Das Vermaechtnis der Hexen
dich wiederzusehen. Ich stritt mich heftig mit ihr. Ich wollte wieder zu dir zurück. Dir alles erklären. Aber sie brachte mir gute Argumente dagegen. Also gab ich nach und dachte über uns nach. Ich nahm an, dass du jemand Neues gefunden oder mich vergessen hast. Ich bildete es mir so sehr ein, damit dieser Schmerz endlich aufhörte. Aber er war immer noch da.«
Wir blieben stehen und ich bemerkte, dass wir an den beiden umschlungenen Bäumen standen. Er sah gedankenverloren auf das Wasser. »Ich wusste, dass du übermorgen Geburtstag hast. Also kam ich hier her. Ich wollte meinen Eltern dein Geschenk geben und dann wieder gehen, aber ich traf dich. Wärst du nicht hier gewesen, wäre ich schon in ... was weiß ich. Ich hatte mir vorgenommen, dich nicht zu suchen, aber dein Duft überfiel mich schlagartig.
Als ich dich roch, lief ich dir entgegen. Ich dachte nicht mehr mit meinem Verstand. Ich dachte nur noch an meinen Durst und ich wollte dich unbedingt wieder sehen.« Er hielt inne.
Langsam streichelte er mein Gesicht. Es tat so gut. Seine kühlen Finger an meinem Gesicht. Deine warmen Finger auch. Er nahm nun mein ganzes Gesicht in seine Hände. Er sah mir fragend in die Augen. Er wollte gerade etwas sagen, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte und seinen Mund mit meinem bedeckte. Endlich, nach so langer Zeit. Ich fuhr mit den Händen in seine Haare, zu seinem Nacken und zog ihn noch näher an mich. Er schlang die Arme um mich und erwiderte meinen Kuss. Keiner von uns wollte in diesem Moment aufhören. Er löste sich von mir. Ich sah in böse an.
»Ich würde gerne weitermachen. Das weißt du. Aber ich … ich bin nicht klar bei Verstand. Nicht so richtig.«
Ich schnaubte frustriert. Das konnte ja heiter werden. Dann fiel mir etwas ein. »Was ist mit meinem Geschenk?«
Jas sah mich belustigt an. Was war so komisch?
Was wünschst du dir?
Dich! Er lachte leise.
Das hast du ja schon. Etwas anderes meine ich. Ich wurde etwas rot und sah weg. Ihm entging meine Reaktion nicht. Vanessa. Also, nein.
Ich dachte, er sei böse auf mich und ich sah ihn ängstlich an. Aber er lächelte mein Lieblingslächeln.
Wir sahen zum Himmel hinauf und schauten uns den Sonnenuntergang an.
Ich erwachte. In den Armen eines Engels. Ich traute mich nicht, die Augen zu öffnen. Was, wenn er dann fort war? Ich würde wieder anfangen, zu weinen. Ich glaubte, ich bin gestern gestürzt und sah meinen Engel. Ich dachte, ich hätte mir alles nur eingebildet. Der Engel blieb vor meinem inneren Auge. Deshalb liebte ich meine Träume. In den Träumen sah ich ihn. Er blieb und ließ mich mit offenem Herzen blutend bei sich liegen. Er blieb und versprach, immer für mich da zu sein. Immer wollte er bei mir sein und mich für immer lieben. Er würde nie wieder gehen. Genau das versprach dieser Engel gestern auch. Ich glaubte ihm. Wer täte das nicht? Er sah aus wie ein junger Gott.
Als mich etwas im Gesicht streifte, schlug ich automatisch die Augen auf. Nein. Das habe ich mir nur eingebildet. Jetzt war der Engel fort. Gleich würde es wieder wehtun. Dieser brennend heiße Schmerz der Leere. Aber da kam nichts. Es fühlte sich an, wie früher. Als ich diesen besonderen Engel noch nicht kannte oder als wir noch eine gemeinsame Zukunft hatten, bevor er mich verließ. Ich wartete noch eine
Weile. Es war so, als hätte es ihn nie gegeben. Als immer noch nichts da war, drehte ich mich langsam auf den Rücken.
Ich spürte ihn eher, als dass ich ihn sah. Er lag neben mir. Dieser wunderschöne Engel. Er sah mich an und ich verlor mich in seinen Augen. Er beugte sich vor und gab mir einen süßen Kuss.
»Guten Morgen, mein Schatz. Endlich bist du wach.«
Er grinste mich an. »Du hast ganz schön unruhig geschlafen. Jedes Mal, wenn ich kurz weg war. Aber als ich dich berührte, hast du dich wieder beruhigt.«
Du warst weg? Er konnte meine Gedanken natürlich lesen, denn ich lag in seinen Armen. Panik stieg in mir auf.
»Ja, aber nur kurz. Ich musste doch meinen Eltern Bescheid geben. Auch wenn Róse es schon gesehen hatte. Sie wollte die Überraschung nicht verderben. Meine Mutter hat sich sehr gefreut, genauso wie die anderen. Auch wenn Róse immer noch ängstlich ist.«
Ich sah ihn schweigend an. Er versicherte mir gleich etwas, was er in meinen Gedanken las.
»Nein, so darfst du es nicht sehen. Róse mag dich wirklich sehr. Sie ist fasziniert von dir, genauso wie die anderen auch. Sie will dich beschützen. Wirklich.«
Okay, dann
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