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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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muss mich für dieses Büro entschuldigen«, bemerkte Keaton, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten.
    Â»Was gibt es da zu entschuldigen?«
    Â»Es ist schäbig. Die besten Räume sind im obersten Stock. Mit diesem Loch muss ich mich schon seit Jahren begnügen.«
    Roderick schaute sich um. Es war ein riesengroßer Raum, luxuriös eingerichtet, die Aussicht phantastisch. Sicher, die Suite des Lordkanzlers war noch aufwendiger gestaltet, pompös und hochherrschaftlich; trotzdem fragte er sich, was für ein Ego jemand haben musste, wenn ihm eines der besten Amtszimmer des Westminster-Palasts nicht gut genug war.
    Â»Ich nehme an, sehr lange werden Sie es hier nicht mehr aushalten müssen.«
    Â»Glauben Sie das wirklich?«
    Â»Ja.«
    Â»Dann haben Sie sich also entschieden?«
    Roderick nickte. »Es ist mir nicht leichtgefallen. Ich komme mir wie der schlimmste aller Verräter vor.«
    Â»Vielleicht. Aber mit dieser Bezeichnung werden Sie nicht in die Geschichte eingehen. Man wird Sie vergessen, ebenso wie mich. Allerdings wird man sich immer an die Ereignisse erinnern. Und die werden Ihnen zu verdanken sein. Nur wenige Menschen haben die Gelegenheit, in die Geschichte eingreifen zu können.«
    Â»Soll ich mich deshalb besser fühlen?«
    Â»Sie sollen erkennen, dass Sie Teil von etwas Größerem sind. Größer als Sie und ich, ganz gleich, ob Sie dafür Anerkennung erhalten oder nicht. Ist das nicht allein schon etwas, auf das man stolz sein kann?«
    Â»Mich macht nichts von all dem stolz«, sagte Roderick. »Und ehe ich Ihnen eine feste Zusage gebe, wüsste ich gern, ob ich Ihnen vertrauen kann.«
    Â»Wie darf ich das verstehen?«
    Â»Sagen wir, ich stimme gegen den König. Woher soll ich wissen, ob Sie den Richter so beeinflussen können, dass er Gareths Leben verschont?«
    Keaton zuckte mit den Schultern. »Ich kann Ihnen keine Garantie geben. Deshalb müssen Sie mir wohl oder übel vertrauen. In der Hinsicht sollten Sie sich keine Sorgen machen.«
    Â»Und das soll mir genügen?«, fragte Roderick mit spöttischem Lachen.
    Â»Warum nicht? Falls ich Sie enttäusche, können Sie immer noch an die Presse gehen und alles erzählen. Natürlich würde damit nicht nur meine, sondern auch Ihre Karriere ruiniert, immerhin müssten Sie zugeben, dass Sie käuflich waren. Sämtliche Prozesse, denen Sie jemals vorgesessen haben, würden danach gnadenlos unter die Lupe genommen und Gefangene freigelassen, weil man sich fragen würde, wie viel Schmiergeld Sie in den einzelnen Fällen angenommen haben.«
    Â»Ich habe noch nie Bestechungsgeld angenommen«, entgegnete Roderick zornig. »Nicht ein einziges Mal. Ich habe nie etwas getan, für das ich mich schämen müsste …«
    Â»Mich müssen Sie nicht überzeugen, mein Lieber«, sagte Keaton belustigt. »Ich bin schließlich der einzige Mensch auf dieser Welt, der Ihren Preis kennt. Vielleicht wurde Ihre sogenannte Integrität bisher nie auf die Probe gestellt. Jedenfalls sollten Sie mir jetzt, so gut es geht, vertrauen. Vorhin, als Sie hereinkamen, hatte ich Lord Sharpwell am Telefon, der natürlich für die Todesstrafe plädiert. Ein Verbrechen wie das Ihres Sohnes sollte seiner Meinung nach nicht ungestraft bleiben.«
    Â»Und was springt für ihn heraus, wenn er Gareth verschont? Womit wird er denn erpresst?«
    Keaton lachte schallend auf. »Ihn muss ich nicht erpressen. Auf Sharpwell ist Verlass, er weiß, was zu tun ist. Ihm ist klar, was unserem Land bevorsteht, wenn dieser König nicht abserviert wird. Sharpwell ist durch und durch Baldwins Mann.«
    Â»Weiß er auch von der kleinen Beförderung, die Sie für sich selbst vorgesehen haben, wenn all das vorüber ist.«
    Â»Die geht niemanden etwas an«, erwiderte Keaton. »Wenn es so weit ist, werde ich für Sharpwell sorgen. Das weiß er. Männer unseres Schlages müssen zusammenhalten. Und zu denen gehören Sie auch, Roderick. Ich achte Sie sehr, ob Sie es glauben oder nicht. Und Sie sind immer noch ein junger Mann, der als Richter noch fünfzehn oder zwanzig Jahre vor sich hat. Wenn ich auf dem Stuhl des Lordkanzlers sitze, werde ich wissen, was Sie für mich getan haben. Sie könnten eine goldene Zukunft haben. Es gibt so viele Möglichkeiten, wie wir einander künftig behilflich sein können.«
    Â»Ich dachte

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