Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
alle gegen mich verschworen und wollen mich erziehen? Ich bin alt genug, um zu wissen, was ich tue!«
Seradir zuckte verlegen mit den Schultern. »Auch auf das Risiko hin, dich noch mehr zu verärgern, schließe ich mich den beiden an. Die Leute mögen die Eiben nicht besonders. Es gibt einfach zu viele Mythen und Geschichten über uns, die man erzählt, um Kindern einen Schrecken einzujagen. Wie viele Menschen kennen unser Volk denn schon aus eigener Erfahrung? Man kann ihnen daraus keinen Vorwurf machen, denn wir haben uns jahrhundertelang in den Wäldern versteckt. Ich spüre die Blicke genau, die man mir nachwirft!« In seinen traurigen Augen glomm ein Flehen, doch er zwang sich weiterzureden. »Es ist nicht gut für dich und deine Stellung als Herrin der Grafschaft, wenn du dich zu oft mit mir zeigst – und mehrere Tage mit mir könnten deinem Ruf sehr schaden.«
»Ach was! Erstens geht es die Leute überhaupt nichts an, was ich mache, und zweitens sollen sie sich endlich an die Eiben gewöhnen! Habe ich nicht gerade einen Vertrag mit deinem Volk abgeschlossen, der der Grafschaft zu besseren Waffen und anderen wichtigen Dingen verhilft?«
»Das Geschäft ist eine Sache; die schöne, junge Herrin jedoch, auf die alle Augen gerichtet sind, ist etwas ganz anderes.« Die Hände des Eiben zitterten, als er nach Laminas Hand griff.
»Gut, du hast deine Pflicht erfüllt und mich vor den Folgen meines Vorhabens gewarnt. Wenn etwas schief geht, brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Können wir jetzt endlich unseren Ritt nach Dijol besprechen? Du kennst dich mit solchen Dingen besser aus, deshalb bitte ich dich, zu besorgen, was wir auf unserer Reise brauchen. Wenn es geht, möchte ich kein Packpferd mitnehmen. Lass dir von Vlaros eine Karte geben, damit wir uns nicht verirren. Ich schätze, wir brauchen zwei Tagesritte bis zur Küste. Ich verlass mich auf dich, mein Freund.«
Cordons Stimme rief Lamina in den Hof, und sie eilte davon. Seufzend sah ihr der Elb nach. Er war zerrissen von dem Wunsch, ein paar Tage mit ihr zusammen zu sein, und der Angst, sie könnten ihren Leichtsinn später bereuen.
Das Silber des Todes
Na, was hat unser großer Kundschafterdrache entdeckt?« Ibis zügelte ihr Pferd und fasste den Verlauf der steilen Schlucht ins Auge.
Auch Thunin hielt sein Pferd an und sah in die gleiche Richtung. Nachdenklich runzelte der Zwerg die Stirn. »Das könnten Geier sein.«
Kann man die fressen?, piepste der Drache dazwischen.
Ibis lachte. »Covalin, Covalin, das nimmt noch ein schlimmes Ende mit dir. Du wirst Cay von Tag zu Tag ähnlicher – der denkt auch nur ans Essen.«
Thunin grinste. »Immerhin hab ich ihn noch nie einen Geier verspeisen sehen.«
Cay, der mit Rolana ein Stück zurückgeblieben war, schnappte gerade noch das Wort Geier auf.
»Wo die sind, ist meist auch was zu fressen ...«
Weiter kam er nicht. Der Zwerg und die Elbe sahen sich an und lachten.
»Kann mir mal einer sagen, was daran so lustig ist? Während ihr hier rumalbert, ist hinten in der Schlucht womöglich etwas passiert. Am Wasser sind überall Spuren.«
Rolana stimmte ihm zu. »Ja, wir sollten nachsehen. Vielleicht ist jemand in Not und braucht unsere Hilfe.«
Ibis schüttelte den Kopf. »Wenn die Geier bereits zu Tisch geladen sind, kommt jede Hilfe zu spät. Trotzdem bin ich dafür, dass wir uns die Sache genauer ansehen. Vielleicht liegt ja was herum, das die Geier nicht brauchen können, ich aber schon.« Bedeutungsvoll klopfte sie auf ihren Beutel.
Thunin schüttelte missbilligend den Kopf und fing an, der Elbe eine Standpauke über Anstand und Moral zu halten.
»Was meinst du, Lahryn?«, wandte sich Rolana an den alten Magier.
»Es liegt nicht auf unserem Weg und könnte uns in Gefahr bringen. Denk daran, dass Covalins Sicherheit an erster Stelle steht. Andererseits – wenn wirklich jemand in Gefahr ist, möchte ich nicht einfach die Augen schließen und vorbeireiten.«
Ich flieg mal hin – nur zum Gucken, ehrlich!
Covalin, bleib hier! Doch Rolanas Gedanke verwehte im Abendwind.
»Damit ist die Sache wohl entschieden.« Ibis trieb ihr Pferd an und folgte dem glänzenden weißen Fleck am Himmel.
Es waren tatsächlich Geier, die zwischen den steilen Felswänden kreisten. Ihre nackten Hälse ragten zwischen ehemals weißen Flaumfedern hervor, die jetzt von rötlichem Staub verklebt waren. Zwei Vögel saßen im dürren Geäst eines abgestorbenen Baums und starrten gierig auf das Bündel, an dem
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