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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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zweifellos kaum der Rede wert, doch noch vor einem Tag hätten sie ihm sehr viel bedeutet.
    Er teilte die Scheine in drei Stapel auf: zehntausend für Nicholas Delfy, eintausend für Gareth Bentley und viertausendeinhundert für ihn selbst. Die zehntausend Pfund steckte er in den Umschlag zurück und klebte ihn zu.
    Der Gedanke, sich mit dem Gesamtbetrag in einem anderen Club als dem Unicorn an den Kartentisch zu setzen und die Summe bis zum Abendessen verdoppeln, verdreifachen oder sogar vervierfachen zu können, war verführerisch, doch Montignac schaffte es, der Verlockung zu widerstehen. In zwei Tagen war die erste Rate fällig, und wenn er das Geld jetzt verlöre, gäbe es keinen Ort, an dem er sich vor Delfys Häschern verstecken konnte. Eine andere Möglichkeit wäre, das Geld zu nehmen und irgendwo in Europa unterzutauchen, aber er war sich nicht sicher, ob man ihn nicht auch dort aufspüren würde. Zu guter Letzt entschied er, zu Hause zu bleiben, war stolz auf den Sieg seiner guten Seite und machte sich, um weiteren Versuchungen aus dem Weg zu gehen, gegen acht Uhr abends auf den Weg zum Unicorn.
    Â»Mr Montignac«, begrüßte ihn Henderson an der Tür, derselbe, der ihn vor einigen Wochen aus dem Duck and Dog geleitet hatte. »Heute hatten wir Sie gar nicht erwartet.«
    Â»Nanu«, sagte Montignac, »ich dachte, ich hätte hier noch etwas Geschäftliches zu regeln.«
    Â»Sicher, nur dachte Mr Delfy, dass Sie damit bis zur letzten Minute warten würden. Nach meiner Berechnung wäre das erst in zwei Tagen.«
    Â»Da habe ich schon andere Pläne«, entgegnete Montignac obenhin. »Deshalb habe ich mir gesagt, ich komme besser heute. Er ist doch da, oder?«
    Henderson grinste und führte Montignac hinunter und weiter durch den Flur zu Delfys Büro. Vor der Tür blieb er stehen, bat Montignac, draußen zu warten, und betrat das Büro. Beim Durchqueren der Bar hatte Montignac sich gewundert, wie lebhaft es dort für einen frühen Sonntagabend schon zuging. Selbst hier am Ende des Flurs hörte er die Kassen klingeln und die Champagnerkorken knallen, und aus der Ferne drangen die Geräusche des Spielkasinos an sein Ohr. Im Geist sah er die Croupiers Jetons im Wert von mehreren tausend Pfund einsammeln und fragte sich, was man tun musste, um sich ein derartiges Geschäft aufzubauen. Die Einnahmen dürften exorbitant sein. Mit solchen Geldern wurde sogar ein Wurm wie Nicholas Delfy zu einem imposanten und mächtigen Mann.
    Henderson kehrte zurück und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tür. »Sie können reingehen.«
    Montignac betrat Delfys Büro, schloss die Tür und spürte, wie es ihm leicht ums Herz wurde, denn er hatte allen Anfechtungen getrotzt und das Geld nicht angetastet. Es würde keine Drohungen geben, wahrscheinlich stand ihm sogar ein recht nettes Gespräch bevor.
    Â»Mr Montignac.« Delfy lehnte sich zurück und strahlte. »Oder sollte ich lieber ›Owen‹ sagen und davon ausgehen, dass wir uns vertragen?«
    Â»Ich bitte darum, Nicholas. Schön, Sie wiederzusehen.«
    Â»Finden Sie?«, fragte Delfy überrascht. »So etwas höre ich selten.«
    Â»Nicht unbedingt.« Montignac zuckte mit den Schultern. »War nur eine Höflichkeitsfloskel.«
    Delfy schien nicht recht zu wissen, wie er darauf reagieren sollte, dann gluckste er in sich hinein. Er konnte sich nicht helfen, aber Montignac hatte etwas, das ihm gefiel.
    Â»Setzen Sie sich«, sagte er. »Machen Sie es sich bequem. Möchten Sie etwas trinken?«
    Montignac war kurz davor, den Kopf zu schütteln, denn wie immer drängte es ihn, dieses Büro so rasch wie möglich zu verlassen, doch dann überlegte er es sich anders. »Warum nicht? Wenn Sie mittrinken, nehme ich einen Whisky.«
    Â»Ich behalte lieber einen klaren Kopf.« Delfy stand auf, trat an die Bar und schenkte seinem Gast Whisky in ein Glas. »Das soll Sie aber nicht abhalten. Mit Eis?«
    Â»Bitte.« Montignac nahm das Glas entgegen, trank einen Schluck und nickte anerkennend. »Ein feiner Tropfen.«
    Â»Fünfundzwanzig Jahre alt.« Delfy setzte sich wieder. »Genau wie Sie.«
    Â»Leider habe ich bald Geburtstag und werde sechsundzwanzig.«
    Â»Sind Sie sicher, dass Sie ihn erleben?«
    Â»Sicherer, als ich es vor einem Monat war.«
    Â»Freut mich. Niemand mag unnötige

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