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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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dass die Antwort »Nein, Sir« lauten musste. Punkt. Er hatte ihm erklärt, dass er sich zur Betonung vorbeugen könne, wenn er das wolle, aber außer diesen beiden Wörtern keinen Ton sagen dürfe. Von Zusätzen und Einschränkungen war zu keiner Sekunde die Rede gewesen. Entgeistert sah er seinen Mandanten an und konnte nicht fassen, dass er das Drama, auf das er, Sir Quentin, hingearbeitet hatte, hoffnungslos ruiniert hatte.
    Â»Keine weiteren Fragen«, sagte er leise, hörte das Getuschel der Zuschauer, die sich über die Kürze seines Verhörs wunderten, und dachte, dass wieder einmal ein nutzloser Mandant den Höhepunkt seines Verhörs zuschanden gemacht hatte.
    Staatsanwalt Harkman erhob sich ein wenig früher, als er erwartet hatte, doch die Verteidigung hatte ihm einen schönen Aufhänger hinterlassen, auf den er sich stürzen konnte.
    Â»Mr Bentley, Sie glauben also nicht, dass Sie Mr Davis getötet haben?«, fragte er sanft.
    Â»Nein, ich – ich habe ihn nicht umgebracht«, stammelte Gareth, dem sein Fehler bewusst geworden war. »Das hatte ich eigentlich sagen sollen.«
    Â»Sie hatten es sagen sollen?«
    Â»Nein, das wollte ich sagen.« In seiner Verwirrung verhaspelte Gareth sich noch mehr. »Ich wollte sagen – habe ich Raymond Davis getötet? Nein, nein, das habe ich nicht getan.«
    Â»Aber genau wissen Sie es nicht, oder? Sie könnten es nicht beschwören.«
    Gareth warf einen Blick zu seinem Anwalt hinüber, der ihn verärgert ansah. Mit einem Mal erinnerte er sich wieder an dessen Befehl und verfluchte sich für seine Vergesslichkeit.
    Â»Ich«, setzte er an und hoffte, den Fehler wieder gutmachen zu können, »ich kann beschwören, dass ich mich für unfähig halte, jemanden auf diese Weise zu verletzten. Ich wusste ja nicht einmal, wer –«
    Â»Danke, Mr Bentley. Wenn Sie sich damit begnügen könnten, nur meine Fragen zu beantworten, kommen wir heute alle früher nach Hause. Sagt Ihnen der Name Aidan Higgins etwas?«
    Gareth nickte bedrückt.
    Â»Würden Sie uns berichten, woher Sie ihn kennen?«
    Â»Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Als wir Kinder waren.«
    Â»Würden Sie uns den Vorfall schildern, der vor Jahren dazu führte, dass sie von Harrow suspendiert wurden. Bitte schildern Sie ihn genau so, wie sie ihn in Erinnerung haben.«
    Gareth holte Luft. Doch dann drang der letzte Satz zu ihm durch, und ihm fiel etwas ein, das er in seinem Jurastudium gelernt hatte. Da war es um Präzedenzfälle gegangen, und deshalb ahnte er, worauf hinaus Harkmann wollte.
    Â»Tut mir leid«, sagte er, »aber das kann ich nicht.«
    Â»Und warum nicht?«
    Â»Ich kann mich an den Vorfall nicht erinnern.«
    Â»Mr Bentley, bitte. Wir haben bereits die Aussage ihrer beiden Schulfreunde Aidan Higgins und Paul O’Neill, die eindrücklich beschrieben haben, wie Sie über Mr Higgins herfielen, ihm den Arm brachen und die Schulter ausrenkten. Und Sie wollen behaupten, dass Sie sich an den Vorfall nicht mehr erinnern?«
    Gareth senkte den Kopf. »Ich war betrunken«, sagte er leise.
    Â»Könnten Sie bitte lauter sprechen. Ich kann Sie kaum verstehen.«
    Â»Ich habe gesagt, dass ich betrunken war«, wiederholte Gareth lauter. Ein Raunen lief durch den Gerichtssaal. »Ich erinnere mich an nichts.«
    Â»Aber Sie nehmen die Aussage hin, die die beiden Zeugen über den Vorfall gemacht haben, oder? Schließlich waren sie währenddessen hier im Gerichtssaal und, wie ich glaube, auch nüchtern.«
    Â»Ich denke schon.«
    Â»Sie denken schon? Könnten Sie vielleicht etwas deutlicher werden?«
    Â»Ja«, sagte Gareth, »ich nehme die Aussage hin.«
    Â»Doch nach Ihren eigenen Worten sind Sie unfähig, jemanden auf diese Weise zu verletzen.«
    Â»Ich glaube nicht, dass ich es könnte.«
    Â»Aber eben haben Sie zugegeben, dass Sie es getan haben.«
    Â»Vielleicht als Junge.«
    Â»Als betrunkener Junge. Obwohl dieser Vorfall ja noch gar nicht so lange zurückliegt.«
    Â»Es war – ich hatte nie vor, ihm wehzutun.«
    Â»Mr Bentley, ich nehme an, nach diesem Vorfall waren Sie gezwungen, Harrow zu verlassen.«
    Â»Nein.« Gareth schüttelte den Kopf. »Ich bin geblieben.
    Â»Ach. Wie merkwürdig! Nach einem solch gewalttätigen Ausbruch? Wie ist Ihnen das denn

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