Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
trank.
Seit zwei Wochen war Cewell nun zu Gast auf Burg Theron. Dem Empfang hatte es an Herzlichkeit gefehlt, doch er hatte sich dadurch nicht beirren lassen. Warum sollte seine Tochter nicht hocherfreut sein, ihren Vater aufzunehmen? Auch die täglichen Streitereien tat er mit einer Handbewegung ab.
»Sie ist noch launischer als früher, aber das gewöhne ich ihr schon noch ab«, hatte er Vlaros bei einem Glas Wein anvertraut.
Mit einem Seufzer klappte Lamina nun das Buch zu. »Was willst du?«, fragte sie und gab sich alle Mühe, ruhig zu blEiben. »Könntest du bitte die Tür schließen? Die Herbstnächte sind schon sehr kühl.«
Cewells Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln, als er die Tür mit lautem Knall ins Schloss warf. »Natürlich – und ich werde in Zukunft unendlich rücksichtsvoll sein und alle deine Launen entschuldigen. Ich weiß doch, dass Frauen in deinem Zustand launisch sind.«
»Was willst du damit sagen?« Ihre Stimme nahm einen scharfen Klang an, doch Mojewsky schien das nicht zu bemerken und ließ sich ächzend in den zweiten Sessel fallen.
»Dein neuer Magier hat mir verraten, dass du ein Kind erwartest. Lamina, ich bin stolz auf dich. Jeden Morgen werde ich die Götter anflehen, dass es ein Junge wird. Es hat mir ja wie ein Fels auf der Seele gelegen, dass jemand, den die Erbfolge bestimmt, uns alles wegnehmen kann, nur weil du es nicht geschafft hast, auf deinen Jungen aufzupassen. Doch jetzt wird alles gut. Du wirst einen Sohn bekommen, der die Grafschaft erbt, und ich werde die Verwaltung übernehmen.«
Seine Augen glänzten, als er ihr zuprostete und den Becher in einem Zug leerte. Er merkte nicht, dass Lamina totenblass geworden war und die Hände zu Fäusten geballt hatte. In seine Zukunftsvisionen vertieft redete er weiter.
»Ich war nämlich bei deinem Magier und habe in der Ahnengeschichte des Grafen geblättert. Die Erbfolge ist leider so, wie ich befürchtet hatte: Nur ein Sohn von dir kann die Grafschaft übernehmen – untersteh dich also, ein Mädchen zu bekommen!
Es gibt da einen Vetter von Gerald, den Herzog Rudolf von Ingerstein, dessen Burg südlich von Ehniport liegt. Er ist der nächste männliche Verwandte und hat somit Anspruch auf Besitztümer und Titel.« Cewell seufzte. »Das darf nicht so blEiben! Ich habe schon Pläne gemacht. Ich werde dir einen neuen Ehemann besorgen, und unser Besitz wird noch größer werden. Du wirst eine mächtige Frau, meine liebe Gräfin, du musst mich nur machen lassen!«
Jetzt konnte sich Lamina nicht mehr zurückhalten. Ihr eben noch totenblasses Gesicht färbte sich flammend rot, und sie sprang vom Sessel auf und schrie ihren Vater so heftig an, dass er erschrocken zusammenzuckte.
»Wenn du noch ein Wort sagst, lass ich dich hinauswerfen! Ich hab dich aufgenommen, weil dein Gut niedergebrannt wurde und du nicht wusstest, wohin, aber ich hab dir nicht erlaubt, dich in mein Leben einzumischen. Du hast mir schon genug angetan! Wenn du meinst, dass du mich ein zweites Mal verkaufen kannst, dann täuschst du dich gewaltig. Falls ich je wieder heiraten sollte, dann suche ich mir meinen Mann selber aus – und glaube mir, Geld und Macht sind dabei nicht die Dinge, die mir am wichtigsten sind!
Ich warne dich: Versuch nicht, mich übers Ohr zu hauen! Ich habe die Verwaltung der Grafschaft nach Geralds Tod übernommen, und meine Leute vertrauen mir. Misch dich da nicht ein! Mit welchem Recht machst du Pläne für meinen Besitz? Gerald ist tot, und auch wenn die Erbfolge nicht an mir ist, sehe ich Theron als neue Heimat an und werde die Grafschaft vor allen Geiern und vor dir schützen. Sei vorsichtig: Wenn du dich nicht an die Spielregeln hältst, gibt es auf Theron keinen Platz für dich!«
Cewell starrte seine Tochter mit offenem Mund an und fuhr sich nervös mit der Zunge über die trockenen Lippen. Dann schenkte er sich erneut ein und stürzte den Wein in einem Zug hinunter, als könnte er so die Worte vertrEiben, die schmerzlich durch seinen Kopf rasten. Der Wein wärmte seine Seele und nahm der Stimme seiner Tochter den harten Klang. Nach einem weiteren Becher war Cewell überzeugt, dies seien nur die Launen einer schwangeren Frau, und beschloss, ihr nicht böse zu sein – schließlich hatte sie das alles sicher nicht so gemeint und würde ihn bald unter Tränen für ihre harten Worte um Verzeihung bitten. Er war ihr Vater und hatte doch stets zu ihrem Besten gehandelt! Er lächelte Lamina an, die mit trotziger Miene
Weitere Kostenlose Bücher