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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sehen, die ihre dämliche Hilfskraft angerichtet hatte: Die Scherben lagen inmitten des Gewölbes, unweit des vergitterten Gullys.
    Ein breites Grinsen huschte über Ginesepinas vor Anstrengung und Ärger gerötete Züge. Immerhin brauchte sie nicht lange nach einem Versteck für die Scherben zu suchen. Ein paar gezielte Wischbewegungen mit dem Besen, und schon …
    Es klirrte leise, als sie die Scherben zusammenkehrte, dann war sie bereits dabei, sie durch die Gitteröffnung in den Schacht zu kehren und so auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen. Der Herzog mochte Wert auf einen gut bestückten Weinkeller legen, aber sie bezweifelte, dass er über jede einzelne Flasche …
    Der Lichtschein der Kerze brach sich in den Glassplittern, die Ginesepina über den Rand des Schachts beförderte, und sie blickte ihnen grinsend hinterher – nur um jäh zu erstarren.
    Das Grinsen gefror auf ihren feisten Zügen, als sie sah, was dort unten im Wasser lag, leblos, bleich und aufgedunsen.
    Ein Schrei formte sich tief in ihr, ein gellender Ausruf des Entsetzens, der ihre Kehle jedoch nie verließ – denn eine große, grobe Pranke legte sich auf ihren Mund und versiegelte ihn.
    Panik überkam Ginesepina.
    Instinktiv schlug sie um sich, und tatsächlich gelang es ihr, sich aus dem Griff der Pranke zu befreien. Nach Atem ringend, fuhr sie herum – nur um in die finsteren Züge von Manus zu blicken, der von oben herab auf sie starrte, ein mitleidloses Grinsen in seinen grobschlächtigen Zügen.
    »Ein Fehler«, knurrte er, wobei er missbilligend den breiten Mund verzog. »Ein dummer Fehler, Gina. Du hättest dich nicht in Dinge einmischen sollen, die dich nichts angehen.«
    »Aber ich … ich habe nicht …«, beeilte die Köchin sich zu versichern. Sie wollte fliehen, konnte es jedoch nicht, die große dunkle Gestalt des Hünen versperrte ihr den Weg.
    »Gnade«, flehte sie und unternahm einen halbherzigen Versuch, Manus’ fleischigen Pranken auszuweichen. Doch die fanden unbeirrt ihr Ziel, legten sich um Ginesepinas Hals und drückten erbarmungslos zu.
    Serena war allein in ihrer Kammer.
    Nur ihre Erinnerungen leisteten ihr Gesellschaft, die schrecklichen Bilder dessen, was sie gesehen hatte.
    Noch immer konnte sie die blicklosen, kalten Augen des Toten vor sich sehen, selbst dann, wenn sie die Augen schloss. Das erste Grauen hatte sie inzwischen überwunden, dafür gingen ihr jetzt unzählige Fragen durch den Kopf.
    Wer war der Fremde gewesen? Tatsächlich ein Besucher aus dem fernen Paris? Und warum hatte es mit ihm ein solch grässliches Ende genommen? Und weshalb ausgerechnet dort unten?
    Serena wusste, dass es auf all diese Fragen Antworten gab, ebenso wie sie wusste, dass ihr diese Antworten nicht gefallen würden. Und mit diesem Wissen kam auch die Angst, unwillentlich zur Mitwisserin von Dingen geworden zu sein, von denen sie niemals hätte erfahren dürfen.
    Inzwischen schalt sie sich eine Närrin dafür, dass sie sich geweigert hatte, in den Keller zurückzukehren. Sicher würde Ginesepina dies der Duchessa melden. Und war das nicht in höchstem Maße verdächtig?
    Nicht, dass Serena die Tochter des Herzogs – oder gar den Herzog selbst – verdächtigt hätte, etwas mit dem Ableben des Besuchers zu tun zu haben. Aber wenn doch irgendein Zusammenhang bestand? Serena verwünschte sich für ihre Furcht und ihr kurzsichtiges Verhalten und nahm sich vor, sich gleich am Morgen bei Ginesepina zu entschuldigen.
    Zweifellos würde die Köchin sich nach allen Regeln der Kunst zieren und die Gelegenheit nutzen, ihr noch einige weitere Zugeständnisse abzuringen, aber immerhin würde die Sache dann erledigt sein, ohne dass die Herrschaft etwas davon erfuhr … oder hatte die Köchin den Vorfall bereits gemeldet? War sie womöglich in diesem Moment dabei?
    Der Gedanke ließ Serena keine Ruhe.
    Am besten war es wohl, wenn sie auf der Stelle zu Ginesepina ging und sie um Verzeihung bat, womöglich konnte sie weiteres Unheil damit verhindern.
    Kurz entschlossen erhob sie sich von ihrem Lager, auf dem sie sich ruhelos herumgewälzt hatte. Sie warf ihren Umhang über das Unterkleid, das ihr auch als Nachtgewand diente, öffnete die Tür und schlüpfte hinaus auf den Gang. Die Fenster waren geöffnet worden, um die Wärme des Tages zu vertreiben, sodass ein kühler Wind durch den Palazzo strich, und dieser Wind trug den Nachhall zweier Stimmen heran, die sich im oberen Stockwerk miteinander unterhielten. Mehr noch, der

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