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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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wiederzusehen, doch das konnte ihre ganze Mission gefährden. Der Gedanke erfüllte ihn mit Bedauern. Nein, es wäre unklug.
    Die wenigen Monate seit seiner erfolgreichen Flucht aus der Unterwasserstadt waren sehr ereignisreich für Tom gewesen. Bereits nach wenigen Tagen hatte er auf einem Handelsschiff angeheuert und nicht lange gebraucht, um zu merken, dass der windschnittige Zweimaster nicht nur normalen Handel trieb. Der Kapitän schmuggelte Schnaps und Wein, versorgte einige räuberische Nomadenstämme mit Waffen und hatte sich sogar schon bis zu den Eisinseln im Norden vorgewagt. Zwar war er ein tollkühner Seemann, der alle Gewässer zu kennen schien, aber er war auch launisch und ungerecht, vor allem, wenn es um die Verteilung der Beute ging. Kein Wunder, dass die Männer sich um Tom scharten und ihm das Kommando übergaben, als er mit dem Kapitän Streit bekam und ihn im Zweikampf erstach. Tom war zwar noch sehr jung, aber seine Zeit bei dem Narbigen in der Unterwasserstadt hatte ihn viel gelehrt. Dazu kam seine freundliche, ausgeglichene Art, die ihn bei allen beliebt machte. Seine Männer mussten jedoch bald lernen, dass Tom auch unnachgiebige Härte zeigen konnte, wenn ihm etwas missfiel.
    Seradir rutschte lautlos wieder zu seinem Lauschposten vor. Zwischen den Brettern der Scheunenwand war ein Spalt, durch den gedämpftes Licht in die Nacht fiel. Neugierig presste er sein Auge an die Lücke und spähte hindurch. Er erkannte Taphos, der mit einem jungen Mann am Tisch saß. Der Mensch kam ihm bekannt vor, doch es fiel ihm nicht ein, wo er ihn schon gesehen hatte. Rol stand mit verschränkten Armen daneben; sein Blick wanderte unruhig hin und her. Im Hintergrund entdeckte der Elb eine offene Falltür, durch die zwei Männer eine Truhe hievten. Dann erschienen Fallow und Clam, ebenfalls mit einer Kiste beladen. Auf ihrem Rückweg in die Tiefe nahm jeder einen Sack mit hinunter.
    Das waren also die armen Leute, deren Ernte vernichtet worden war! Seradir wäre jede Wette eingegangen, dass in den Säcken das Getreide der Zehntsteuer war, das diese Halunken gerade für gutes Geld verkauften. Vermutlich führte die Falltür in die Grotte, und das Zeug ging auf das Schiff, das Rol gerade gemeldet hatte. Ganz schön schlau! Doch er würde noch ein bisschen schlauer sein!
    Die Verhandlungen über Waren und Preise gingen weiter. Der Lauscher an der Scheunenwand grübelte immer wieder, wo er Taphos’ Verhandlungspartner schon gesehen haben könnte. Als ein verwegen aussehender Pirat in leuchtend bunter Pluderhose und mit schwarzer Stoffbinde über dem linken Auge die Leiter zur Falltür heraufkletterte, musste Seradir an den Kampf in der Unterwasserstadt denken. Ob das einer der Piraten war? Gut möglich, denn ein paar Männer waren ihnen entkommen.
    Der Handel schien beendet, denn die beiden Männer erhoben sich und schüttelten sich die Hände. »Dann bis zum nächsten Mal. Wann kommt ihr wieder?«
    »In ein oder zwei Monaten vielleicht. Wir haben eine lange Fahrt nach Süden vor uns. Passt so lange gut auf unsere Pferde und das Vieh auf, das wir euch abgekauft haben! Die Tiere müssen auf die Weide, damit sie nicht krank werden. Die Grotte ist zu feucht. Und untersteht euch, unsere Rösser zu reiten. Nur Fallow soll sie regelmäßig bewegen – er ist der Einzige, der etwas von Pferden versteht.«
    Taphos nickte, doch es war ihm anzusehen, dass er sich nicht gern etwas von einem so viel jüngeren Mann sagen ließ. Tom sah für ein paar Augenblicke starr zur Scheunentür, und Seradir fürchtete schon, er sei entdeckt worden. Er konnte nicht ahnen, dass die Gedanken des Piraten bei der Frau weilten, die ohnmächtig in der Dachkammer der Schenke lag.
    Schritte vor der Seitentür rissen Tom aus seiner Versunkenheit. Er winkte seine Männer zu sich und verschwand mit ihnen durch die Falltür.
    Taphos räkelte sich und gähnte herzhaft, als Avia zur Tür hereinschlurfte. »Na – alles klar?«
    Die Alte nickte. »Ihre Türen sind abgeschlossen, und ich habe gelauscht. Nichts zu hören – sie schlafen tief und fest.« Sie kicherte gehässig. »Bei so viel Schlafpulver in der Milch werden sie sicher eine Weile außer Gefecht sein.«
    Seradir erschrak. In Gedanken sah er Lamina den zweiten Becher Milch trinken und gähnend die Treppe hochwanken. Er gab dem Wunsch nicht nach, zum Haus zurückzulaufen, um nach ihr zu sehen. Stattdessen duckte er sich wieder hinter den stacheligen Busch, als die Bewohner von Dijol den Stall

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