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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tracy Schoch
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die Mauer gelangen. Das Heer würde ihnen über die Ebene folgen. Noch vor dem Morgengrauen greifen wir an. Unsere Späher öffnen das Tor und damit schwindet der große Vorteil unserer Feinde. Es wird auf einen Kampf Mann gegen Mann hinauslaufen. Zwar ist uns damit der Sieg noch nicht gewiss, doch so haben wir wenigstens eine Chance.“
    „Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver“, warf Loran ein. Sibelius nickte zustimmend, doch er ging nicht näher darauf ein. Stattdessen wandte er sich an Roxana: „Suche fünfzig Kandari aus, welche die Vorhut bilden werden.“
    „Fünfundzwanzig“, korrigierte Loran, „die andere Hälfte der Späher werden die Waldläufer stellen. Wir kennen dieses Land und jeder Einzelne von uns ist im bewaffneten und unbewaffneten Kampf ausgebildet.“
    „Seid ihr damit einverstanden, mein König?“
    Laurent nickte wortlos. Er fühlte sich überrannt angesichts der Geschwindigkeit, mit der seine Heerführer ihre Entscheidungen getroffen hatten, doch Sibelius nahm darauf keine Rücksicht. Er verbeugte sich vor Loran: „Dann sei es so. Ich wünschte, all unsere Verbündeten hätten euren Mut“, dabei dachte er an den Fürsten von Cialla-Andra, der es abgelehnt hatte, ihnen zu helfen.
    Wortlos erwiderte Loran seinen Gruß, dann drehte er sich um und verschwand schnell in der Dunkelheit. Merla wollte ihm folgen, doch dann zögerte sie und wandte sich noch einmal an Sibelius: „Lass mich die Vorhut führen. Ich kenne dieses Land und den Kampfstil der Waldläufer. Außerdem reicht meine telepathische Begabung, um den Kontakt mit dem Heer zu halten.“
    Einen Augenblick lang sah der Heerführer sie verblüfft an. Dann trat er auf sie zu und musterte sie prüfend: „Ist es das, was du willst?“, fragte er sie leise und eindringlich. „Bist du dir dessen vollkommen sicher?“
    Merla fühlte sich ganz und gar nicht wohl unter dem forschenden Blick dieser scharfen, braunen Augen, doch sie hielt dem Blick des Heerführers stand.
    „Ich bin mir vollkommen sicher“, antwortete sie mit fester Stimme, den Blick starr auf sein Gesicht geheftet.
    „Gut“, unvermittelt lächelte Sibelius wieder, „dann geh und ruhe dich aus. Ihr werdet bald aufbrechen müssen. Und Merla“, sie hatte sich bereits einige Schritte vom König und seinen beiden Heerführern entfernt und war nur noch als Schatten in der Nacht zu erkennen, „viel Glück.“
     
    Eine Weile saßen Roxana, Laurent und Sibelius im Dunklen, ohne ein einziges Wort zu sprechen. Da sie bereits in Sichtweite der brochonischen Mauern lagerten, wagten sie es nicht, ein Feuer zu entzünden, und so konnten sie die Gestalten der anderen kaum erkennen. Merlas Schritte waren schon lange verklungen, als Sibelius schließlich sprach: „Loran hat recht. Wenn wir uns der Befestigungsanlage der Brochonier unbemerkt nähern wollen, brauchen wir irgendeine Form der Ablenkung“, nachdenklich wandte er sich an Laurent, „gibt es jemanden innerhalb der Garde, der einen Sturm entfesseln könnte?“
    „Nein“, antwortete der König prompt und mit absoluter Sicherheit, „das war stets Aufgabe der Bewahrer und jeder mit einer solchen Begabung wäre nicht in der Garde gelandet“, er seufzte leise, „weißt du eigentlich, wie schwer es ist, einen Sturm heraufzubeschwören? Die Bewahrer brauchten stets all ihre Kraft, um etwas Derartiges zu vollbringen.“
    Jetzt ließ auch Sibelius den Kopf sinken. Eine Weile saßen sie in stilles Brüten versunken da und sie erschraken beide, als Roxana sie in ihrer Grübelei unterbrach: „Könnt Ihr denn nichts tun, mein König?“
    „Ich?“, Laurent sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. „Wie kommst du denn auf diese Idee?“
    „Larenia kann es …“, murmelte Roxana und auch Sibelius griff ihren Einfall auf:
    „Und sie muss diese Gabe von Euch geerbt haben, denn Zarillia war dazu nicht in der Lage. Es muss ja nicht gleich ein Sturm sein“, wandte er ein, als er Laurents zweifelndes Stirnrunzeln bemerkte, „dichter Nebel würde uns ebenso helfen.“
    Laurents erster Impuls war es, den Vorschlag seiner Heerführer sofort abzulehnen. Doch dann überdachte er noch einmal ihren Plan. Vielleicht, so überlegte er, war es tatsächlich an der Zeit, dass er mehr tat, als gut abgeschirmt inmitten des Heeres dahinzureiten. So nickte er schließlich, obwohl es ihm sichtbar schwerfiel: „Also gut, ich werde es versuchen. Ich hoffe nur, meine Fähigkeiten reichen dafür aus.“
     
    Einige Zeit später, es war

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