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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Thema schien ihm unangenehm zu sein. »Mary hat mir gegenüber angedeutet, dass die wirtschaftliche Lage der Familie – wie soll ich es ausdrücken? – angespannt ist. Womöglich sollten Sie das Anwesen verkaufen, dann wären Sie nicht nur diese, sondern auch viele andere Sorgen los.«
    »Das mag richtig sein«, räumte Quentin ein. »Aber Sie würden das nicht sagen, wenn Sie wüssten, wie sehr mein Onkel an Abbotsford gehangen hat. Abgesehen von den Büchern, die er geschrieben hat, ist es seine Hinterlassenschaft, sein Lebenswerk. Jeder einzelne Stein hier erinnert an ihn.«
    »Geschätzter Quentin, werte Mary – ich will mir nicht anmaßen zu behaupten, dass ich Ihren Schmerz nachfühlen könnte. Bedauerlicherweise war es mir nicht vergönnt, Sir Walter zu seinen Lebzeiten kennenzulernen. Aber ich bin überzeugt davon, dass ich tief beeindruckt gewesen wäre von seinem aufrechten und ehrbaren Wesen …«
    »In der Tat«, pflichtete Quentin bei.
    »… und dass er nie und nimmer gewollt hätte, dass seine Liebsten seinetwegen zu Schaden kommen,« fuhr er fort.
    »Ganz sicher nicht«, stimmte Quentin zu. »Aber diese Gefahr bestand sicher nicht. Eine Flamme kann sich schließlich nicht von selbst entzünden, oder?«
    »Und wenn … jemand in das Haus eingedrungen ist?«, mutmaßte Mary und blickte von einem zum anderen.
    »Jemand?«, fragte McCauley ungläubig. »Sie meinen einen Dieb? Wurde denn etwas entwendet?«
    »Nein.« Quentin schüttelte den Kopf.
    »Und das, obwohl die Bibliothek reich bestückt ist mit alten Folianten und anderen Schätzen?« McCauley zog die Stirn kraus. »Das müsste ein sehr bescheidener Dieb gewesen sein.«
    »Vielleicht hatte der Eindringling es nicht auf Beute abgesehen.« Mary blieb, zu Quentins Unbehagen, weiter bei ihrer Version. Um die Familie nicht noch mehr zu beunruhigen, hatte er weder Mary noch sonst jemandem von dem Schatten erzählt, den er zu sehen geglaubt hatte. Was, wenn es doch keine Täuschung gewesen war?
    »Gut«, räumte McCauley ein, »aber worauf hatte er es dann abgesehen? Kam er nur auf die Schnelle vorbei, um ein paar Bücher zu lesen, und hat dann vergessen, das Licht abzudrehen?«
    Mary errötete. Ihr war anzusehen, dass sie sich plötzlich töricht vorkam. »Nein, bestimmt nicht«, gab sie zu. »Das wäre zu abwegig.«
    »Es sei denn«, wandte Quentin ein, »der Einbrecher hätte etwas Bestimmtes gesucht und wäre von mir überrascht worden. Das würde erklären, warum er unverrichteter Dinge geflüchtet ist.«
    »Und auf welchem Wege?«, fragte McCauley.
    »Durch die Küche beispielsweise«, entgegnete Quentin. »Oder über den Eingang bei der Kapelle. Für jemanden, der sich auf dem Anwesen auskennt, wäre das problemlos möglich.«
    »Dafür gibt es keinen Beweis«, sagte der Chirurg.
    »Aber auch keinen Gegenbeweis«, hielt Mary dagegen.
    Alle drei tauschten Blicke – und Quentin wurde klar, dass er seine Pläne ändern musste.
    Eigentlich hatte er vorgehabt, beim Frühstück seinen Entschluss mitzuteilen, zurück nach Airdrie zu reiten, um den Sheriff dort bei den Ermittlungen, Brighids Entführung betreffend, zu unterstützen. Doch ihm war klar geworden, dass er das nicht konnte. Nicht, solange die Möglichkeit bestand, dass sich ein Fremder Zugang zum Anwesen verschafft und hier herumgeschnüffelt hatte. »Also gut«, sagte er. »Nehmen wir an, ich hätte den Eindringling tatsächlich überrascht, ehe er den gesuchten Gegenstand finden konnte. Dann wäre anzunehmen, dass er zurückkehren wird.«
    »Und?«, fragte McCauley.
    »Kommende Nacht werde ich mich auf die Lauer legen und auf den Kerl warten«, kündigte Quentin an. »Dann werden wir ja sehen, ob es sich nur um ein Hirngespinst gehandelt hat.«
    »Und wenn er gefährlich ist?«, fragte Mary.
    »Ich werde vorbereitet sein«, versicherte Quentin.
    »Dennoch, falls es zu einem Handgemenge kommen sollte …«
    »… wird Ihr Gatte in jedem Fall nicht allein sein, werte Mary«, versicherte McCauley. »Wenn Sie es erlauben, so werde ich meinen Aufenthalt in Abbotsford noch um einen Tag ausdehnen und gemeinsam mit Ihnen Wache halten.«
    »Haben Sie in Edinburgh denn keine Verpflichtungen?«, fragte Quentin, der nicht sicher war, ob er ihn an seiner Seite haben wollte. Die Art und Weise, wie sich McCauley engagierte und in Dinge einmischte, die ihn eigentlich nichts angingen, ärgerte ihn mindestens ebenso, wie sie ihn anrührte.
    »Doch«, versicherte McCauley, »aber ich werde einen

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