waren wir schon an meinem Haus. Ich lehnte mich zu ihm hinüber und gab ihm einen Gutenachtkuss. Ich wollte gerade die Tür öffnen, als Jas leise fragte: »Kommst du am Samstag mit zur Lagune?«
Ich hielt inne. »Was ist denn da?«
Er grinste. »Ich habe am Samstag Geburtstag.«
»Oh, und was wünscht du dir?«
Er überlegte. »Alles, was ich mir wünsche, habe ich bereits bekommen. Gute Nacht, Vanessa.« Er lachte. Wahrscheinlich wegen meiner Miene. Verdutzt stieg ich aus.
Meine Mutter fragte, wo ich gewesen sei. Ich dachte mir eine Ausrede aus: »Ich war bei Emma.«
Dann ging ich gleich auf mein Zimmer.
Donnerstag und Freitag vergingen schnell. Dann war es Samstagabend und an der Lagune stieg eine große Party.
Jas und ich standen etwas abseits am Wasser. Die anderen Gäste waren alle im Pavillon.
»Ich möchte dich etwas fragen, Jas.« Er horchte sofort auf. Ich zögerte und blickte auf den Boden, als ich leise fragte: »Möchtest du mit mir zum Ball gehen?« Ich sah auf.
»Natürlich.« Damit war das Thema beendet.
Mir brannte schon die ganze Zeit diese Frage unter meinen Fingernägeln und er sagt bloß »Natürlich«. Es war schon irgendwie selbstverständlich, immerhin war ich jetzt seine Freundin, aber er hätte ja auch jemand anderes fragen können. Es blieb eine Weile still und ich fragte: »Wie alt bist du eigentlich geworden?«
»Siebzehn ... und du hast mir das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht.« Verwirrt schaute ich ihn an. Er lachte nur und küsste mich. Vorsichtiger als sonst. Ich schaute Jas heute Abend mehrmals in die Augen und mir fiel auf, dass sie immer dunkler wurden.
Wir tanzten lange in dieser Oktobernacht und ein Feuerwerk bildete den krönenden Abschluss.
Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne. Sie wanderte zu dieser Jahreszeit langsamer und das Licht wirft lange Schatten. Nach zehn Minuten war mein Gesicht ganz warm vom Sonnenlicht. Ich versuchte die Augen zu öffnen, aber das Licht blendete heute zu sehr. Plötzlich war ein Schatten, dort, wo Sekunden vorher das Licht war. Ich blinzelte und öffnete langsam meine Augen. Er war groß, schlank, muskulös und hat schwarzes Haar. Dad. Er kam langsam zum Kopfende, zog einen Stuhl heran und setzte sich. Er sah mich ernst an und gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn.
»Guten Morgen, Kleines. Hast du gut geschlafen?«
Ich nickte und er runzelte leicht die Stirn. Es entstand eine Pause. Er sah nachdenklich aus dem Fenster. Als er sprach, war seine Stimme etwas rau. »Ich habe eine Frage ... auch wenn sie etwas spät kommt.« Er suchte nach den richtigen Worten. »Bist du glücklich mit Jas? Ich meine, so richtig?« Ich sah
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