Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Zugpferde sollten auch zum Reiten taugen, man kann nie wissen, was auf so einer Reise alles passiert. Thunin, du kümmerst dich um unsere Verpflegung. Ich habe keine Ahnung, wie lange wir unterwegs sein werden. Wir sollten möglichst wenig Zeit für die Jagd verschwenden, also besorge Proviant für zwei, drei Wochen. Alles klar?«
Die Freunde erhoben sich. Rolana sprang auf. »Und was ist mit mir? Was soll ich tun?«
Ibis grinste süffisant. »Du darfst auf das kleine Ungeheuer aufpassen. Wir wollen ja nicht, dass es weint, nur weil seine neue Mutter verschwunden ist. Ach übrigens – herzlichen Glückwunsch zum freudigen Ereignis!«
»Das ist ja ...« Rolana wurde puterrot. Lachend verließ die Elbe mit den anderen den Hof.
Thunin tauschte zwei kleine Edelsteine gegen Dörrfleisch, Nüsse, Trockenobst und Brot. Welche Verpflegung sollte er nur für den Drachen mitnehmen? Ratlos kratzte sich der Zwerg am Kopf. Vielleicht hatte Rolana eine Idee. Thunin stapfte den Hügel hinauf und betrat den Hof, auf dem ein heilloses Durcheinander herrschte.
»Gut, dass du kommst! Hilf uns mal, die Hühner wieder einzufangen.«
»Was ist denn hier passiert?«
»Frag nicht!« Rolana schwankte zwischen Tränen und Lachen. »Brei war unserem Schützling wohl zu einseitig, und da hat er sich in einem günstigen Augenblick an den Hühnerstall herangemacht, die Tür aufgebrochen und drei Federtiere gefressen. Der Rest ist in Panik davongeflattert.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass der Ärger schon so früh anfängt.« Murrend versuchte der Zwerg ein verängstigtes Huhn vom Vordach zu scheuchen. Da lugten eine kupferne Schnauze, ein breites Maul, aus dem noch ein paar Federn sahen, und zwei unschuldig dreinblickende rote Augen um die Ecke. Grindir war über das Verhalten seines Freundes empört und tadelte ihn mit erhobenem Zeigefinger.
Nina betrachtete die losgerissenen Bretter. »Thunin, bist du so lieb ...?«
Der Zwerg fügte sich in sein Schicksal und machte sich daran, den Stall zu reparieren. Der Drache legte den Kopf schief und sah ihm aufmerksam zu.
»Guck du nur, du weißes Monster!«, brummte der Zwerg. »Wenn du meinst, dass du hier, sobald ich fertig bin, wieder eine Sauerei veranstalten kannst, dann hast du dich getäuscht! Wenn du nicht brav bist, kommst du an die Kette!«
Rolana, die mit zwei Ausreißern unterm Arm zurückkam, lachte herzlich über das ungleiche Paar.
*
Wie erwartet, hatte sich das Ereignis bis zum Abend im Dorf herumgesprochen, und die Zwerge strömten in Scharen, um das Wunder zu bestaunen. Die Gefährten konnten nur eine gute Miene dazu machen und hofften, in den nächsten Tagen gut voranzukommen. Rolana sprach mit dem Dorfältesten und schärfte ihm ein, dass von der Existenz des Drachen nichts nach außen dringen durfte.
»Wie soll er denn heißen?«, fragte Nina und kraulte das satte und zufriedene Baby hinter den Ohren.
»Er heißt Covalin«, verkündete Grindir. »Das hat er mir ins Ohr geflüstert.«
»Na wenn er dir das gesagt hat, dann blEiben wir dabei.« Rolana sah den Drachen fragend an, der heftig nickte. Belustigt strich sie über die glänzend weißen Schuppen.
»Du bist aber ein ganz Schlauer. Man könnte meinen, dass du uns verstehst.« Covalin legte den Kopf schief und zeigte seine Zähne.
An Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken. Die Freunde hatten alle Hände voll zu tun, die übermütigen und begeisterten Zwerge zurückzuhalten. Dem kleinen Drachen wurde der Trubel sichtlich zu viel. Unwillig peitschte er mit dem Schwanz auf den Boden und zerriss einigen zu neugierigen Zwergen die Jacke. Schon im Morgengrauen beluden die Gefährten den Wagen.
»Covalin, du fährst im Wagen mit, und Rolana wird ihn lenken.«
Die Priesterin seufzte. »Muss das sein?« Sie sah den Magier flehend an. »Ich bin bestimmt nicht gut im Kutschieren.«
»Der Drache hängt vor allem an dir und wird so hoffentlich ruhig auf der Pritsche liegen blEiben. Stell dir vor, er läuft hinter deinem Pferd her und rennt jedes Mal, wenn er etwas entdeckt, in eine andere Richtung. Nein, so kommen wir nie vorwärts. – Wenn du gar nicht zurechtkommst, kannst du dich mit Thunin abwechseln.«
»Na gut. Komm Covalin, du darfst hinter dem Kutschbock sitzen.« Einladend klopfte sie auf die Planken, und der Drache nahm gehorsam darauf Platz. Rolana band ihr Pferd hinten an und warf ein großes Leinentuch, das sie in der Nacht noch eilig zusammengenäht hatten, auf die Pritsche.
»Wenn wir jemandem
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