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Das Vermaechtnis der Hexen

Das Vermaechtnis der Hexen

Titel: Das Vermaechtnis der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sindy Gerlach
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zu nehmen, nur damit dieser beschissene Schmerz endlich aufhört? Der einzige Grund, es nicht zu tun, war der Gedanke an meine Familie und Freunde.« Ich wurde immer leiser. »Und weil ich die Hoffnung nicht aufgeben konnte, dich irgendwann wiederzusehen.« Ich hob meine rechte Hand und ließ den
Briefumschlag fallen. Jas fing ihn blitzschnell auf. Ich rannte fort und Tränen rannen mir flutartig über das Gesicht. Blind lief ich zurück durch den Wald, Richtung Haus.
    Ich fragte mich oft, ob Tränen nicht irgendwann einfach versiegten? Aber es waren immer noch genug da.
    Ein Luftzug huschte an mir vorbei. Ich blieb erstarrt stehen. Ich wusste, dass es Jas war. Ich sah eine Weile nach unten und blickte dann auf. Jas stand mit dem Brief in der Hand da und sah mir in die Augen. Als ich keine Anstalten machte, wegzurennen, kam er näher. Er nahm mich in die Arme.
    Ich konnte es nicht fassen, ließ es dennoch geschehen. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen. Er streichelte mir sanft übers Gesicht. Ich sah zu ihm auf. Gott, wie lange hatte ich es nicht mehr gesehen, berührt? Eine Ewigkeit.
    »Das fühlt sich gut an.« Er sagte es leise, mit einem Schmunzeln auf den Lippen. »Ich habe eine Ewigkeit darauf gewartet. «
    Das verblüffte mich. Endlich fand ich meine Stimme wieder.
    »Wieso bist du nicht früher gekommen? Wieso bist du überhaupt weggegangen?« Er nahm mich bei der Hand und wir gingen den Weg entlang.
    Nach einer unendlich langen Pause, sagte er endlich: »Es hatte an diesem Abend nichts mit dir zu tun. Als wir da so lagen und du darüber nachdachtest, mit dem beißen und so weiter, war ich etwas schockiert darüber, was du mir so zutraust. Aber ich muss mir auch eingestehen, dass ich selbst schuld daran war, ich bin dir viel zu nahe gekommen. Als dann noch meine Brüder kamen und mir etwas mitteilten, war ich einfach nur ...« Die Wörter blieben in der Luft hängen.
    »Was sagten sie denn zu dir?« Meine Stimme war sehr leise. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Er sah mich endlich an.
    »Sie sagten, Róse habe etwas gesehen und deshalb sind sie so schnell wie möglich zu mir gekommen. Sie wussten natürlich, wo ich war. Sie redeten mit mir in Gedanken. Sie sagten, ich solle aufhören, denn Róse habe mich an deiner Kehle und kurze Zeit später dich gesehen, wie du tot in meinen Armen liegend lagst.
    Mir wurde klar, in welche Gefahr ich dich immer wieder brachte und nicht zuletzt diese Träume, von denen du mir damals erzählt hast.«
    Er erschauerte. Dann fuhr er fort. »Und sie sah, dass jemand auf dem Weg hierher war. Herumtreiber, die euch gerne zum Frühstück verspeist hätten. Es waren vier. Sie hatten gehört, dass wir hier sind, und wollten sich einen Spaß daraus machen, uns ein wenig einzuheizen. Sie waren fast so, wie ihr euch in euren komischen Mythen Vampire vorstellt. Gefährlich.
    Ich dachte nur an dich. Ich wollte dich beschützen. Hätten sie dich in die Finger gekriegt, dann hätten sie dich entweder umgebracht oder zu ihresgleichen gemacht. Das wollte ich verhindern. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Zuerst wollte ich dich erschrecken. Dir klarmachen, dass ich gefährlich sei. Ich musste dir wehtun, dir zeigen, dass du nicht bei mir bleiben kannst. Hätte ich es dir gesagt, wärst du mir
nicht von der Seite gewichen und wäre es dann zu einem Kampf gekommen. Ich mochte mir nicht vorstellen, was hätte geschehen können, wären wir unterlegen gewesen.«
    Ich sah ihn etwas verständnislos an.
    »Ich wollte bei dir bleiben, wirklich. Aber ich musste erst mal auf Sicherheitsabstand gehen. Mein Kopf war wie benebelt und ich konnte einfach nicht mehr bei dir bleiben. Ich rannte sofort nach Hause. Wir unterhielten uns darüber, was wir tun sollten. Meine Mutter und Róse blieben zu Hause und sagten, wenn jemand nach uns Brüdern fragte, dass wir zu einem Verwandten gefahren seien, weil es uns nicht gut ginge.
    Was soll ich sagen? Wir redeten mit den Nomaden. Es war nicht leicht gewesen. Der Jüngste von ihnen roch dich an mir. Er kannte dich. Das las ich in seinen Gedanken und er wollte dich wiedersehen. Er war in dem Körper eines Siebzehnjährigen, genauso wie ich. Ich nahm mir vor, ihn irgendwie zu überzeugen, dass er dich in Ruhe lässt. Aber er glaubte mir nicht, Mein Vater konnte ihn für mich überzeugen. Zum Glück. Alles ging gut aus und die Nomaden reisten weiter.
    Ich fuhr dann allerdings wirklich zu meinem Onkel. Róse bestand darauf. Sie sagte, ich sei noch nicht so weit,

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