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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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war, spielte schließlich keine Rolle.

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    19
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    Abbotsford
Tags darauf
    Es war eine unruhige Fahrt gewesen.
    Nicht nur, weil Quentin die ganze Zeit darüber nachgedacht hatte, was er falsch gemacht hatte und wie er Brighids Entführung hätte verhindern können. Sondern auch, weil die Dörfer, die er auf seinem Weg nach Abbotsford passierte, in wildem Aufruhr waren. Sowohl in Motherwell und Galashiels als auch in den kleineren Siedlungen wie Peebles oder Innerleithen, die sich entlang des Weges durch die Lowlands reihten, hatte er Menschen gesehen, die auf den Straßen waren und lautstark ihrem Unmut über die Regierung Luft machten. Wie schon in Edinburgh ging es dabei um die Pläne, die Ausgabe von Geldnoten durch die schottischen Banken zu untersagen, worin viele nicht nur einen Angriff auf die ohnehin bereits geschwächte Wirtschaft, sondern auch auf die Souveränität Schottlands sahen. Ein zweites Flugblatt war inzwischen erschienen, das noch klarere Worte fand als das erste und die Regierungspläne scharf verurteilte. Und wie es schien, sprach es den Menschen einmal mehr aus der Seele.
    Entsprechend mühsam war das Vorankommen gewesen, entsprechend lange hatte die Fahrt gedauert, und entsprechend müde war Quentin, als er am Abend des vierten März endlich Abbotsford erreichte. So sehr er sich darauf gefreut hatte, an jenen Ort zurückzukehren, an dem er an der Seite Walter Scotts so aufregende Tage und Wochen erlebt hatte und in gewisser Weise zum Mann gereift war, so wenig galt es ihm nun. Zu dunkel war der Schatten, den Trevors Tod und Brighids Entführung warfen.
    Die Abendmahlzeit, die Lady Charlotte eigens für ihn zubereiten ließ, rührte er kaum an; dafür berichtete er in aller Einzelheit, was sich seit seiner Abreise aus Edinburgh zugetragen hatte; nur das, was unmittelbar vor dem Überfall geschehen war, sparte er sorgsam aus. Teils aus Rücksichtnahme auf Mary, teils aus tiefer Scham, denn es gab noch eine Frage, die er sich unterwegs immer wieder gestellt hatte – nämlich die, was geschehen wäre, wenn die Räuber nicht aufgetaucht wären …
    »Du armer Junge«, sagte Lady Charlotte und berührte ihn mitfühlend an der Schulter, wodurch er sich nur noch elender fühlte. »Was hast du dann getan?«
    »Irgendwann stieß ich auf ein Gehöft«, erstattete Quentin weiter Bericht. »Ich erzählte den Leuten, was geschehen war, und sie schickten nach dem Sheriff. Ich berichtete ihm, und er versprach, sich um alles zu kümmern. Ich blieb, solange es notwendig war, und ließ Trevors Leichnam nach Edinburgh bringen.«
    »Der gute Trevor.« Mary bekreuzigte sich. »Er war immer so freundlich zu uns allen.«
    »Seine Mörder werden gefunden«, meinte Walter überzeugt. »Und sie werden für ihre Untat bezahlen.«
    »Das hoffe ich«, versicherte Lady Charlotte. »Und was ist mit Brighid? Gibt es einen Hinweis auf ihren Verbleib?«
    »Nein.« Quentin schüttelte den Kopf. »Der Sheriff hat versprochen, dass er uns über den Fortgang seiner Untersuchungen unterrichtet halten will.«
    »Warum sind Sie nicht selbst geblieben, werter Freund?«, fragte McCauley.
    Quentin sandte ihm einen müden Blick zu. Infolge seiner Erschöpfung hatte er nur am Rande wahrgenommen, dass McCauley nach Abbotsford gekommen war, um sie zu besuchen, sich jedoch darüber gefreut; umso mehr verwirrte ihn nun der forsche Unterton in der Stimme des Freundes.
    »Ich bin geblieben, solange ich nützlich sein konnte«, versicherte Quentin. »Ich habe alle Fragen beantwortet, die der Sheriff an mich hatte, und ich habe dafür gesorgt, dass die Dinge ihren korrekten Lauf nehmen.«
    »Korrekt«, echote McCauley unverhohlen spöttisch. »Dabei sollte Ihnen doch klar sein, dass die Untersuchungen des Sheriffs keine Ergebnisse zeitigen werden, wenn niemand mehr da ist, der darauf drängt.«
    »Dergleichen«, beschied Lady Charlotte ihm, »mag in den Kolonien der Fall sein, Mr. McCauley. Hier in der Alten Welt pflegen wir die Dinge anders zu handhaben.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, und es liegt mir auch fern, Sie oder Ihren Neffen dafür kritisieren zu wollen«, versicherte der Arzt. »Dennoch, denken Sie nicht, dass es Quentins Schuldigkeit gewesen wäre, noch weiter in Airdrie zu bleiben? Zumal er als Miss Brighids Leumund eine Verpflichtung eingegangen ist?«
    »Wieso echauffieren Sie sich so gegen Quentin, Winston?«, warf Mary ein. »Man könnte fast glauben, Sie geben ihm die Schuld an dem, was geschehen ist!«
    »Nein,

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