Das Vermächtnis der Schwerter
Entschlossenheit gegen die Feinde der Götter zu führen wie die Themuraia. Daher wurde ein weiteres Schwert geschmiedet, wieder in den Feuern der Unterwelt und abermals durch die Hand des Gottes Xelos. Jeder der vier Götter brannte eine seiner göttlichen Eigenschaften in die Klinge. Xelos gab sein unerreichtes Waffengeschick, Bajula ihre betörende Schönheit, Kaloqueron seine mitreißende Kraft und Cit schließlich schenkte der Waffe seinen niemals wankenden Mut. So schufen sie gemeinsam ein Schwert, das in der Hand des richtigen Trägers alle Menschen im Kampf vereinen und auch den feigsten unter ihnen zu einem unerschrockenen Streiter machen konnte. Die Klinge erhielt den Namen Fendralin, Licht der Menschen, denn sie sollte den Fendi, also den Menschen, ein flammender Fingerzeig der göttlichen Macht und Größe sein. Diesen beiden Waffen, Themuron und Fendralin, folgten die Heere der Themuraia und Fendi bedingungslos. Jenem großmütigen Geschenk der Götter verdanken wir letztendlich den Sieg über die Drachen.« Nataols Augen leuchteten, als könne er Fendralins Licht in diesem Moment selbst erblicken.
»Versteht Ihr, Arton?«, sprach er mit großer Eindringlichkeit weiter. »Kaum einer weiß genau, über welche Macht das Schwert Fendralin wirklich verfügt. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass es seine Kraft in ähnlicher Weise entfaltet wie die Klinge Themuron, nämlich zur Stärkung einer bereits vorhandenen Fähigkeit des Trägers. Und nur ein Fardjani und nicht ein Mensch ist stark genug, Fendralin oder Themuron zu führen. Der Überlieferung zufolge gab es damals nur zwei Fardjani, die über genügend Geistesstärke verfügten, um den Klingen gerecht zu werden. Sie allein brachten die nötigen Voraussetzungen zum Führen der heiligen Waffen mit sich: die Brüder Caras und Torion aus dem Geschlecht Ikarion. Sie gaben ihre Fähigkeiten an ihre Nachkommen weiter, aber erst Generationen später sollte es wieder jemanden geben, der vergleichbare Kräfte besaß: Ecorim. Was ihn auszeichnete, war seine Fähigkeit, Menschen trotz ihres geistigen Widerstands auf den rechten Weg zu geleiten. Das war etwas Besonderes, was außer ihm kaum jemand vermochte. Ecorims außergewöhnliche Geisteskraft war Eurer sehr ähnlich und dies lässt mich vermuten, dass ebendeshalb die Götter Euch nun zum Träger von Themuron erwählt haben. Denn Ihr seid wie Ecorim mit der Gabe gesegnet, Macht über den menschlichen Geist auszuüben.«
Arton schluckte. Das war alles ein wenig viel für ihn. Der Kämpfer versuchte, die Vielzahl an neuen Erkenntnissen zu begreifen, doch sie entglitten ihm immer wieder wie ein Schwarm kleiner Fische. Es gab also neben Themuron ein weiteres, gleichwertiges Schwert mit Namen Fendralin – so viel verstand er. Aber warum erinnerte ihn Nataols Beschreibung vom Aussehen und der Macht dieser Klinge so sehr an die Waffe, die Maralon von Ecorim geerbt hatte? An jenes Schwert, das Maralon nach dem Tod des Helden mit nach Seewaith gebracht und das dort lange Zeit ungenutzt in einer Truhe gelegen hatte? Das Schwert, nach dem sich Arton so lange gesehnt hatte und das ihm von Maralon verwehrt worden war? Zuletzt hatte Arton diese Klinge in den Händen seines Bruders Arden gesehen, als dieser damit wie ein entrückter Halbgott ohne die geringste Anstrengung einen der Assassinen erschlug. Gab es einen Zusammenhang zwischen Fendralin und dem Schwert in der Kriegerschule?
Und wie passte er selbst in dieses verwirrende Gefüge? Mühsam hatte er sich gerade an den Gedanken gewöhnt, dass er offenbar von den Göttern ausersehen war, das heilige Schwert Themuron zu führen. Warum aber zog Nataol immer wieder Ecorim für Vergleiche bezüglich Artons Fähigkeiten heran, obwohl der große Held doch niemals Themurons Träger gewesen war? Zudem hatte Arton doch klargestellt, dass Ecorim nicht sein Vater sein konnte. Somit musste er doch seine außergewöhnliche Begabung von jemand anderem geerbt haben! Und was hatte es mit Nataols Behauptung auf sich, dass nur jemand aus dem Volk der Fardjani die beiden heiligen Klingen führen konnte? War er, Arton Erenor, vielleicht am Ende gar ein Abkömmling dieses geheimnisvollen Volkes? Rührte daher seine Befähigung zur Geistsprache und zur gedanklichen Beeinflussung von Menschen? Wie Arton es auch drehte und wendete, letztendlich lief alles auf eine einzige Frage hinaus:
»Wer war mein Vater?«
Ein wenig überrumpelt kostete es den Erleuchteten einen kurzen Moment, um sich
Weitere Kostenlose Bücher