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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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einem zufriedenen Lächeln zog der Mönch einen bläulichen Stein in Form einer zusammengeringelten Schlange aus der Tasche. Er wollte ihn gerade in die Vertiefung schieben, als Vertos ihm mit seinem Holzstab hart auf die Finger schlug. Aufjaulend ließ der Mönch die Schlange fallen. Sie prallte vom Marmorboden ab, überschlug sich und rollte hinter eine Säule. Reflexartig zog Saranga den Dolch über die Kehle des Mannes. Sein Schrei ging in ein Gurgeln über und verstummte.
    »Verdammt, was sollte das denn?«, zischte sie den Magier wütend an.
    »Das war der falsche Schlüssel. Ich weiß nicht, was passiert wäre, doch er hat ein so zufriedenes Gesicht gemacht, dass ich ihn aufhalten musste.«
    »Schön. Selbst wenn niemand den Schrei gehört hat: Diese Sauerei kriegen wir nicht wieder weg.« Sie trat ein Stück zurück und zeigte angewidert auf die sich vergrößernde Blutlache auf dem weißen Marmorboden mit den roten Einlegeplatten. »Wenn hier einer vorbeikommt, haben wir ein Problem!«
    »Daran können wir nichts mehr ändern. Los, durchsuch seine Taschen. Ich bin mir sicher, dass es noch einen anderen Schlüssel gibt.«
    Hastig kramte Saranga in den weiten Taschen des Toten und förderte drei seltsame Steinschlüssel zutage – eine goldene Schlange, einen roten Drachen und einen schwarzen Raubvogel.
    Vertos zögerte kurz. Dann griff er nach der goldenen Schlange, schob sie in das Loch neben dem Portal und hörte, wie sich die Tür entriegelte. Mit einem zufriedenen Lächeln schob er den schweren Flügel auf.
    Es war nicht die erste Bibliothek, die Saranga in ihrem Leben betrat, doch sicher eine der großartigsten. Sie pfiff durch die Zähne, als ihr Blick an den Reihen prächtiger Bücher entlangglitt. Vertos eilte durch den weitläufigen Raum und hielt nach den gestohlenen Büchern und Schriftrollen Ausschau, aber es war gar nicht so leicht, sie in den langen, hohen Regalen zu finden. Den Nebenraum, von dem der Mönch gesprochen hatte, konnten sie nicht entdecken. Während Vertos immer mehr Bücher aus den dichten Reihen geprägten Leders herauszog und in den nicht voll werdenden Rucksack stopfte, suchte Saranga nach verborgenen Nischen oder Geheimtüren.
    »Das sind zwar nicht die Bücher, die mir gestohlen wurden, aber auf den ersten Blick sehen sie sehr interessant aus.«
    Saranga berührte die edelsteinbesetzten Augen eines Schlangenhalbreliefs, das sich um eine schlanke Säule wand. Es fühlte sich an, als seien die Steine locker. Sie drückte noch einmal energischer. Fast geräuschlos drehte sich das deckenhohe Regal, vor dem Vertos gerade stand, um seine Achse.
    »Komm schnell, ich glaube, das ist der Raum, den wir suchen«, drängte er aufgeregt und schlüpfte an den Buchreihen vorbei in das dahinter liegende Zimmer.
    Ungefähr zur gleichen Zeit lief der Magier Wan Yleeres unter der Glaskuppel seines Studierzimmers fluchend auf und ab. Er suchte das Pergament, auf dem er sich am Abend zuvor wichtige Notizen gemacht hatte, konnte es aber nirgends entdecken.
    »Dieser Nichtsnutz von Mönch wird es doch wohl nicht mit den anderen Schriftrollen in die Bibliothek zurückgeschleppt haben?«
    Völlig aufgelöst fuhr Wan sich durchs lichte, flammend rote Haar. Dann stürmte er zur Tür und brüllte durchdringend nach dem Übeltäter, doch nichts geschah.
    Nur das Stubenmädchen, das gerade aus dem Gemach des Magiers kam, hielt sich die Ohren zu, als sie Wan zwei Stockwerke über sich nach Dronder rufen hörte. Kopfschüttelnd eilte sie die Treppe hinunter und wollte schon in den Dienstbotentrakt abbiegen, als sie vor der Tür zur Bibliothek etwas Großes liegen sah. Als sie näher kam, erkannte sie den dicken Priester. Sie lief zu ihm, um zu sehen, ob ihm etwa schlecht geworden sei, und erstarrte, als ihr Blick auf die Blutlache fiel und unwillkürlich zu seiner durchgeschnittenen Kehle weiterwanderte. Sekunden später erst ließ die junge Frau den Waschkrug fallen und kreischte aus Leibeskräften.
    *
    Wortlos betrachtete Wulfer den toten Zwerg. Äußerlich war er ruhig, doch in ihm tobte es. Durim, der sadistische Vorarbeiter, der den Tod mehrfach verdient hatte, war geflohen. Und nicht nur das – seine Flucht hatte ein weiteres Opfer unter den Zwergen von Pantha gefordert. Der Wächter, der den Toten entdeckt hatte, trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Was soll ich denn jetzt machen? Wer sagt es seinen Eltern? Soll ich das tun?«
    Wulfer sah, wie schwer dem Zwerg dieses Angebot gefallen war,

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