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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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forschend an.
    Scrymgour blieb eine Antwort schuldig. Dann wies er seine Leute an, den Leichnam fortzutragen. »Ich hoffe nur«, sagte er schließlich, »das alles ist es auch wert.«
    »Diese Frage sollten Sie Ihrem Gewissen stellen, nicht mir«, konterte Brighid und griff nach dem ledernen Köcher, den sie unter ihrem Umhang trug. »Wir werden uns jetzt auf die Suche nach dem Gold begeben.«
    »Ich komme mit«, tönte der Anführer der Runenbruderschaft unter seiner Maske.
    »Wozu?«, fragte McCauley.
    »Weil ich Sie nicht kenne, und weil ich kein Verlangen danach verspüre, so wie er dort mit einem Säbel im Rücken zu enden.« Er deutete auf die ehemaligen Stallungen, wo seine Leute dabei waren, Chamberlains Leichnam unter einigen Farnbüschen verschwinden zu lassen.
    »Das ist sein gutes Recht«, meinte Brighid. »Wenn er mitkommen will, soll er uns begleiten. Schließlich sind wir fast am Ziel unserer Suche angelangt.«
    Scrymgour nickte. Er winkte Fuchsgesicht zu sich heran, den er zu seinem Unterführer ernannt hatte, und wies ihn an, den Innenhof besetzt zu halten und auf seine Rückkehr zu warten. Dann schloss er sich Brighid und McCauley an, die den Weg zum ehemaligen Palast eingeschlagen hatten.
    Vorbei an einstmals trutzigen Bauwerken, von denen nur noch bizarre Steinformationen geblieben waren, gelangten sie in den zweiten Innenhof. Von den Gebäuden, die ihn einst umlagert hatten, waren nur noch die Grundmauern erhalten, einzig der Palast selbst erhob sich noch zwei Stockwerke hoch, und seine Pforte, bar jeder Tür oder Angel, starrte ihnen wie ein hungriger Schlund entgegen.
    »Dort hinein«, sagte Brighid nur.
    »Und dort ist das Gold?«, fragte Scrymgour skeptisch. »Warum hat es dann noch niemand gefunden?«
    »Weil es sich tief unten im Fels befindet«, beschied sie ihn, »in einem geheimen Labyrinth jenseits des Verlieses. Sie sehen, meine Ahnen haben an alles gedacht.«
    »Ein Labyrinth?«, echote Scrymgour. »Wie sollen wir dann jemals wieder herausfinden?«
    Brighid lächelte nur. Dann griff sie abermals unter ihren Umhang und beförderte ein Knäuel rot gefärbter Wolle zutage. »Kennen Sie die Sage von Theseus?«, fragte sie dazu.
    »Natürlich«, knurrte er.
    »Dann lassen Sie uns gehen«, erwiderte sie mit undeutbarem Lächeln, während McCauley bereits dabei war, eine Fackel zu entzünden. »Unser Lohn erwartet uns.«

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    20
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    »Dunnottar Castle.«
    Die Kutsche hatte angehalten, auch Quentin hatte sein Pferd zum Stehen gebracht. Die ganze Zeit über hatten sie sich gefragt, wohin McCauleys und Chamberlains Reise wohl führte. Doch sie hatten nicht damit gerechnet, dass die Antwort auf diese Frage so spektakulär ausfallen würde.
    Majestätisch ragte der gewaltige Fels über der windumtosten Küste auf, und obwohl von der einstmals stolzen Feste nur noch Ruinen übrig waren, ließen sie dennoch erahnen, welch trutzige Erscheinung die Burg einst geboten haben musste: zur See hin von senkrecht abfallenden Klippen umgeben, gegen die tosend die Brandung schlug, zur Landseite hin durch eine tiefe Kluft geschützt, sodass sie nur über einen schmalen Pfad erreicht werden konnte; jenseits davon graue, aus Natursteinen gefügte Mauern, die einen verfallenen Burgfried und einen noch zur Hälfte erhaltenen Palast umgaben; und über allem der Odem einer glorreichen Vergangenheit.
    »Eine gute Wahl«, erkannte Sir Walter an. »Wer immer sich dafür entschieden hat, war in der Geschichte wohl bewandert. Nicht nur, dass Königin Mary hier einst Hof gehalten hat, auch die schottischen Kronjuwelen waren hier für einige Zeit untergebracht, ehe Cromwell die Burg belagern ließ und sie heimlich fortgeschafft werden mussten – ein ergiebiger Stoff für einen Roman, wenn ich es recht bedenke.«
    »Vielleicht«, räumte Quentin ein. »Aber wir sind eigentlich nicht hier, um Ideen für Geschichten zu sammeln, oder?«
    »Nein, mein Junge«, gab Sir Walter zu. »Obschon ich mir wünschte, dass es so wäre.«
    »Was wollen wir tun?«, fragte Mary. »McCauley und Chamberlain in die Burg folgen?«
    »Das werde ich übernehmen«, erbot sich Quentin ritterlich. »Ihr beide bleibt solange hier.«
    »Und wenn du ihnen in die Hände fällst?«
    »Ich bin vorbereitet«, versicherte Quentin, auf den Packsack deutend, den er über der Schulter hängen hatte und der neben einer Laterne und anderen Utensilien auch eine Pistole sowie Kugeln und Pulver enthielt.
    »McCauley ist ebenfalls bewaffnet«,

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