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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sind sie verschwunden?«, fragte Quentin und sah sich suchend um, die Waffe erhoben, als fürchtete er, McCauley könnte jeden Augenblick hinter einer der Säulen hervorspringen.
    »Vielleicht ist der Faden hier einfach zu Ende gewesen«, meinte Mary.
    »Vielleicht – oder er wurde abgetrennt, weil er nicht länger benötigt wurde«, gab Sir Walter zu bedenken.
    »Oder weil jemand nicht wollte, dass man ihm folgt«, fügte Quentin hinzu. »McCauley vielleicht.«
    »Aber wo ist er hin?«, fragte Mary.
    Alle drei sahen sich in dem Gewölbe um, zuletzt fiel ihr Blick auf die weißlich glitzernde, von Nebel umwaberte Wasserwand. Was jenseits davon lag, war nicht zu erkennen.
    »Ich habe einen Verdacht«, gab Quentin bekannt.
    »Ich auch«, versicherte Sir Walter. »Wenn er zutrifft, wäre es ein geradezu geniales Versteck.«
    »Oder eine geniale Falle«, konterte Mary.
    »Nun«, meinte Quentin und trat beherzt vor, »es gibt wohl nur einen Weg, dies zu ergründen« – und noch ehe jemand etwas dagegen unternehmen konnte, trat er durch den Wasserfall.
    »Nein!«, hörte er Mary hinter sich noch rufen, dann stürzte das eisig kalte Nass auf ihn herab, und er war von Rauschen und Gurgeln umgeben. Einen Augenblick lang fürchtete er, ein ebenso feuchtes wie dunkles Ende zu finden. Dann berührte sein Fuß festen Boden, und im nächsten Moment war er hindurch, nass bis auf die Knochen, aber ansonsten wohlbehalten.
    Quentins Herz schlug ihm vor Aufregung bis zum Hals. Seine Vermutung hatte sich als wahr erwiesen: Der Wasserfall war nur eine dünne Wand, auf deren anderer Seite sich die Höhle fortsetzte.
    Und plötzlich gewahrte er die Truhe!
    Nur wenige Armlängen von ihm entfernt stand sie unter einem Felsvorsprung, der Deckel war offen. Zwei hastige Schritte, ein prüfender Blick – und Quentin wusste, dass ihre Suche sie ans Ziel geführt hatte.
    Rasch kehrte er zum Wasserfall zurück, beugte sich vor und streckte die Hände hindurch, die im nächsten Moment die von Mary fassten. Beherzt zog er sie zu sich herüber, und schon einen Herzschlag später stand sie vor ihm. Ihr Kleid und ihr Umhang klebten durchnässt an ihr, die Schute war herabgerutscht, sodass auch ihr Haar in feuchten Strähnen hing. In ihrem Gesicht jedoch lag ein erleichtertes Lächeln.
    »Du bist wohlauf«, rief sie gegen das Tosen des Wassers an. »Gott sei Dank!«
    »Und nicht nur das«, meinte Quentin und deutete über die Schulter auf die Truhe. »Wir haben es geschafft, Mary!«
    Das Lächeln in ihrem Gesicht wurde strahlend, und er konnte nicht anders, als sie an sich heranzuziehen und sie im Überschwang des Augenblicks zu küssen.
    »Ohne stören zu wollen«, meinte Sir Walter, der auf eigene Faust ebenfalls durch den Wasserfall getreten und nun dabei war, seinen Zylinderhut auszuleeren, den er vorsorglich abgenommen hatte, »denke ich doch, dass wir eine bedeutende Entdeckung gemacht haben.«
    »Das Gold«, bestätigte Quentin, während er Mary an der Hand nahm und zur Truhe zog. »Wir haben es gefunden!«
    Sir Walter gesellte sich zu ihnen, und gemeinsam nahmen sie die Schatzkiste in Augenschein, in deren Bauch Dutzende säuberlich aufgereihter Goldbarren lagen. Einige waren entwendet worden, der größte Teil davon jedoch war noch da.
    »Seltsam«, bemerkte Sir Walter, der eines der handflächengroßen Stücke herausgenommen hatte, um es näher zu betrachten. »Diese Barren tragen das Siegel der königlichen Schatzkammer Frankreichs.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Mary.
    »Dass die Worte des alten Manus nun endlich Sinn ergeben«, folgerte Sir Walter. »Wisst ihr noch, als er sagte, dass die Verräter, die das Gold gestohlen hätten, die Schuld an der Niederlage von Culloden trugen? Was er damit meinte, war, dass das Gold aus französischem Besitz stammte. Dass es die Hilfe war, die der König von Frankreich Charles Edward Stewart zugesagt hatte. Hätte er es rechtzeitig erhalten, hätte er damit Kriegsgerät kaufen und Söldner anwerben können, und sein Kampf gegen England hätte womöglich einen anderen Ausgang genommen. So jedoch erlitt er auf dem Schlachtfeld von Culloden eine vernichtende Niederlage und musste fliehen …«
    »… und das Gold landete im Besitz ruchloser Diebe aus den eigenen Reihen«, vervollständigte Mary.
    »Genau das.« Sir Walter nickte. »Aber es ist ihnen nicht gut bekommen. In späteren Jahren hat Manus die Verräter verfolgt und einen nach dem anderen bestraft. Den Schatz jedoch hat er hier verborgen,

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