Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)
Stehende tun.“
Pierre nickte schweigend. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Bisher hatte er den Untergrund für unentschlossen gehalten. Es überraschte ihn, dass sie tatsächlich eine derart schwerwiegende Entscheidung getroffen hatten.
In diesem Augenblick erreichten sie Zoras Haus. Hier schien sich seit dem Abend vor drei Tagen nichts verändert zu haben. Wieder saß Ika in ihrer knappen Bekleidung auf dem Tisch. Dieses Mal winkte sie ihnen nur flüchtig zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit erneut ihren Händen zuwandte.
Pierre und Herrik betraten Zoras verstecktes Hinterzimmer, das dieses Mal bedeutend leerer war. Verwirrt wandte der Kandari sich an seinen Begleiter. Dieser hob die Schultern: „Turmaan und Karamet haben Butrok verlassen. Sie könnten uns nicht helfen. Das Gleiche gilt für Moreno. Sein Einfluss reicht nicht, um jetzt neue Mitglieder zu werben. Und Lito lenkt die Druiden ab. Sie wissen, dass er mit der Widerstandsbewegung in Verbindung steht.“
Aufmerksam musterte Pierre die Anwesenden und versuchte, den Gesichtern Namen zuzuordnen.
„Wo ist Zebu?“, fragte er schließlich.
„Er wird uns warnen, falls die Armee diesen Teil der Stadt durchsucht.“
Pierre akzeptierte die Erklärung schweigend und wich im nächsten Moment der Tür aus, die schwungvoll aufgerissen wurde, als Zora eintrat.
„Lasst uns anfangen“, sagte sie leise und mit einem ängstlichen Beben in der Stimme. Herrik nickte. Ohne ein Wort der Begrüßung wandte er sich an Solveigh.
„Erzähl ihnen, was du mir gesagt hast!“
Die kleine, unscheinbare Frau errötete und schlug die Augen nieder. Der Gedanke, vor all diesen Menschen zu sprechen, entsetzte sie. Sie zuckte zusammen, als Herrik ungeduldig die Stirn runzelte. Scheu hob sie den Blick und sah starr in Pierres Gesicht: „Die Flotte wird am zwanzigsten Tag dieses Monats auslaufen. Und Baruk wird weder Brochius noch Norvan erlauben, hierzubleiben. Er glaubt, dass ihn jemand aus seiner eigenen Familie verrät“, ihre Stimme erstarb. Sie senkte den Kopf und schien mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Pierre sah sie einen Moment lang verwirrt an, dann drehte er sich zu Herrik um: „Wie lange weißt du das schon?“
Der Brochonier antwortete mit einer nichtssagenden Handbewegung: „Seit gestern. Baruk hat seinen Offizieren nie viele Informationen gegeben.“
„Dann bleiben uns noch fünfzehn Tage“, murmelte Pierre. Plötzlich schien er sich an den zweiten Teil von Solveighs Nachricht zu erinnern. Mit gerunzelter Stirn blickte er auf die Brochonierin herab: „Und Baruk will Laprak tatsächlich dem Schicksal überlassen? Wer soll hier regieren, wenn Norvan und Brochius in Anoria sind?“
Sie nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. Dabei wirkte sie so ängstlich, dass Pierre es aufgab, ihr Fragen stellen zu wollen.
„Ich nehme an, er wird ein paar seiner Offiziere hierlassen. Vielleicht auch einen Teil seiner Druiden“, Crotte kippelte mit vor der Brust verschränkten Armen auf seinem Stuhl und verdrehte dabei die Augen, als hätten sie etwas Offensichtliches übersehen.
„Ich fürchte, du irrst dich“, meldete sich Silvano, der bisher unbemerkt in einer Ecke gestanden hatte, zu Wort, „Baruk wird mit allen Mitteln kämpfen. Jeder einzelne Druide, jeder, der auch nur einen Hauch magischer Begabung hat, wird in Anoria sein.“
Mit einem sorgenvollen Blick maß Pierre den jungen Mann. Mit seiner großen, feingliedrigen Gestalt und den blauen Augen ähnelte er sehr den Kandari.
„Du solltest dich vom Schlachtfeld fernhalten“, sagte er schließlich.
Silvano seufzte leise: „Das kann ich nicht. Damit würde ich uns alle verraten“, sein resignierter Tonfall ließ ihn viel älter wirken, „ich habe von der Schlacht in Arida gehört. Die Druiden haben Angst davor, euch mit Magie anzugreifen, aber zusammen sind sie sehr, sehr stark. Dieser Macht kann niemand standhalten, nicht einmal die Prinzessin der Kandari.“
Langsam schüttelte Pierre den Kopf: „Du kennst Larenia nicht. Du hast keine Vorstellung davon, wozu sie fähig ist.“
„Spielt es eine Rolle?“, der junge Brochonier lächelte ironisch, „ich kann meinem Schicksal nicht entgehen.“
Herrik räusperte sich und unterbrach so ihr Gespräch: „Xarat, wie viele der Soldaten würden auf unserer Seite kämpfen?“
Der alte Arzt trommelte nachdenklich mit den Fingerspitzen auf die Armlehne: „Ein Großteil der neuen Rekruten würde einem entschlossenen Anführer auch in einem
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