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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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er überhaupt nur bezahlen können, weil das Büro des Notars dafür aufgekommen war. Vor Mary hatte er diesen finanziellen Engpass geheimgehalten, weil er sie nicht noch mehr hatte beunruhigen wollen, und er hatte nicht vor, ausgerechnet jetzt sein Schweigen zu brechen.
    »Vielleicht kann ich helfen«, tönte es von der anderen Seite der Tafel herüber, von jenseits der beiden Lampen, die von der niedrigen Decke baumelten.
    Der Mann, der gesprochen hatte, hieß Winston McCauley. Er war der andere Passagier des Schiffes und bewohnte die Kabine auf der Steuerbordseite. Quentin wusste nicht viel über ihn, außer dass er ebenfalls gebürtiger Schotte war und Arzt. Gleich am ersten Tag, nachdem sie New York verlassen hatten, war ein junger Matrose auf Deck ausgeglitten und hatte sich den Arm gebrochen. McCauley hatte ihm geholfen und den Knochen geschient.
    »Wie, Mr. McCauley?«, erkundigte sich Kapitän McCabe.
    »Ganz einfach indem ich für die Passage der Dame bezahle«, eröffnete McCauley kurzerhand, wobei er genüsslich die Enden seines schwarzen Schnauzbarts zwirbelte. Quentin schätzte ihn ein wenig älter als sich selbst. Er war von stattlicher, fast athletischer Postur und hatte blasse, kantige Gesichtszüge, aus denen ein aufmerksames dunkles Augenpaar blickte. Kurz geschnittenes schwarzes Haar, das er nach New Yorker Mode gefettet hatte, lag glänzend an seinem Kopf und ließ ihn mehr wie einen Dandy denn wie einen Gentleman erscheinen. Die schneeweißen Pantalons und die tadellos sitzende, nur bis zur Hüfte reichende Jacke aus feinem Tweed verstärkten diesen Eindruck sogar noch. Doch der schien zu täuschen!
    »Das würden Sie tun?«, fragte Mary in unverhohlener Bewunderung, um die Quentin ihn fast beneidete.
    »Nur zu gerne – wenn es mir dafür erspart bleibt, einer solch schändlichen Barbarei beizuwohnen«, entgegnete McCauley in McCabes Richtung.
    »Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Mr. McCauley.« Mary wandte sich Brighid zu und berichtete ihr von der unerwarteten Wendung. Unsagbare Erleichterung spiegelte sich daraufhin im Gesicht der Fremden, und zum zweiten Mal verspürte Quentin einen Hauch von Eifersucht.
    »Erheben wir das Glas«, sagte er dennoch und griff nach seinem Becher, in dem ein trüber, streng riechender Claret schwappte, der vermutlich schon viel zu lange im Bauch der Fairy Fay lagerte. »Trinken wir auf den Wohltäter in unserer Mitte.«
    »Danke, Mr. McCauley«, sagte Mary feierlich und schloss sich dem Toast an. »Im Namen der Menschlichkeit.«
    »Und im Namen der Reederei«, fügte McCabe grinsend hinzu. »Der Zahlmeister wird Sie nachher aufsuchen und das Finanzielle mit Ihnen regeln.«
    »Natürlich«, entgegnete der Arzt. »Außerdem sollten noch die Modalitäten der Übernachtung geklärt werden. Madame Brighid kann ja wohl schlecht in meiner Kabine nächtigen.«
    »Das ist wahr«, stimmte Mary zu – und hatte schon im nächsten Moment eine Lösung zur Hand. »Aber sie könnte bei mir übernachten. Würde es dir etwas ausmachen, deine Koje zur Verfügung zu stellen, mein lieber Quentin?«
    »Äh, nein«, versicherte Quentin. Was hätte er auch einwenden sollen? Zwar gefiel ihm der Gedanke, aus der doch vergleichsweise bequemen Kabine ausquartiert zu werden und bei den Mannschaften im Bauch des Schiffes nächtigen zu müssen, nicht besonders; jedoch hatte er bei Mary etwas verspürt, das er schon eine lange, sehr lange Zeit nicht mehr an ihr wahrgenommen hatte, nämlich Heiterkeit und Lebensfreude. Zumindest für einige Augenblicke hatte sie die Trauer und die Lethargie der vergangenen Monate von sich abgeschüttelt.
    »In diesem Fall, mein lieber Landsmann, wird es mir eine Freude sein, Ihnen in meiner Kabine Asyl zu gewähren«, meinte McCauley. »Es sei denn natürlich, Sie legen Wert darauf, in einer Hängematte zu schlafen wie ein richtiger Seemann.«
    »Nicht unbedingt«, gab Quentin zu – und sie lachten.
    Sogar über Brighids rätselhafte Züge huschte der Anflug eines zaghaften Lächelns. Und Quentin ertappte sich dabei, dass er das Lächeln erwiderte.

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    14
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    Florenz
Anfang Oktober 1784
    Bisweilen war das Leben unbegreiflich.
    Signora Ginesepina war entlassen worden.
    Schon das war für sich genommen eine Wendung, mit der Serena nicht gerechnet hatte. Dass die Entlassung just in der Nacht erfolgt war, in der sie ihre gestrenge Vorgesetzte um Verzeihung für ihre Pflichtvergessenheit hatte bitten wollen, und dass sie sie aus diesem Grund

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