Das Vermächtnis der Montignacs
gelungen?«
Gareth schaute hoch und entdeckte am Rand einer Zuschauerreihe seine Eltern. Sein Vater saà vorgebeugt und mit gesenktem Kopf da; seine Mutter fixierte ihn und bewegte die Lippen, als wäre sie dabei, ihm die Antwort vorzusagen. Er erinnerte sich, dass sie das Gleiche früher bei Schulaufführungen getan hatte. Auch da hatte sie ihn angesehen und die Worte, die er sprechen musste, mit den Lippen geformt, denn sie kannte seine Texte jedes Mal fast so gut wie er selbst. Sie jetzt wieder beim Soufflieren zu sehen, war wie ein makaberes Echo früherer unbeschwerter Zeiten.
»Ich glaube, mein Vater hat der Schule eine Spende â«
»Es war Bestechungsgeld, richtig?«, fragte Harkman.
»Mag sein.«
»Um seinen Sohn zu schützen, hat er die Schulleitung bestochen. Gut, das kann man nachvollziehen. In dieser Situation hätte das vielleicht jeder von uns getan. Aber diesmal ist keiner da, der Sie mit Geld aus Ihrer Lage befreien kann, Mr Bentley. Zu guter Letzt hat Ihre gewalttätige Vergangenheit Sie eingeholt.«
»Einspruch, Euer Ehren«, rief Sir Quentin und stemmte sich hoch.
»Haben Sie Raymond Davis umgebracht?«, rief Harkman über ihn hinweg. »Haben Sie ihn in jener Nacht am Bedford Square auf brutale Weise ermordet?«
»Nein, das habe ich nicht getan«, sagte Gareth unsicher und schaute seine Eltern hilfesuchend an. »Es ist alles ein solches Durcheinander â ich weià nicht, was geschehen ist â ich wurde wach und â«
»Sie waren als Einziger da, Mr Bentley. Sie müssen ihn getötet haben. Sie waren betrunken, bekamen einen Wutanfall und haben ihn angegriffen.«
»Aber wie soll ich das denn â?«
»Einspruch! Der Staatsanwalt ist dabei â«
»Mr Davis kam, um Mr Montignac zu besuchen. Und Sie â ein Mann, der die Verantwortung, nüchtern und klar zu bleiben, offenbar nicht kennt â stürzten sich volltrunken auf Mr Davis und schlugen brutal auf ihn ein.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern«, rief Gareth. »Wie soll ich denn Ihre Fragen beantworten können, wenn ich von jenem Abend nichts mehr wei�«
»Sie erinnern sich ja auch nicht daran, Aidan Higgins angegriffen zu haben. Obwohl Sie vorhin zugegeben haben, dass dem so war. Ist es dann nicht auch gut vorstellbar, dass Sie Raymond Davis angegriffen und das gleichermaÃen vergessen haben?«
Gareth drückte sich die Hände auf die Schläfen. »Es ist vorstellbar. Möglicherweise.«
»Es ist mehr als vorstellbar, nicht wahr, Mr Bentley? Es gibt keine andere logische Erklärung. Sie wurden wach und hatten das Blut des Ermordeten an sich. Sie haben ihn umgebracht, richtig?«
Im Gerichtssaal wurde es totenstill. Auf der Suche nach einer bestimmten Person überflog Gareth die Gesichter.
»Ist es nicht so, Mr Bentley?«, fragte Harkman laut und vernehmlich.
Gareth nahm eine Reihe Reporter wahr, seine Eltern, Fremde, die sich an seiner Qual zu weiden schienen.
»Mr Bentley, haben Sie Raymond Davis getötet?« Harkman umklammerte die Trennstange des Zeugenstands. »Haben Sie sich dieses Verbrechens schuldig gemacht?«
In diesem Moment entdeckte Gareth den Gesuchten. In der hintersten Reihe schimmerte das weiÃe Haar. Owen Montignac. Sein Freund und früherer Chef, der Mann, der ihm eine Chance gegeben hatte, als er sie brauchte. Es war, als hätte er gewusst, dass Gareth nach ihm suchte, denn er hielt seinen Blick fest und bewegte den Kopf auf und ab, so beschwörend, dass Gareth es ihm automatisch nachtat. Nur widerstrebend löste er seinen Blick von ihm und richtete ihn wieder auf den Staatsanwalt. Ihm war, als wäre er dabei, zu ertrinken, und hätte gerade das letzte Stück Holz losgelassen, das ihn über Wasser gehalten hatte. Langsam ging er unter und überlieà sich den Fluten.
»Ich weià es nicht«, keuchte er und sank in sich zusammen. »Ich weià nicht mehr, was ich denken soll. Ich kann mich an nichts erinnern â weder an Aidan â noch an Raymond â oder â« Benommen schüttelte er den Kopf und brach in Tränen aus. »Es ist alles â ich weià es nicht â ich dachte â¦Â«
Roderick Bentley hatte genug gehört. Er neigte sich zu seiner Frau und sagte mit rauer Stimme: »Ich muss gehen.«
»Fort?« Sie wandte sich
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