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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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    Einen Moment lang schwieg Pierre, dann richtete er sich auf und sah seinen Gesprächspartner an: „Und was soll ich, deiner Meinung nach, jetzt tun?“
    „Das weiß ich nicht“, mit einem entwaffnenden Lächeln blickte der Brochonier in Pierres gereiztes Gesicht, „es ist eine schwierige Situation. Ich kann dir nur helfen, deine neuen Verbündeten besser zu verstehen. Es erfordert großen Mut, sich gegen das Regime zu stellen. Diejenigen, die es schaffen, sind es gewöhnt, selbstständig zu denken und ihre Probleme allein zu lösen. Und sie lassen sich keine Befehle erteilen. Sie haben Angst davor, dir zu vertrauen, und sie fürchten sich davor, das wenige, dass sie sich aufgebaut haben, zu verlieren.“
    „Vielen Dank“, spöttelte Pierre, „du bist mir eine große Hilfe.“
    Collyn überhörte seinen Zynismus: „Denke daran, wenn du ihnen gegenüberstehst. Sie alle haben viel riskiert. Respektiere ihre Meinung und erinnere dich: Nur dadurch, dass sie alles hinterfragt haben, sind sie so weit gekommen. Dann gelingt es dir womöglich, ihre Unterstützung zu erlangen“, er lächelte kurz: „Wann triffst du dich wieder mit ihnen?“
    Geistesabwesend richtete der Kandari den Blick seiner blauen Augen auf Collyn: „Heute Abend.“
    „Na dann“, der Brochonier erhob sich und schob seinen Stuhl zurück, „viel Erfolg.“
    Er winkte ihm über die Schulter zu und verschwand schnell in dem überlaufenen Raum. Pierre sah ihm seufzend nach.
    „Ich hoffe, ich werde dein und Larenias Vertrauen nicht enttäuschen“, murmelte er.
     
    Das letzte Licht der Dämmerung war schon lange verschwunden, als Pierre ein weiteres Mal durch die Straßen von Butrok eilte. Plötzlich jedoch, er hatte Zoras Haus beinahe erreicht, verlangsamte er seine Schritte. Irgendetwas stimmte nicht, das fühlte er deutlich. Er lauschte angestrengt, während er langsam weiterging, unauffällig seine Hand unter seinen Mantel gleiten ließ und nach dem Griff seines Schwertes tastete. Dann hörte er es. Schritte hinter ihm, die sich schnell näherten. Scheinbar gelassen schlenderte Pierre weiter. Schließlich, sein Verfolger hatte ihn fast eingeholt, trat er aus dem Lichtschein der Straßenlaterne. Im gleichen Augenblick zog er sein Schwert und wirbelte herum.
    Er führte die Bewegung nicht zu Ende. Er erhaschte einen flüchtigen Blick auf einen großen, kräftigen Brochonier, dessen Gesicht ihm bekannt vorkam. Dann erkannte er Herrik und im letzten Moment gelang es ihm, seinen Angriff zu stoppen.
    „Verdammt!“, Pierres schnelle Bewegung hatte die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich gelenkt und so schob er sein Schwert hastig zurück in seine Scheide, „warum folgst du mir?“
    Herrik zuckte mit den Schultern und kam näher. Als er schließlich antwortete, dämpfte er seine Stimme zu einem Flüstern: „Ich musste sichergehen, dass dich niemand verfolgt hat.“
    „Vielen Dank für deine Sorge“, Pierre setzte sich wieder in Bewegung, „aber ich kann selbst auf mich aufpassen.“
    Herrik warf noch einen letzten Blick zurück, bevor er Pierre folgte: „Daran zweifle ich nicht. Aber die Druiden haben Verdacht geschöpft. Außerdem sehen vier Augen mehr als zwei.“
    Pierre nickte, doch mit seinen Gedanken war er weit weg: „Wie konnte das geschehen?“, murmelte er in seiner eigenen Sprache, dann bemerkte er Herriks verständnislosen Blick und übersetzte für ihn: „Woher wissen es die Druiden? Glaubst du, wir wurden verraten?“
    „Nein!“, antwortete der Brochonier prompt, „das denke ich nicht. Keiner von uns hätte einen Grund, das zu tun. Vielleicht vermuten sie es nur.“
    Pierre seufzte: „Schlimm genug“, seine Gereiztheit war im Laufe des Tages Ernüchterung gewichen und wandelte sich bei dieser neuen drohenden Katastrophe zu Resignation. Langsam begann er zu zweifeln, ob es überhaupt möglich war, den brochonischen Widerstand zu organisieren. In diesem Augenblick blieb Herrik stehen, riss Pierre auf diese Weise aus seinen Gedanken und lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich: „Ich weiß nicht, ob wir dir eine große Hilfe sein können. Aber wir haben erkannt, dass wir jetzt handeln müssen. Der Untergrund wird Anoria und die Kandari unterstützen“, er sah Pierre an, der seinen Blick sprachlos erwiderte, und lächelte leicht, „ich weiß, du hältst nicht besonders viel von uns. Es fällt uns nicht leicht, zu vertrauen, aber jetzt, da wir uns entschlossen haben, werden wir alles in unserer Macht

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