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Das Vermaechtnis der Hexen

Das Vermaechtnis der Hexen

Titel: Das Vermaechtnis der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sindy Gerlach
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raste jetzt. Panik stieg in mir auf. Würde es wehtun? So wie in meinen Träumen? Würde er zu viel von mir nehmen?
Würde ich sterben oder ein Vampir werden? Würde er mir wirklich all mein Leben aussaugen? Mein Verstand wurde mit einem Schlag heller. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Jas sah mich finster an.
    Ich könnte dir niemals wehtun. Wie kannst du nur so etwas denken. Es ist schon schwer genug, in deiner Nähe zu sein, ohne über dich herzufallen. Er stand mit einer fließenden Bewegung auf und hinterließ eine kalte Leere. Eine Leere, die schmerzte. »Jas...« Weiter kam ich nicht.
    »Du bist nicht klar bei Verstand. Genauso wenig wie ich. Ich lasse dich jetzt schlafen. Du hast heute viel erfahren. Das musst du erst einmal verarbeiten.«
    Ich sah im schweigend an. Mir kamen fast die Tränen. »Gute Nacht.«
    Er war schon auf halbem Weg zum Fenster raus, als ich leise rief: »Kommst du morgen? Oder willst du jetzt immer von mir Abstand halten? Sehen wir uns in der Schule und was ist mit dem Herbstball?« Ich musste mich dazu zwingen, ihn weiterhin anzusehen. Er horchte sofort auf. Ich merkte, wie mir eine Träne über die Wange lief.
    Sein Gesichtsausdruck wechselte zwischen Schmerz, Kummer und Entschlossenheit. So viele Deutungen. Zum Schluss entschied er sich für eine schweigende Maske der Gleichgültigkeit. Als er sprach, war seine Stimme eisig.
    »Ich weiß nicht recht, Vanessa. Es wäre besser, wenn wir uns nicht mehr so nahe kommen. Ich werde dich nicht beißen, nur damit du weißt, wie es sich anfühlt. Was ist, wenn ich wirklich zu viel von dir nehme? Ich glaube, ich könnte nicht aufhören.« Seine Stimme wurde immer leiser. Er sah mich nicht an. Ich ihn ebenfalls nicht.
    »Heißt das ... dass ... dass wir uns nie mehr sehen? Dass wir nicht einmal mehr miteinander sprechen.« Mir kamen die Worte ganz leicht über die Lippen. Ich konnte es einfach nicht fassen.
    »Vanessa ... ich weiß nicht. Ich kann dir wirklich nicht sagen, ob wir uns wiedersehen. Ich kann dir nicht versichern, dass ich dich nicht verletze. Ich will erst sicher gehen. Ich hätte beinahe von dir getrunken. Ich kann dieses Risiko nicht mehr eingehen.« Er brach ab.
    »Und in neun Monaten? Ich meine, da ist mein Geburtstag.« Meine Stimme wurde brüchig.
    Er zuckte bloß mit seiner Schulter und fuhr fort, ohne auf meine Frage einzugehen: »Und nicht zuletzt diese Träume, von denen du heute erzählt hast. Was wäre, wenn es einmal Wirklichkeit ist. Wenn wir uns auf einer Lichtung begegnen und ich ...«
    »Du wirst mir nichts tun. Ich weiß es.«
    Er schüttelte seinen Kopf. »Nein, Róse hatte recht. Ich habe das viel zu lange geduldet.« Mehr sagte er nicht.
    Ich kämpfte gegen die Tränen an. Ich bekam keine Luft mehr. Ein stechender Schmerz durchzuckte mich. Ich wollte mehr sagen. Wollte ihm versichern, dass es mir nichts ausmachte. Ich wollte ihm sagen, dass ich nicht mehr so darüber denke. Dass ich vorsichtiger bin. Dass er mir sehr viel bedeutet und bei mir bleiben soll. Ich wollte ihm so viel sagen, aber das Wissen, dass er seine Entscheidung getroffen hatte, tat so weh, dass ich es nicht über mich brachte.
    Sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Gute Nacht Vanessa. Ich werde dich nie vergessen und dich immer lieben und du musst mir versprechen, dass du mein Geheimnis niemanden verrätst.«
    Er sah mich lange an. Ich nickte geistesabwesend. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Es war wieder diese abweisende Maske. Seine Stimme war eisig: »Ich verspreche dir auch etwas. Ich werde dich nicht länger belästigen. Du wirst dein Leben so leben wie zu der Zeit, bevor wir uns kannten. Du wirst nichts mehr von mir hören und du wirst nie mehr in einer solchen Gefahr sein.«
    Mit einem Satz, schneller, als mein Blick ihm folgen konnte, war er zum Fenster hinaus verschwunden.
    Ich stand auf und schrie seinen Namen. Schrie meinen ganzen Kummer und Schmerz hinaus. Flehte ihn an, wieder zu kommen. Doch keine Antwort kam zurück. Mir war klar, dass er schon meilenweit weg sein musste.
    Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken. Der Schmerz war viel zu groß. Aber er hatte meine letzten Fragen nicht beantwortet. Würden wir uns irgendwann wiedersehen? Ich wünschte es in meinem Innern, aber glauben tat ich es trotzdem nicht. Würde er seine Meinung ändern? Würde ich es aushalten, so lange ohne ihn?
    Mir liefen die Tränen wasserfallartig übers Gesicht.
    Als meine Eltern in mein Zimmer stürzten, log ich, einen Albtraum gehabt

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