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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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er in die Dunkelheit. Er war so damit beschäftigt gewesen, einen Weg durch die Eislandschaft zu finden, dass er nicht mehr auf ihre Umgebung geachtet hatte. Dann wandte er sich an Larenia: „Jemand?“
    „Wahrscheinlich ist es Merla. Wer immer es ist, er folgt uns schon ziemlich lange und Merla wusste, dass wir kommen würden“, sie zuckte mit den Schultern, „vermutlich findet sie das alles sehr komisch.“
    Sie trat ein paar Schritte vor und im nächsten Augenblick flammte bläuliches Licht über ihrer Handfläche auf.
    „Du kannst dich jetzt zeigen, Merla“, rief sie in die sie umgebende Dunkelheit, „wir wissen, dass du da bist.“
    Nun, das war typisch für Larenia, dachte Arthenius, während er gespannt lauschte. Kleinere Probleme löste sie sofort und sehr direkt. Er hätte beinahe laut aufgelacht, als eine dunkle Gestalt zwischen den Bäumen hervorkam.
    „Das hat ja lange genug gedauert“, bemerkte Merla und trat ins Licht, „ich dachte schon, ich muss euch die ganze Nacht hinterherrennen.“
    „Daran bist du selber schuld. Niemand hat von dir verlangt, uns nachzuschleichen.“
    Aber Merla kümmerte sich nicht um Larenias unterkühlte Reaktion: „Ich freue mich auch, euch zu sehen“, sie grinste in Arthenius’ Richtung, „wenn ihr jetzt keine Lust mehr habt, durch die Nacht zu stolpern, könnt ihr mir zu einem etwas bequemeren Ort folgen. Es sei denn, ihr zieht es vor, hier in der Kälte stehen zu bleiben.“
    Larenia warf ihr einen kurzen, ironischen Blick zu, beschränkte sich aber auf ein verständnisloses Kopfschütteln. Merla hatte offensichtlich nicht mit einer anderen Reaktion gerechnet, denn sie lief, ohne auf eine Antwort zu warten, in entgegengesetzte Richtung los. Larenia drehte sich zu Arthenius um, doch auch er konnte nur mit den Schultern zucken. So folgten sie Merla tiefer in die Wildnis von Noria Umbara hinein.
     
    Die Nacht verging und der Morgen dämmerte bereits, als Merla und ihre beiden Begleiter eine trockene Höhle in den immer felsiger werdenden Bergen erreichten. Offensichtlich waren sie nicht die Ersten, die diesen Unterschlupf nutzten. Feuerholz stapelte sich auf dem Boden und jemand, wahrscheinlich Merla, hatte mehrere Bündel im hinteren Teil der Höhle verstaut.
    Kaum hatten sie das Halbdunkel des Verstecks betreten, da begann Merla, ihre Taschen zu durchwühlen auf der Suche nach einem Feuerstein. Larenia, die neben ihr stand, sah ihr dabei zu, zuerst interessiert, dann missbilligend und schließlich fröstelnd. Nach einer Weile verlor sie die Geduld. Sie hob die Hand und konzentrierte sich auf den Holzstapel, aber bevor sie die Bewegung zu Ende führen konnte, hielt Arthenius ihr Handgelenk fest. Als sie fragend zu ihm aufsah, schüttelte er den Kopf: „Tu das nicht. Die Bewahrer überwachen Noria Umbara und dich, und deine Magie würden sie überall erkennen.“
    Seufzend drehte sie sich zu Arthenius um: „Ich habe nie darüber nachgedacht, wie schwer es die Menschen haben.“
    Er lächelte: „Was?“, spöttelte er, „das konnte dir in mehr als zweihundert Jahren entgehen?“
    Larenia blieb eine Antwort erspart, denn in diesem Augenblick trat Merla, der es inzwischen gelungen war, ein Feuer zu entzünden, zu ihnen.
    „Ihr steht ja immer noch hier herum“, sie sprach in dem gleichen schroffen Tonfall wie zuvor, doch jetzt klang sie eindeutig nervös, „setzt euch, ich möchte mit euch reden.“
    Sie selbst blieb stehen. Eine Weile starrte sie die beiden stumm und sorgenvoll an.
    „Ihr wollt also nach Anaiedoro“, bemerkte sie nach einer Weile. Ihr Blick blieb an Larenia hängen, und ohne eine Antwort abzuwarten, sprach sie weiter: „Du hast sehr lange gezögert. Was glaubst du, jetzt erreichen zu können? Wie stellst du dir das alles vor? Es ist ein weiter Weg über das Gebirge ins Herz der Wüste und allein würdet ihr nicht einmal bis Anaiedoro kommen. Du weißt, dass du meine Hilfe brauchst, Larenia, also sag mir: Was wirst du tun?“
    Mit einer Ruhe, die im vollkommenen Gegensatz zu Merlas Nervosität stand, sah Larenia zu ihr auf: „Du vergisst, mit wem du sprichst. Und ich werde mich nicht rechtfertigen.“
    „So! Seitdem du vor zehn Monaten hier aufgetaucht bist, riskiere ich mehr als mein Leben für dich. Du schuldest mir zumindest die Wahrheit. Was hast du vor?“, schwer atmend blickte sie in das schmale, überirdisch wirkende Gesicht, in die dunklen blauen Augen und wieder fühlte sie die unglaubliche Macht der Gildeherrin, „ich weiß

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